Krankheiten phytotherapeutisch mit der Heilkraft von Wurzeln heilen.
Wurzeln können heilen, genauso wie die oberirdische Pflanze selbst. Hier finden sich einige Rezepte zur Zubereitung von Wurzeln als Heilmittel.
Heilsame Wurzeln müssen exakt zubereitet werden, um der Gesundheit des Menschen zu dienen.
Hier finden sich einige Beispiele und Rezepte.
Angelika-Tinktur
Angelikawurzeln hälftig in ein Schraubglas füllen, mit 45prozentigem Weingeist ergänzen, drei Wochen ziehen lassen, gelegentlich bewegen, abseihen und in eine Tropfflasche füllen. Achtung: Die enthaltenen Fuocumarine wirken lichtsensibilisierend. Keine direkte Sonneneinstrahlung.
Bach-Nelkenwurz-Tee (volksmedizinisch)
Zutaten: frische, getrocknete Bach-Nelkenwurzel
1 TL Wurzeln in kaltem Wasser ansetzen und aufkochen; fünf Minuten ziehen lassen. Bei Verdauungsbeschwerden täglich zwei Tassen.
Bach-Nelkenwurz-Kräuterwein (volksmedizinisch)
Zutaten: frische getrocknete Wurzel von der Bach-Nelkenwurz, trockener Weißwein
Wegen ihres nelkenartigen Aromas wurde die Bach-Nelkenwurz schon früher zur Aromatisierung von Kräuterlikören verwendet. Für den Kräuterwein ist eine große Flasche hälftig mit zerkleinerten frischen Bachnelkenwurzeln zu füllen. Nun mit trockenem Weißwein übergießen, sechs Wochen ziehen lassen und abseihen.
Der Wein soll Gehirn, Herz und vor allem den Magen stärken, die Sinne erfrischen. Zwei kleine Gläschen am Tag sollen den von Krankheit geschwächten Körper wieder regenerieren.
Brennesselwurzel-Tinktur
Die Wurzeln werden gesäubert, klein geschnitten und in 45prozentigem Alkohol angesetzt. An einem hellen Ort wird die Tinktur drei Wochen lang ausgezogen, wobei zu beachten ist, dass man sie täglich einmal sanft bewegt, damit die heilwirksamen Inhaltsstoffe gelöst werden. Nach drei Wochen abseihen, in dunkle Tropfflaschen abfüllen. Dosierung dreimal täglich 10 bis 20 Tropfen in Wasser verdünnt einnehmen. Bei Ödemen, Wassereinlagerungen im Gewebe, infolge Herz- oder Niereninsuffizienz darf die Brennnessel nicht therapeutisch eingesetzt werden.
Blutwurzschnaps
Zutaten: eine Handvoll geschnittene Blutwurzeln, ein Liter Korn, Brandwein oder Obstler
Die Blutwurzeln mit dem Alkohol übergießen, gut verschließen, nach zwei bis drei Wochen abseihen. Bei Bedarf (Magen-Darm-Erkrankungen, Durchfall) ein bis zwei Schnapsgläschen trinken
Wurzelöle
Die Hälfte eines Gefäßes mit kleingehackten Wurzeln auffüllen und mit Öl übergießen. Gegebenenfalls noch einige Kräuter zur kulinarischen Verwendung hinzufügen. Drei Wochen bei milder Temperatur mazerieren lassen. Von Zeit zu Zeit schütteln. Durch ein Sieb gießen und in dunkle Flaschen füllen. Auf diese Weise gewinnt man medizinische Öle oder Kräuteröle, die sich hervorragend für die Küche eignen.
Anmerkung:
Die als volksmedizinisch angegebenen Rezepturen und Empfehlungen unterliegen keinen medizinischen Studien und keinem wissenschaftlichen Nachweis.
Der Unterschied zwischen Erfahrungsmedizin, Volksmedizin, Ethnomedizin
Die nicht wissenschaftlich belegten Wirkungen von Heilkräutern, wie beispielsweise in den Kräuterbüchern von L. Fuchs, A. Mathiolus, H. Bock und A. Lonicerus, werden als Erfahrungsmedizin bezeichnet. Zur Erfahrungsmedizin gehören auch die Volks- und Ethnomedizin:
Unter Volksmedizin versteht man die Heilkräuterkunde ohne wissenschaftliche Belege, die regional über die Erfahrungen von Kräuterfrauen und Ärzten mündlich an die nächste Generation weitergegeben werden. Die sogenannte Ethnomedizin beschäftigt sich mit dem rituellen und medizinischen Brauchtum von Naturvölkern und von Bevölkerungsgruppen in der modernen Zivilisation.
Fehlermöglichkeiten bei der Interpretation überlieferter Schriften
- Botanische Zuordnungen sind nicht korrekt erfolgt oder nicht nachvollziehbar
- Handschriften waren teilweise unlesbar und wurden möglicherweise auch fehlinterpretiert, beispielsweise durch häufige Abkürzungen, die infolge des Mangels an Schreibutensilien (Schweinehäute etc.) nötig wurden
- Viele Überlieferungen wurden nicht schriftlich festgehalten, sondern nur mündlich von Generation zu Generation weitergetragen
- Vielerlei Überlieferungen wurden durch vermeintliche Gegner – der Inquisition im Falle der Hexenprozesse, den römischen Berichterstattern bezüglich des Wissens der heidnischen Völker – niedergeschrieben und somit gegebenenfalls auch verändert
Die Bedeutung für die Praxis
Erfahrungsmedizinische Berichte über die Wirkungen von Heilpflanzen können fehlerbehaftet sein. Es ist somit ungewiss, dass die Wirkungen eintreten bzw. so eintreten, wie angenommen.
Bei sehr vielen volksmedizinisch verwendeten Pflanzen ist wissenschaftliches Erkenntnismaterial über die Wirksamkeit nicht vorhanden. Dies allerdings ist nicht zwingend mit Unwirksamkeit gleichzusetzen!
Bei bedenklichen Anwendungen aus Sicht der heutigen Schulmedizin hat der Apotheker nach dem Arzneimittelgesetz die Pflicht, die Abgabe zu verweigern (beispielsweise bei Haselwurz, Aristolochia-Arten mit krebserregenden Aristolochiasäuren, Perubalsam mit allergisierenden Eigenschaften, einheimisches Wasserdostkraut, auch Kunigundenkraut genannt, Beinwellkraut bzw. -wurzeln mit leberschädigenden Pyrrolizidinalkaloiden etc.).
In seriösen Lehrbüchern zur Phytotherapie wird zwischen nicht belegten Wirkungen im Rahmen der Erfahrungsmedizin bzw. Volksmedizin und wissenschaftlich erwiesenen Wirkungen unterschieden.