Sonntagmorgen – der Tee ist gebrüht, das Brötchen belegt, das Ei gekocht. Mit der einen Hand in der Tasse rührend rücke ich mit der anderen die Zeitung zurecht. „Dioxin in Eiern, Hühnern und Schweinefleisch“ – Mit dem Stück Schinkenbrot auf der Zunge verweigert sich mir schlagartig der Schluckreflex, ich starre auf mein Ei und es scheint irgendwie zurück zu starren. Dioxin – war das nicht irgendwie krebserregend?
Gesundheitsrisiken durch Dioxin
Die Beunruhigung ist größer als der Hunger und ich finde mich vorm Computer wieder. Unter uni-protokoll.de werde ich fündig: „Die Liste der Schäden, die Dioxine auslösen können, ist lang: Sie wirken potentiell schädigend auf ungeborene Kinder, auf die Fruchtbarkeit der Menschen, sie können Krebs erzeugen und verursachen Beeinträchtigungen am Nervensystem, Immunsystem und an der Leber. Auf der Haut können sie Chlorakne hervorrufen und zeigen außerdem hormonähnliche Wirkung.“
Ach herrje! Ich fühle mich schon ganz schwach. Weiter lese ich, dass diese Wirkungen allerdings nur bei einer akuten Vergiftung unter sehr hohen Dosen auftreten. Doch es ist tatsächlich so, dass wir jeden Tag eine sehr geringe Dosis Dioxin, nämlich rund ein billionstel Gramm, mit den Lebensmitteln, besonders Eier, Fleisch und Milch, zu uns nehmen. Diese Menge wird von der Weltgesundheitsorganisation noch als unbedenklich eingeschätzt.
Wie kommt Dioxin in unsere Lebensmittel?
Aber wie kommen Dioxine in unsere Lebensmittel? Toxilokoge Prof. Schwarz informiert: „Dioxine entstehen bei allen Arten von Verbrennungsvorgängen, bei denen die sogenannten Halogene, häufig Chlor, dabei sind,“ also etwa bei der Müllverbrennung. Dioxine sind unkaputtbar und reichern sich im Fettgewebe an. Einmal in der Umwelt gelandet, nehmen Pflanzen sie über Luft und Wasser auf. Tiere fressen die Pflanzen, und wir Menschen nehmen die Stoffe am Ende der Nahrungskette über Fischstäbchen, Schnitzel und Pudding zu uns.
Wenn Dioxine doch immer in unseren Lebensmitteln sind, was ist dann der Skandal, oder besser gefragt, wie kommt zu viel davon in unsere Lebensmittel? Auf der Seite der Sueddeutschen lese ich, dass der Futtermittelproduzent ungeeignete Fette bei der Produktion verwendet hat, die eigentlich als Schmiermittel für Maschinen hätten verwendet werden sollen und so eine zu hohe Konzentration an Dioxinen zustande kam. Na Mahlzeit! Bei einem kurzen Blick über die Schulter zum Frühstückstisch sehe ich, dass das Ei mich immer noch anstarrt.
Aktion gegen Massentierhaltung
Auf der Seite gegen-massentierhaltung.de lese ich von einer Petition: 300 Wissenschaftler fordern „den Ausstieg aus der Massentierhaltung und die Transformation zu einer sozial-ökologischen Landwirtschaft!“ Ja! Das will ich auch! Außerdem fordern sie mehr Transparenz für den Verbraucher durch eine Kennzeichnung von Fleisch, damit man nachvollziehen kann, wo es eigentlich herkommt und wie es produziert wurde. Eine sehr gute Idee! Ich trage meinen Namen ein, denn mit genügend Unterschriften muss die EU sich dieses Themas annehmen. Ein Klick, und schon ist die Petition unterschrieben.
Kennzeichnung bei Eiern – Woher kommt mein Frühstücksei?
Gibt es diese Art der Kennzeichnung nicht schon bei Eiern? Ich nehme ein rohes Exemplar aus dem Kühlschrank und schaue mir den Stempel genauer an. Die Kombination aus Zahlen und Buchstaben sagt mir nichts. Also suche ich weiter im Internet und gelange zu einer Seite mit dem schönen Namen: was-steht-auf-dem-ei.de. Sie gehört zum Verein für kontrollierte alternative Tierhaltungsformen, kurz KAT, der für Qualität und Rückverfolgbarkeit in der Eierproduktion steht.
Hier gebe ich die Kennzeichnung in ein Suchfeld ein und siehe da, mein Ei stammt von der Erzeugergemeinschaft Fürstenhof, einem Zusammenschluss aus neun biologisch produzierenden Ökobetrieben in Mecklenburg-Vorpommern, deren Ziel „die Herstellung von gesunden, wohlschmeckenden und sicheren Lebensmitteln“ ist. Na, das klingt ja schon mal gut.
Bio und viele kleine Schritte für diese Welt
Ich lese, dass die Eier nur von Hennen aus den angeschlossenen Betrieben kommen und in Freilandhaltung gehalten werden. Das Futter wird vom Bio-Hof selbst hergestellt und es werden auch keine zugekauften Fette eingesetzt, sondern selbst verpresstes Pflanzenöl aus Bio-Raps und Bio-Sonnenblumenkernen. Aktuelle Untersuchungen auf Dioxin ergaben einen Wert weit unter der gesetzlichen Höchstgrenze. Puh!
Nun bin ich beruhigt. Irgendwie scheint es sich doch auszuzahlen, auf Bio-Produkte zu setzen. Ich nehme mir vor, ab morgen auch deutlich weniger Fleisch zu essen und Wurst erst mal nur vom örtlichen Metzger zu beziehen, solange noch keine Kennzeichnungspflicht für Fleischprodukte besteht. Wenn dem Markt die Kunden ausgehen, werden solche Bestimmungen ja vielleicht schneller durchgesetzt. Ich kann zwar nicht die Welt retten, aber ich kann viele kleine Schritte machen, die sich in der Gesamtheit vielleicht doch positiv auswirken werden. Ich will mich halt nicht geschlagen geben! Erst recht nicht von einem Frühstücksei, das mich nun auch nicht mehr anstarrt.