Caching ist auch in der Vulkaneifel beliebt. Die „Schatzsuche“ per GPS führt auch zu den Stationen des „Ring of Eifelfire“.
Ist das nur eine Basaltsteinwand – oder die Stelle, an der der Schatz liegen soll? Für „Eagle Eye“, „Lebemann 007“ oder „Tipine“ ist das natürlich keine Frage. Hier, mitten im von Rissen, Spalten und Aufbrüchen durchzogenen Vulkangestein wird der „Final“ liegen. Der Lohn einer mehrtägigen Suche. Ein kleiner Notizblock, ein kurzer Stift, vielleicht ein paar Euro-Münzen in einer Filmdose. Das war‘s.
Wer jetzt glaubt, er habe es mit dem kryptischen Deutsch rätselhafter Zeitgenossen zweifelhaften Verstandes zu tun, die sich in ihrer Freizeit am Auffinden von Kinderkrimskrams erfreuen, nun, dem werden die drei Hobby-Schatzsucher mit den in Internet-Communities üblichen Nicknames achselzuckend sein Desinteresse lassen. Stattdessen geben sie lieber über ihr I-Phone oder zu Hause per PC einfach Kunde: Geocache gefunden!
Schatzsuche im Eifelvulkan
Seit dem 1. Mai 2000 sind GPS-Daten von der US-Regierung aus der bis dahin rein militärischen Nutzung für die Allgemeinheit freigegeben worden. GPS (Global Positioning System) sind die Nord-Süd-Koordinaten, anhand derer jeder Punkt auf der Welt bis auf eine – noch – Unschärfe von rund fünf Metern genau lokalisiert werden kann. Zwei Tage später war der erste „Cache“ gelegt. Ein Ingenieur aus dem Bundesstaat Oregon teilte seinen Kumpels die Zieldaten im Internet mit, die machten sich auf die Suche – und ein neuer Weltfreizeitsport war geboren.
Mitten im ehemaligen Vulkankrater des Arnolphusberges oberhalb von Zilsdorf steht man zehn Jahre später am Ausgangspunkt des in der Eifel unter Geocachern bekannten und beliebten Schatzsuchzyklus „Ring of Eifelfire“. Thema der Such-Rundreise zu 13 Schatzstellen ist der Vulkanismus in der Region zwischen Gerolstein, Hillesheim und Daun, und alles nimmt seinen Anfang hier, umgeben von auftürmenden Kraterwänden. Selbst für erfahrene Geocacher ist das direkt zu Beginn eine harte Nuss. „Vermutlich wegen des starken Erdmagnetismus versagt hier die genaue Ausrichtung via GPS. Ich habe den Cache nach dem Sonnenstand gefunden“, schmunzelt Frank Reuter. Der 41-Jährige ist vergleichsweise kurz dabei, „doch mir macht das Geocachen einfach Spaß“, so der im normalen Leben Angestellte der TW Gerolsteiner Land. Auch ihn hat die Schatzsuche eben gepackt. Genauso wie Eifelurlauber aus ganz Europa – ausweislich der Kommentare in den Communities auf den Fach-Portalen im Netz. Und auch Reuter hatte schnell vom geheimnisvollen und anspruchsvollen „Ring of Eifelfire“ gehört. Es ist derzeit das spektakulärste in Sachen Geocaching in der Region, als Einstieg ins Hobby allerdings weniger geeignet.
Ein Geocache und ein blutiges Gemetzel
Da empfiehlt sich schon eher die Nachmittags-Tour ins Bolsdorfer Tälchen, die es den Hobby-Schliemanns etwas einfacher macht. In diesem Fall ist der Rundweg ungefähr drei Kilometer lang und führt über eineinhalb bis zwei Stunden zu sieben Stationen. Startpunkt einer anderen kleineren und ebenfalls familienfreundlichen Runde ist die Hillesheimer Stadtmauer, anders ausgedrückt: N 50° 17.385 E 6° 40.197. Wer diese Daten in seinem GPS-Gerät eingibt, der kommt der Lösung – und dem Fund seines ersten „Caches“ schon sehr nahe. Doch was wäre eine Schatzsuche, wenn es so einfach wäre? Langweilig. Also ist – wie üblich – die genaue Fundstelle mit einer Rätselaufgabe verbunden, die sich auf den Web-Portalen zum Hobby nachlesen lässt: „Die Stadtmauer wurde durch die Herren von Reifferscheid und Wildenburg im 13. Jahrhundert erbaut. Im Laufe der Geschichte fanden hier viele Schlachten statt. In welchem Jahr erfolgte der Angriff „Lothringischer Hilfstruppen“, die in der Geschichte vom Schmied von Hillesheim beschrieben ist?“
Ein blutiges Gemetzel ist es gewesen, dass an der Cache-Stelle geschildert wird, doch das macht das Ganze natürlich gerade älteren Kindern so richtig spannend. Reuter weiß das aus eigener Erfahrung. In diesem Sommer hat er eine moderne Schatzsuche zweimal angeboten, und bis zu 35 Kinder zwischen acht und 14 Jahren wurden von ihren Eltern angemeldet zur Abenteuerreise, die nicht nur im Falle der Geschichte vom Hillesheimer Schmied, auch eine kleine Zeitreise war.
Wo es von der Hillesheimer Stadtmauer aus weiter geht? Nur so viel: Der „Eiskeller“ ist ebenso dabei wie ein geheimnisvoller Brunnen und andere Örtlichkeiten. Und auch außerhalb der Stadt locken mehrteilige Schatzsucherouten. Sei es rund um den Rockeskyller Kopf, ein Geheimtipp, sei es auf den Dolomiten oder der Löwenburg in Gerolstein oder bei den Nohner Wasserfällen. Geocacher entwickeln eine rege Fantasie im Verstecken ihrer kleinen – manchmal auch größeren – Schätze an besonders reizvollen Orten. Kein Wunder, dass sich im Hillesheimer Land und der Vulkaneifel eine ganze Reihe davon finden.
Ring of Eifelfire – der absolute Caching-Kick
Einen richtigen Schatzsucher macht aus, dass es ihm nicht nur um den Schatz, sondern auch um die Suche geht. Doch noch etwas anders macht den Freizeit-Spaß so richtig spannend: Jeder kann seinen eigenen Schatz verstecken – und über das Internet suchen lassen. Er braucht dafür nur ein GPS-Gerät und einen Internet-Zugang als Minimalvoraussetzung. Seinen eigenen, noch spektakuläreren „Ring of Eifelfire“ zu erfinden steht also nichts entgegen. Wie immer im Internet entscheidet auch hier die Zahl der Sucher über seine Popularität.
Der „Traditional“ hierzulande, Deutschlands erster Geocache, der in der Szene als „First Germany“ bekannt ist, liegt übrigens in Berlin – und steht bei den Fans mittlerweile unter Denkmalschutz.