Wenn Zwänge den Tag bestimmen. Sobald bestimmte Gedanken wiederkehren und sich aufdrängen, und sobald bestimmte Handlungen fortwährend wiederholt werden müssen, kann eine Zwangsstörung vorliegen. Wie entsteht eine zwangsstörung?
Gedanken, die viel Raum einnehmen oder Handlungen, die wiederholt vorgenommen werden und zumeist der Kontrolle dienen, sind bis zu einem gewissen Punkt normal und beinahe jedem bekannt. Bei einer Zwangsstörung jedoch lassen sich diese Gedanken und Handlungen – trotzdem Betroffene wissen, dass sie übertrieben und unbegründet sind – nicht mehr willentlich beeinflussen und nehmen überhand.
Worum geht es bei einer Zwangsstörung?
Eine Zwangsstörung beginnt in der Regel im Jugend- oder frühen Erwachsenenalter und verläuft chronisch. Zwangsstörungen entwickeln sich schleichend und bleiben für Außenstehende lange unerkannt. Nicht selten geht einer Zwangsstörung ein zwanghaftes Verhalten mit ‚harmlosen Alltagszwängen‘ wie Licht- oder Haustürkontrolle voraus – der Übergang zur Zwangsstörung kann fließend sein. Im Gegensatz zum allseits bekannten zwanghaften Verhalten sind Zwangsstörungen aufgrund ihrer Intensität und Zeitaufwendigkeit lebensbestimmend, die Auswirkungen und Folgen sind für Erkrankte erheblich. Zwangsstörungen zeichnen sich durch Zwangsgedanken und/oder Zwangshandlungen aus – eine Kombination ist häufig. Betroffene reagieren körperlich mit extremer Angst oder Zittern, falls sie ihre Zwänge nicht ausführen. Daher versuchen sie ihre Zwangsgedanken- beziehungsweise -handlungen zu neutralisieren oder zu überlagern, indem sie sich anderen Gedanken und Handlungen zuwenden.
Was sind Zwangsgedanken?
Zwangsgedanken drängen sich auf und lassen sich nicht willentlich steuern oder unterdrücken. Darüber hinaus werden Zwangsgedanken oft von großer Angst und Unruhe begleitet. Ein wesentlicher Zwangsgedanke ist, sich allein durch das Berühren von Gegenständen oder Personen zu verschmutzen oder zu infizieren. Ebenso zu den Zwangsgedanken gehören wiederkehrende Zweifel, sexuelle Vorstellungen oder aggressive Impulse sich selbst und anderen gegenüber.
Was sind Zwangshandlungen?
Zu den Zwangshandlungen gehören Wiederholungszwänge, Kontrollzwänge, Reinigungszwänge und Rituale, wie Haare ausreißen (Trichotillomanie). Zwangshandlungen dienen Betroffenen zum Abwenden von Gefahren und somit zur Beruhigung, außerdem um keine Angst oder Unwohlsein aufkommen zu lassen beziehungsweise diese Symptome erträglich zu machen.
Mögliche Folgen einer Zwangsstörung
Die Folgen können, je nach Form der Zwangsstörung, fatal sein. Da die Erkrankung den Betroffenen sehr viel Zeit und Energie abverlangt, ist ein ’normales‘ Privat- und Berufsleben kaum noch möglich. Dementsprechend kommt es zum sozialen Rückzug und zum Meiden von eventuellen Auslösern der Zwänge. Die Auswirkungen eines Waschzwangs beispielsweise können zu verheerenden Störungen der Haut führen. Weiterhin spielen Depressionen bei Zwangserkrankten eine wichtige Rolle.
Ursachen und Behandlung einer Zwangsstörung
Die Ursachen einer Zwangsstörung liegen neben genetischen Faktoren und neurobiologischen Prozessen vermutlich in der jeweiligen Lebensgeschichte eines Betroffenen. Die Behandlung der Zwangsstörung wird anhand der Ursache festgelegt, dabei sind psychotherapeutische Maßnahmen unumgänglich. Begleitend stehen diverse Medikamente zur Verfügung, deren Einsatz aufgrund der Nebenwirkungen genau geprüft werden sollte. Überaus hilfreich sind der Besuch einer Selbsthilfegruppe und der Austausch mit anderen Betroffenen.