Kalorienreiches macht glücklich. Neueren Untersuchungen zufolge ist Süßstoff dem Zucker nicht immer überlegen, vor allem nicht, wenn es darum geht, Kalorien zu sparen und das Gewicht zu reduzieren.
Lange Zeit herrschte die weit verbreitete Meinung vor, Süßstoff wäre eine echte Alternative zum doch immerhin kalorienhaltigen Zucker. Viele Abnehmwillige machten sich diesen Umstand zu Nutze und stiegen von Zucker auf Süßstoffe um, in der Absicht, Kalorien zu sparen und das eigene Körpergewicht zu reduzieren. Mehrere Untersuchungen aus den letzten Jahren zeigten jedoch, dass Süßstoffe nicht zu einer dauerhaften Gewichtsreduktion geeignet sind.
Zucker versus Süßstoff
Geschmacklich kann der Mensch Zucker und künstliche Süßungsmitteln kaum voneinander unterscheiden, unser Gehirn ist dagegen schon in der Lage, die verschiedenen Stoffe zu erkennen. Ein Forscherteam der University of California fand unterschiedlich starke Reaktionen im Belohnungszentrum im Hirn, als Probanden mit Zucker oder Süßstoffen (Sucralose) versehenes Wasser zu sich nahmen. Während echter Zucker das Hirn „sättigen“ kann, scheint diese Wirkung bei Süßstoffen auszubleiben. Offenbar stimuliert natürlicher Zucker das Belohnungszentrum mehr als Süßstoffe.
Zucker beeinflusst das Gehirn in größerem Maße
Rezeptoren in den Geschmackszellen, die das Signal an das Gehirn weiterleiten, werden sowohl von natürlichen wie auch von künstlichen Süßungsmitteln stimuliert. Bei der Untersuchung zeigte sich jedoch, dass echter Zucker den Belohungskreislauf im Hirn stärker beeinflusst. Nur durch Zucker wurden diejenigen Gebiete im Mittelhirn angesprochen, in denen das „Glückshormon“ Dopamin vorkommt. Es aktiviert das Belohnungszentrum. Bei der Gabe des Süßstoffes Sucralose wurde mehr Kommunikation zwischen den zuständigen Hirnregionen angeregt. Deshalb liegt die Vermutung nahe, dass künstliche Süßungsmittel das Belohnungssystem zwar aktivieren, aber beim Beenden des Verlangens beziehungsweise beim Sattwerden einen schwächeren Resonanzmechanismus aufweisen. Die Forscher sind der Meinung, dass sich daraus auch Folgen für die Nutzung künstlicher Süßungsmittel als Hilfe zur Gewichtskontrolle ergeben könnten. Bislang liegen zwar keine gesicherten Ergebnisse vor, zum Abnehmen ist aber von Süßstoffen eher abzuraten, da Speisen, die statt Zucker Süßstoffe enthalten, in der Regel erhöhte Fett- und Energiewerte haben. Deshalb ist es insgesamt sinnvoller, auf die Gesamtkalorien und Inhaltsstoffe zu achten als nur auf den Ersatz von Zucker durch Süßstoffe.
Dickmacher Süßstoff
An der Purdue-Universität in West-Lafayette haben Experimente an Ratten gezeigt, dass beim Verzehr von Süßstoff die Nährstoffverarbeitung durcheinander gerät, da auf den süßen Geschmack keine Kalorienzufuhr folgt. Dadurch kann es zu Schwierigkeiten bei der Kontrolle der Essensmenge und damit zu Übergewicht kommen. Durch die Kombination von Süße und fehlenden Kalorien wird der Körper so verwirrt, dass er anschließend kalorienreiche Gerichte weniger effektiv abbaut und mehr davon verlangt. Bei der Untersuchung fraßen die Ratten, die mit Süßstoff gefüttert worden waren, größere Mengen kalorienreicher Nahrung und nahmen in der Folgezeit mehr Gewicht als die Ratten zu, die normalen Zucker zu sich nahmen.
Süßstoff täuscht den Körper
Scheinbar findet im Körper keine normale Verdauung mehr statt, wenn es keine Verbindung zwischen Süße und Kalorien mehr gibt. Die Nährstoffe werden dann schlechter verwertet und als Folge davon verlangt der Körper noch mehr Süßes. Auch dann, wenn wieder kalorienreiche Kost zugeführt wird, bleibt dieser Effekt bestehen. Offenbar fällt die Gewichtszunahme auf lange Sicht geringer aus, wenn nicht die kalorienarme Alternative, sondern das Original verzehrt wird, so die Schlussfolgerung der Forscher. Die Zahl der Fettleibigen ist nachweislich seit der Einführung von Diät-Erfrischungsgetränken deutlich gestiegen.
Inzwischen konnte auch ein Zusammenhang zwischen vermehrtem Genuss von Diätgetränken und höherem Risiko für Fettablagerungen in der Bauchhöhle, Bluthochdruck und Insulinresistenz beobachtet werden.