Zitronengras (Cymbopogon citratus) ist bekannt als Zutat aus der asiatischen Küche. In Thailand, Vietnam und Indien wird es auch als Heilpflanze genutzt.
Zitronengras gehört botanisch der Familie der Süßgräser (Poaceae) an. Als Kulturpflanze wird es angebaut in tropischen Zonen Asiens und Südamerikas.
Verwendet werden die Zitronengras-Blätter in frischem, getrocknetem oder gemahlenem Zustand als Teezutat, Gewürz oder zur Aromatisierung in der südostasiatischen Küche. Auch hierzulande findet Zitronengras-Öl zunehmend Verwendung in der Nahrungsmittel- (als Aromazusatz zu Erfrischungsgetränken, Süß- und Backwaren) und Kosmetik-Industrie (als Parfümzusatz).
Bestandteile von Zitronengras-Öl
Im Zitronengras-Öl wurden 37 Komponenten identifiziert. Das ätherische Öl enthält eine komplexe Mischung, die überwiegend aus Mono- und Sesquiterpenen besteht. Als Wirkstoffe findet man Citral (65-86 %), aber auch Myrcen, Limonen, Camphen, Geraniol und in geringen Mengen Citronellal, das vielmehr aus der Süßgras-Art Cymbopogon winterianus gewonnen wird.
Therapeutischer Nutzen hierzulande in Frage gestellt
Der therapeutische Nutzen der Zitronengras-Arten und daraus gewonnener ätherischer Öle wird in Europa als gering eingeschätzt. Die Kommission E des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) bewertete 1990 die Wirksamkeit in einer Monographie als negativ, da wissenschaftliche Wirkungen nicht belegt waren.
Traditionelles Heilmittel
In der Indischen Medizin wird Zitronengras-Öl gegen Darmparasiten, bei Magenbeschwerden, Blähungen und auch zur Fiebersenkung eingesetzt. Darüber hinaus werden auch Pilzinfektionen von Haut, Mund, Harnwegen und Vaginaltrakt mit dem Öl behandelt.
Asiatische Forscher bestätigen Anti-Pilz-Wirksamkeit auch im Labor
Während in Europa die Forschung ruht, zeigten sich asiatische Wissenschaftler ermutigt, traditionelle Anwendungen mit wissenschaftlich anerkannten Methoden auf den Grund zu gehen.
In den letzten Jahren wurden die antimikrobiellen Eigenschaften des Zitronengrases im Labor näher untersucht, die Anlass dazu geben könnten, die negative Einschätzung des therapeutischen Nutzens zu revidieren. Mittels standardisiertes Labortests wie u.a. dem Microbroth dillution assay (MDA) wird die minimale Hemmkonzentration (MIC) eines Wirkstoffes gegen Pilze bestimmt. Des weiteren dienen auch Zelltests sowie (elektronen)mikroskopische Untersuchungen dem Wirksamkeitsnachweis.
Ätherische Öle werden in der Aromatherapie auch gegen Mikroorganismen eingesetzt. Japanische Forscher fanden heraus, dass das Myzel-Wachstum, das den Hefepilz Candida albicans befähigt, in Gewebe einzudringen, von Zitronengras-, Thymian-, Patchouli- und Zedern-Öl in einer Konzentration von 100 µg/ml im Medium gehemmt wurde.
Äußerst therapieresistent – und durch herkömmliche Medikamente kaum zu behandeln – sind vor allem Biofilmbildungen auf den Schleimhäuten durch Candida albicans: Indische Wissenschaftler wiesen im Labor nach, dass durch Cymbopogon citratus und Syzygium aromaticum (Gewürznelke) die Biofilmbildung verhindert wurde. Die Forscher stellten in weiteren Untersuchungen fest, dass die getesteten Öle auch gegen Antimykotika- (Fluconazol und Amphotericin B)-resistente C. albicans-Stämme wirksam waren und in Verbindung mit diesen Medikamenten eine verstärkende Wirkung zeigten. Im Vergleich ätherischer Öle zeigte Zitronengras die stärkste antimykotische Wirkung vor Minz- und Eukalyptus-Öl.
Das ätherische Öl von Zitronengras ist in der Gasphase noch effektiver als in flüssiger Form und fügt C. albicans-Zellen irreparable Schäden zu.
Fazit – Im Zitronengras steckt mehr als erwartet
Steckt in Zitronengras-Öl ähnlich wie in Kurkuma vielleicht doch eine Alternative oder Ergänzung zu herkömmlichen Antimykotika, die aufgrund der Fähigkeit der Pilze, resistent zu werden, sich zunehmend wirkungslos erweisen. Der Weg, Medikamente aus Naturstoffen zu entwickeln, steht inzwischen in der Pharmaindustrie in der ersten Reihe. Man ist dabei, Pflanzenextrakte und Inhaltsstoffe zu standardisieren. Denn manch Unterschied in den antimikrobiellen Eigenschaften eines Pflanzenextraktes ist auf das Alter der verwendeten Pflanzen, die Frische der pflanzlichen Materialien, physikalische Faktoren (Temperatur, Licht Wasser), Verunreinigung durch Mikroben, Verwendung anderer Pflanzen, falsche Zubereitung und Dosierung zu suchen.
Mittels standardisierter Labor-Tests konnten antimikrobielle Wirkungen von Zitronengras-Öl oder der Hauptkomponente Citral nachgewiesen werden. Der traditionelle Einsatz dieser Öle bei Candida-Infektionen auf Haut und Schleimhaut (mukokutan) beruht also auf einer wissenschaftlich bestätigten Basis. Ob die volksmedizinische innere Anwendung von Zitronengras (als Aufguss) bei Magen-Darm-Beschwerden und -Infektionen wirksam ist, ist zweifelhaft. Als Bestandteil einer Anti-Pilz-Diät ist Lemongras jedoch zu empfehlen.
Aus diesen experimentellen Befunden leiten die Forscher die Möglichkeit ab, dass Zitronengras-Öl eine potenzielle Rolle bei der Behandlung oraler und vaginaler Candidiasis (Scheidenpilz-Infektionen) spielen könnte. Bis zur Zulassung als Arzneimittel ist noch ein weiter Weg zu beschreiten. Außerdem können Haut- und Schleimhäute auf eine Anwendung überempfindlich reagieren. Citral und Citronellal besitzen ein gewisses Sensibilisierungspotenzial, seltene allergische Reaktionen beim Auftragen auf die Haut sind beschrieben.