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Worttrennungen – wie trennt man …?

Das Trennen von Wörtern nach Silben ist nicht einheitlich geregelt. Bei der Trennung von Wörtern am Zeilenende geht man phonologisch nach Sprechsilben oder morphologisch nach Sprachsilben vor. Vereinzelt kommt es jedoch zu Abweichungen.

Zwar gerät man heutzutage kaum noch in die missliche Situation, Wörter am Zeilenende trennen zu müssen: Schließlich lassen sich am PC nur „ganze“ Wörter schreiben. (Es sei denn, man verfügt über ein Worttrennprogramm.) Bei handschriftlichen Texten wird eher mal ein Wort getrennt. Aber natürlich ist man nicht dazu verpflichtet, kommt also, wenn man will, durchaus darum herum.

Doch manchmal sieht es schlicht und ergreifend merkwürdig aus, wenn beim Flattersatz oder beim Blocksatz große Lücken entstehen. Das kann bei einem Geschäftsbrief oder einer Bewerbung ziemlich unprofessionell wirken. Auch in Büchern sind Worttrennungen immer noch üblich.

Oft reicht es, nach Wortbausteinen zu trennen, zumindest bei langen, zusammengesetzten Wörtern. Für die Regelung der Worttrennung im Deutschen ist das ein durchaus legitimes Prinzip. Weit häufiger ist jedoch die Trennung nach Sprechsilben. Das ist allerdings nicht immer so eindeutig, wie es klingt.

Die Trennung nach Sprachsilben

Zusammengesetzte Wörter und Wörter mit Vorsilben können in ihre einzelnen Bestandteile zerlegt werden. Das Gerüst der Sprache wird dadurch verständlicher. Denn beim Üben dieser „Zerlegung“ bekommt man ein Gefühl für Wortstämme, Präfixe, Suffixe und Konfixe. Nach diesem – morphologischen – Muster können zusammengesetzte Wörter getrennt werden wie Ver-sprechen, aber Vers-epos, Winter-ein-bruch, Stadt-bau-amt, Blumen-topf-erde. Nach Sprachsilben müssten einfache Wörter zum Beispiel folgendermaßen getrennt werden: Fing-er, ab-stell-en. Die einzelnen Wortbausteine blieben so erhalten – ebenso wie ihr Sinn. Im Deutschen ist es jedoch üblich, gerade einfache Wörter nach Sprechsilben zu trennen, die in der Regel mit Wortbausteinen nichts zu tun haben.

Die Trennung nach Sprechsilben

Eine Sprechsilbe besteht mindestens aus einem Vokal oder auch einem Umlautvokal oder Diphthong (Doppellaut). Der Vokal bildet den Kern einer phonologischen Silbe, die zusätzlich auch einen oder mehrere Konsonanten beinhalten kann. Beispiele: Au-toÜ-ber-ra-schungs-ei, Kat-zen-klo, Ze-cken-bis-se, Buch-sta-ben-sa-lat.

Um zu hören, an welcher Stelle Wörter getrennt werden können, spricht man sie langsam und gedehnt aus, macht nach jeder Sprechsilbe eine kleine Pause. Diese Pause kann dann in der Schriftsprache (meist) in einen Trennungsstrich übersetzt werden. Als kleinen Nebeneffekt hört man so im Idealfall alle Laute, aus denen sich ein Wort zusammensetzt. Das hilft natürlich nicht bei der Entscheidung, welcher Laut in welchen Buchstaben oder in welche Buchstabenfolge umgesetzt werden muss. Dennoch werden beim normalen Sprechen häufig Laute „verschluckt“. Artikuliert man sehr deutlich, werden solche Laute hörbar gemacht, auch doppelte Konsonanten werden besser wahrgenommen. Das funktioniert jedoch nur, wenn man über grundlegende orthographische Kenntnisse verfügt. Ein Wort in Sprechsilben zu zerlegen, kann dann im Hinblick auf seine Rechtschreibung durchaus hilfreich sein. Die Methode, Grundschulkinder beim Schreiben und/oder Lesen Wörtern silbieren zu lassen, kann eine wirksame Übung sein, um die Rechtschreibung zu schulen – wenn man sie zielgerichtet und regelmäßig anwendet.

Allerdings ergeben sich manchmal Schwierigkeiten, die eben auch auf Worttrennungen Einfluss haben.

