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Wo finden schlechte Schüler faire Unterstützung?

Die Schulzeit ist für manche Schüler mehr als eine Herausforderung. Sie steht für Schulangst, Versagensängste, Prüfungsängste, Not, Verzweiflung. Pennac will das ändern. Daniel Pennac hat ein Buch über Schulkummer geschrieben. Ein großes Thema. Wer hätte nicht von Kindern gehört, die in und unter der Schule zu leiden haben oder hatten. Oder von entnervten oder gar verzweifelten Eltern, die nicht wissen, wie sie ihren Sprösslingen helfen können.

Französischer Autor kennt schlechte Noten und die Angst, durchs Abitur zu fallen

Der französische Autor selbst weiß, wovon er spricht. Jahrelang hat er selbst gelitten, später aber wurde er – wer hätte das gedacht! – ein erfolgreicher Lehrer. Dabei hätten weder er selbst noch seine Eltern damit gerechnet, dass er je einen Abschluss schaffen würde. Er schien einfach nichts zu begreifen oder zu behalten. Die Schulnoten waren entsprechend ernüchternd. Mehrere Anläufe waren notwendig, um endlich das Abitur zu bestehen.

Kein Erziehungsratgeber – Kindheitserinnerungen und Erfahrungsbericht eines guten Lehrers

Das Buch ist mitnichten ein Erziehungsratgeber im üblichen Sinne. Es ist eher eine Lebensbeschreibung, ein Buch voller Kindheitserinnerungen, der Erfahrungsbericht eines Lehrers – geschrieben in literarischer Sprache, fast romanhaft. Er beschreibt lebendig und liebevoll Szenen aus seiner persönlichen Erinnerung. Die wörtlicher Rede ist eines seiner Stilmittel und trägt mit dazu bei, sich als Leser mittendrin zu fühlen im Geschehen.

Nachhilfe für „Wenn alte Damen schießen“ oder Gewaltbereitschaft eines Schülers

In Belleville zum Beispiel, an diesem Winterabend, an dem ein zwielichtiger mit Muskeln bepackter Typ, an die vierzig Jahre jünger als der Autor, ihn plötzlich anhält und mehr als forsch fragt: „Haste Feuer?“ Wenig später erkennt der junge Mann, im glimmenden Schein des Feuerzeugs, in Pennac den Schriftsteller, dessen Buch „Wenn alte Damen schießen“ er gerade in der Schule interpretieren soll. Schon wird der Gewaltbereite ganz klein: „Oh, ’schuldigung, Monsieur …!“ Er bittet Pennac um Hilfe. Doch der erfahrene Lehrer erteilt ihm eine Lektion. Kritisiert ihn, weil er mit der Art, wie er nach Feuer verlangt, Menschen Angst machen könne, es an Respekt fehlen lasse. Dann zeigt er ihm, offenbar ohne Angst um seine eigene Sicherheit, wo er wohnt: „… gleich da drüben, in der Rue Lesagne, die Fenster da oben.“ Jaaa, hätte der Junge, der sich als Maximilien zu erkennen gibt, ihn höflich gebeten, säße er längst mit ihm in seiner Wohnung, um ihm Nachhilfe zu geben. Aber so …! Beim nächsten Mal vielleicht. – Dieses Beispiel zeigt einen ungewöhnlichen und mutigen Umgang mit einem unsicheren jungen Menschen, die sich Respekt verschaffen will, indem er andere Menschen ohne Respekt behandelt. Pennac sah, so heißt es in seinem Buch, „den jungen Menschen, der viel zu lernen, und den Erwachsenen, der ihm viel beizubringen hat“. Er hat ein Buch geschrieben, das auch und besonders von Verantwortung handelt, der man sich nicht entziehen sollte.

Kein hoffnungsloser Fall – jedes Schulkind braucht eine Chance auf Erfolg in der Schule

Pennac will einfach nicht glauben, dass es Schüler gibt, die das Prädikat „ein hoffnungsloser Fall“ verdient haben. Er plädiert dafür, jedem Kind seine Chance zu geben, und zeigt, welchen Anteil Eltern und Lehrer daran haben, ob ein Schulkind Erfolg hat oder nicht. Er hält viel von der Förderung der emotionalen Intelligenz und sieht sie als wichtige Basis, um den Verstand, der in der Schule so reichlich gefüttert wird, überhaupt angemessen einsetzen zu können. „Mein Buch wird vom unglücklichen, schlechten Schüler handeln. Von dem Schmerz, nichts zu begreifen, und seinen Kollateralschäden“ – so wird Pennac auf dem Cover seines Buches zitiert. Diesem Buch hätte er gern auch einen anderen Titel gegeben: Der Schmerz des Cancre. Cancre bedeutet Krabbe oder Krebs, es ist ein Tier, das sich langsam und umständlich fortbewegt. Seit dem 17. Jahrhundert nennt man in Frankreich so aber auch einen Schüler, der es nicht schafft.

Wie ein Chamäleon – demütigende Erfahrungen schlechter Schüler und Unterrichtsmethoden

Der Autor schreibt mit Herzenswärme und Humor. So nennt er zum Beispiel die für Schüler schwer definierbaren Pronomen und Adverbien „Chamäleonwörter, die ihr Mäntelchen nach dem Wind hängen“. Er konnte gerade deshalb zu einem guten Lehrer werden, weil er die Erfahrungen und Demütigungen seiner eigenen Schulzeit niemals vergessen hat. Pennac erzählt von Kindern, die vor lauter Sorgen um das, was in ihrer Familie vor sich geht, nicht lernen können, weil ihr Kopf einfach zu voll mit solchen Fragen und Nöten ist. Als Lehrer setzte er oft auf ungewöhnliche Methoden. Durch seine Art, zu denken und zu handeln, wurde er auch für die Eltern seiner Schüler und Schülerinnen oft genug zum rettenden Anker. Ihnen brachte er bei, wie sie ihre Kinder auch als schlechte Schüler lieben können, wie es funktionieren kann, ihnen Mut zu machen, ihre Talente wahrzunehmen, zu fördern oder zu wecken.

Hilfe bei Schulproblemen – ein Buch, das Schülern, Eltern, Lehrern durch die Schulzeit hilft

Das Buch ist unterhaltsam zu lesen. Pennac schreibt menschlich, teilnahms- und verständnisvoll. Es ist, ohne wie ein Ratgeber daher zu kommen, ein Buch, das dennoch Rat gibt und Hilfe anbietet. Jeder, der nach einem Weg sucht, als Schüler, aber auch als Vater, Mutter oder Lehrer besser durch die Schulzeit und damit durchs Leben zu kommen, sollte dieses Buch kennen. Und nicht zögern, es zu lesen, damit Schulangst und alles, was damit zu tun hat, bald kaum noch eine Chance hat.