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Wohlstandskrankheit Gicht – Gichtanfall infolge Hyperurikämie

Schmerzhafte Gichtanfälle werden bei genetischer Veranlagung durch ungesunde fettreiche Ernährung ausgelöst und können unbehandelt chronisch werden.

Gicht ist eine Erkrankung, die in starkem Maße von der langfristigen Ernährungsweise abhängt. In Zeiten des Hungers tauchte die Gicht faktisch nicht auf. Wenn doch, waren die wohlhabende Bevölkerung und Berufsgruppen wie etwa Metzger oder Gastwirte betroffen, die vor allem fettes Fleisch, energiereiche Nahrung und alkoholische Getränke zu sich nahmen. In der heutigen Zeit des Überflusses – zumindest hierzulande – kommt die Veranlagung zur Gicht durch den alltäglichen Verzehr von energie- und fettreichen Gerichten und Speisen sowie Alkohol, speziell Bier vermehrt zum Ausbruch. Gicht ist eine Wohlstandskrankheit und wird auch als Krankheit der Könige bezeichnet.

Gicht ist keine Gelenk-Erkrankung, auch wenn sie sich mit Entzündungen an Gelenken äußert. Gicht ist eine Stoffwechselerkrankung, deren Anlage genetisch verankert ist.

Genetische Veranlagung gepaart mit zu viel Harnsäure

Die genetische Veranlagung zu einer Gicht-Erkrankung wird in der Regel als Begleiterkrankung der Hyperurikämie, also des erhöhten Harnsäurespiegels im Blut erkannt. Hyperurikämie gilt als Zeichen einer Gichtanlage. Hauptausscheidungsorgan der Harnsäure ist die Niere. Kann das zu hohe Harnsäure-Aufkommen von der Niere nicht vollständig ausgeschieden werden, kristallisiert die ins Blut gelangte Harnsäure aus. Harnsäure im Blut kann eigentlich nur über Blutuntersuchungen festgestellt werden. Daher kommt es in den meisten Fällen bereits zu einem Gichtanfall, wodurch die Gicht erst sichtbar wird. Gichtanfälle können neben der ungesunden Ernährung auch durch Stress, seelische Verstimmungen, ungewohnte körperliche Anstrengung, nasskaltes Wetter, Kälte und Verletzungen oder Operationen begünstigt werden. In der Regel spielen mehrere Faktoren zusammen.

Von Gichtanfall zu Gichtanfall

Bei Gichtanlage und steigender Konzentration von Harnsäure im Blut durch reichlich fettiges Essen und Alkohol-Konsum bleibt nur ein Teil von dieser löslich. Der andere Teil Harnsäure wird im Körper zu Urat-Kristallen, dem Salz der Harnsäure ausgefällt. Vorwiegend entstehen solche Harnsäurekristalle an schlechter durchbluteten und mit Sauerstoff versorgten Stellen wie dem Großzehengrundgelenk, Sprunggelenk, der Fußwurzel, dem Knie-, Finger- und Handgelenk.

Die Kristalle zerschneiden die Leukozyten, also die weißen Blutkörperchen, deren Inhaltsstoffe ins Gewebe gelangen und Entzündungen hervorrufen. Diese Prozesse wiederholen sich stetig und schaukeln sich unbehandelt in immer kürzer werdenden Abständen zu Gichtanfällen hoch. Das betroffene Gelenk schwillt an, rötet sich bis ins Bläuliche und schmerzt sehr. Der Zustand kann 1 bis 2 Wochen anhalten. Behandelt kann der Gichtanfall auf Tage verkürzt werden und vor allem lassen sich chronische Gichtfolgen verhindern.

Ohne Behandlung zur chronischen Gicht

Im Krankheitsverlauf bleibt auch die Zeit zwischen zwei Gichtanfällen nicht mehr beschwerdefrei. Die Gicht wird chronisch, d.h. Gelenkveränderungen bleiben bestehen und schmerzen unentwegt. Außer den Gelenken werden die Weichteile und die Niere befallen. Abnutzungserscheinungen wie etwa Arthrose und verformte, stark bewegungseingeschränkte Gelenke bleiben zurück. An den Weichteilen wie an der Ohrmuschel, an Fingern und Zehen entstehen Gichtknoten durch die auskristallisierte Harnsäure. Die Niere verstopft und reagiert mit Harnstau, Harnsäuresteinen, Koliken und Infektionen und wird zur sogenannten Gichtniere. Schmerzen sind dabei allgegenwärtig.

Was tun bei Gicht?

Um die Veranlagung nicht zum Ausbruch kommen zu lassen, ist eine Umstellung der Lebensweise unausweichlich. Das Körpergewicht sollte kontinuierlich im Normalzustand, besser Idealzustand (Normalgewicht minus 10 bis 15 Prozent) gehalten werden. Körperliche Aktivitäten tun gut. Starke Gewichtsschwankungen durch unregelmäßige Aufnahmen großer Mengen fett- und energiereicher Nahrung sowie Alkohol treiben den Erkrankungsverlauf voran und sollten dauerhaft vermieden werden.

Beim Abbau von Purinen bildet sich Harnsäure. Darum ist eine purinarme Kost hilfreich. Das bedeutet Verzicht auf jegliche Innereien wie Leber, Zunge, Niere, Herz, Gehirn und Bries. Der Verzehr von Fleisch und Wurst sollte insgesamt gemäßigt werden. Auch Hülsenfrüchte und einige Fischsorten wie Hering, Ölsardinen und Anchovis enthalten größere Mengen Purin. Purinarme Lebensmittel sind beispielsweise Forelle, Kabeljau, Blumenkohl, Rosenkohl, Spargel, Kartoffeln, Früchte, Molkereiprodukte, Eier und Brot.

Bier enthält Guanosin, eine Vorstufe der Harnsäure und sein Genuss ist daher stark einzuschränken. Kaffee und Tee hingegen werden nicht zu Harnsäure umgewandelt und können in Maßen weiter genossen werden. Überhaupt ist eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr von mindestens 2 Litern am Tag das A und O. Am besten eignet sich Mineralwasser.

Medikamentöse Unterstützung

Eine harnsäuresenkende Diät kann medikamentös begleitet werden. Die oft kombinierten Medikamente behindern entweder die Bildung von Harnsäure (z.B. Allopurinol) oder erhöhen die Harnsäureausscheidung (z.B. Benzbromaron). Eine Arznei gegen Gicht aus der Natur ist das Colchizin, das in den Samen der Herbstzeitlosen vorkommt. Bei konsequenter Anwendung gepaart mit einer gesünderen Lebensweise können sich Gichtknoten in Gelenken, Organen und Geweben sogar zurückbilden. Die einmalige Einnahme nach einem Gichtanfall unterbricht den Krankheitsverlauf dagegen nicht. Je früher kontinuierlich gegengesteuert wird, umso besser ist die Gicht in den Griff zu bekommen. Also verschleppen Sie es nicht und gehen Sie zu einem Arzt ihres Vertrauens.