Die Regeln der Worttrennung

Zum einen erweisen sich Sprechsilben bei Worttrennungen nicht immer als zweifelsfrei richtig, denn beim Sprechen ergeben sich manchmal andere Silbengrenzen. Wie silbiert man zum Beispiel Brötchen, Zitrone, Bremsbacke oder darum? Zum anderen besteht eine Sprechsilbe, wie bereits oben erwähnt aus mindestens einem Vokal. Aber kann man ein Wort wie Abenteuer nach dem Anfangsvokal abtrennen?

Gut, dass es dazu Regeln gibt, die, das sei ganz nebenbei erwähnt, manchmal eher einen orthographischen oder vielleicht sogar ästhetischen Charakter haben – bisweilen allerdings gar keinen Sinn ergeben …

Trennung einfacher Wörter

Mehrsilbige einfache Wörter trennt man nach Sprechsilben.

  • Ba-na-ne, hän-gen, lus-tig, boh-ren

Dabei werden einzelne Konsonanten im Wortinneren auf die nächste Zeile verbannt.

  • Schla-wi-ner, häu-ten, Pra-xis

Treffen mehrere Konsonanten aufeinander, trennt man nur den letzten ab.

  • schlun-zen, Gi-tar-re, Ma-trat-ze, himm-lisch

Das gilt seit der Rechtschreibreform auch für die Trennung von st.

  • Wes-te, wenigs-tens, heißes-te

(Allerdings kommt es dabei manchmal zu recht abenteuerlichen Schöpfungen, wie dem „Nes-tor“ oder dem „Haarfes-tiger“)

Trennung zwischen Sprechsilben: mal ja, mal nein

Einzelne Vokale am Anfang oder Ende eines Wortes werden nicht abgetrennt.

  • Aben-teuer, Deoübel

Bei Diphtongen, die im Übrigen nicht voneinander getrennt werden sollten, sieht die Sache anders aus.

  • Eu-le, Frühstücks-ei

Treffen jedoch Vokale aufeinander, die zu verschiedenen Silben gehören, kann man sie abtrennen.

  • Oze-anien, re-al, asi-atisch, To-ilette

Die stummen Dehnungsbuchstaben e und i werden nicht abgetrennt.

  • Soest, Moin

Das stumme w in Namen auf -ow wird jedoch wie ein ganz normaler Konsonant behandelt.

  • Telto-wer Rübchen, Trepto-wer

Konsonantenverbindungen, die für ein Phonem stehen, bleiben ungetrennt. Das betrifft ch, sch – seit der Rechtschreibreform auch das ck, obschon es, wie das tz, als verdoppelter Konsonant gilt. In Fremd- oder Lehnwörtern gilt dies auch für die Konsonantenverbindungen ph, rh, sh, th.

  • Bu-che, mau-scheln, me-ckern sowie Saxo-phon, katar-rhalisch, Pu-sher, Ka-tharina

Kann-Regeln bei der Trennung von Fremd- und Lehnwörtern

Konsonantengruppen von Fremd- oder Lehnwörtern, die auf l, n oder r enden, können ungetrennt bleiben, aber auch nach Sprechsilben getrennt werden.

  • La-kritze oder Lak-ritze, Champa-gner oder Champag-ner, Ka-plan oder Kap-lan

Fremd- oder Lehnwörter, deren Wortbestandteile von ihrer sprachhistorischen Herkunft her nicht mehr für jeden nachvollziehbar sind, können ebenfalls nach Sprechsilben getrennt werden.

  • Päd-agoge oder Pä-dagoge, Mon-oxid oder Mo-noxid, Shake-speare oder Shakes-peare

Trennung bei Wortzusammensetzungen

Auch bei einigen deutschen Wörtern gilt diese Regelung.

  • war-um oder wa-rum, ein-ander oder ei-nander, dar-auf oder da-rauf

Zusammengesetzte Wörter trennt man ansonsten – sinnvoll oder sinnerhaltend – nach ihren Wortbestandteilen. Vor allem Präfixe können bedenkenlos abgetrennt werden.

  • Ver-zicht, be-reuen, vor-ziehen
  • Morgen-stern, Foto-zelle, Psycho-drama, Maus-pad, Lymph-drainage

(Aber vielleicht doch lieber nicht Lust-ration, wie es der Duden als Möglichkeit vorschlägt, zumindest nicht, wenn man damit die – innere – Erleuchtung oder eine rituelle Reinigung meint.)