Für einen gelungenen Umgang mit den Vierbeinern hilft es, typisches Imponieren richtig zu deuten. Eine gute Beobachtung kann Missverständnisse verhindern. Hunde sind nicht grundlos zu einem beliebten Begleiter des Menschen geworden. Ihre hochentwickelte Beobachtungsfähigkeit half ihnen, sich optimal anzupassen. Auch der Mensch beobachtet den Hund, um mit ihm nach seinen Bedürfnissen umzugehen. Trotzdem kann es zu Fehlinterpretationen kommen, wenn Imponierverhalten erlebt wird.
Die Sprache der Hunde ist ihr Verhalten
Die international führenden Ethologin Dr. Dorit Urd Feddersen-Petersen beschäftigt sich wissenschaftlich mit dem Ausdrucksverhalten von Hunden. Ihre Forschungsergebnisse bieten hilfreiche Anhaltspunkte für ein besseres Verständnis. Für Hunde seien Menschen unverzichtbare Sozialpartner. Trotzdem zeigen sie auch beibehaltene Verhaltensformen, die sich nur gering von ihren wölfischen Vorfahren unterscheiden. Hunde verdeutlichen ihre Absicht und Befindlichkeit. Ihr Sozialverhalten sei ihre Art der Kommunikation. Es besitzt Mitteilungscharakter. Bei Kontaktaufnahmen testen sie mit rituellem Verhalten, mit wem sie es zu tun haben und wie weit sie gehen können. Imponieren gehört zu diesen Verhaltensformen.
Äußere Anzeichen für Imponierverhalten
Hunde begegnen sich. Sie stehen oder bewegen sich langsam mit gestreckten Gliedmaßen, der Körper wirkt aufgerichtet und gespannt. Der Kopf wird hoch und die Schnauze waagerecht gehalten. Sie bewegen die Ohrwurzel nach vorn. Die Ohren sind nach oben ein wenig zusammen gezogen. Der Blick zum Artgenossen schweift leicht abgewandt, jedoch nicht betont. Imponierende Hunde zeigen einen etwas hölzern oder steif wirkenden Gang. Sie heben bei dieser Verhaltensform den Schwanz und verlängern die Rückenlinie nach oben. Auf Rücken und Schwanz kann sich als Zeichen der Erregung die sogenannte “Bürste” zeigen, ein sichtbares Aufstellen von Haarbereichen. Weiterhin ist ein Imponierscharren und Imponierharnen möglich. Bei Begegnungen mit unbekannten Artgenossen sind diese Verhaltensmerkmale häufig zu beobachten. Sie werden jedoch von Hunden in verschiedenen Situationen und auch gegenüber Menschen gezeigt.
Imponieren demonstriert Stärke und Sicherheit
Die Imponierverhaltensweisen der Hunde sind ungerichtete Drohungen. Sie beinhalten die Mitteilung an ein Gegenüber, sozial sicher zu sein. Auch wird damit unterschwellig eine vorhandene Bereitschaft zu Auseinandersetzungen ausgedrückt. Hunde stellen dadurch ihre Stärke und mögliche Überlegenheit zur Schau. Bei Begegnungen zwischen ihnen entsteht das Bedürfnis, den anderen zu taxieren. Zu diesem Zweck umkreisen sie sich und imponieren mit intensiven Ausdrucksformen. Imponierverhalten setzt sich aus Ritualen zusammen, die instinktiv von Hunden angewendet und verstanden werden. Ein aus verhaltensbiologischer Sicht agonistisches Verhalten. Es wird im Zusammenhang mit Rivalität und Wettbewerb interpretiert. Doch es gehört zu den Sonderformen, da es im allgemeinen weder Angriffsverhalten noch Flucht auslöst.
Unterschiede zwischen Imponierverhalten und Drohverhalten
Bei gut sozialisierten Haushunden ist das Imponierverhalten zumeist deutlich lesbar. Obwohl Stärke zum Ausdruck kommt, wird deutlich Abstand gehalten. Je nachdem, welchen Eindruck Hunde auf diese Art voneinander gewinnen, entwickeln sie folgend darauf angepasste Verhaltensweisen. Im Anschluss können ausgeglichene Hunde Interesse aneinander signalisieren, Spielbereitschaft zeigen oder sich auch einfach aus dem Weg gehen. Ein Konflikt ist nicht vorprogrammiert. Bei unsicheren und schlecht sozialisierten Hunden sind jedoch die Übergänge zu aggressiven Verhaltensweisen oft fließend. Wenn Drohverhalten entsteht, werden ein fixierter Augenkontakt und bedrohlich gebleckte Zähne erkennbar. Offensives Drohverhalten besitzt eindeutige Angriffstendenz und kann zu direkten Konflikten mit Körperkontakt und Verletzungen führen. Imponierverhalten hingegen hat die Funktion, ein direktes Kräftemessen zu vermeiden. Es soll auf gleichgeschlechtliche Gegenüber einschüchternd und abschreckend wirken. Bei gegengeschlechtlichen Hunden, die als mögliche Sexualpartner gewertet werden, ist verhaltensbiologisch eine anziehende Wirkung beabsichtigt. Imponierverhalten zeigen Hunde innerhalb eines Rudels oder gegenüber fremden Tieren. Zeigen sie es gegenüber Menschen, fehlt zumeist die klare Rangordnung und eine passende soziale Integration. Alternativ kann es sich um Abwehrverhalten ohne Angriffstendenz in einem bewachten Gebiet handeln.
Gerichtetes Imponierverhalten hemmt Aggression
Als charakteristisch für gerichtetes Imponieren ist der nach oben gebogene Schwanz, der bei großer Intensität steif wedelt. Weiterhin gehören die langsamen und sehr steif wirkenden Bewegungen des angespannten Hundekörpers dazu. Der Blick wird an dem möglichen Gegner vorbei gerichtet. Bei leichten Unsicherheiten bleiben die Ohren nicht oben, sondern werden eher nach hinten bewegt. Angriffs- und Abwehrtendenzen überlagern sich. Die Hemmung der Aggressivität wird durch Demutsverhalten des Gegners oder intensives Protestverhalten erzwungen. Ist ein imponierender Hund eindeutig ranghöher, stellt er sich häufig quer oder parallel zu seinem Gegner auf und schiebt sich ihm entgegen, ohne ihn zu berühren. Weiterhin kann auch ein Abdrängeln des anderen Hundes oder ein Wegverstellen erfolgen. Zusätzlich gibt es die Form des Imponierjagens, wobei sich die Tiere in einem sehr schnellen Galopp verfolgen und nahezu synchron nebeneinander springen. Kopfauflegen oder Pfote-auf-den-Rücken-des-Gegners-Legen können Elemente des Imponierverhaltens mit Aufforderungscharakter sein.
Der Hundehalter bietet seinem Hund eine wichtige Orientierung. Reagiert er auf gezeigtes Imponierverhalten sehr ängstlich, nervös oder wütend, wirkt das verwirrend und kann Fluchtverhalten oder aggressives Angriffsverhalten auslösen. Es braucht eine einfühlsame Beobachtung und Fingerspitzengefühl, um angepasst zu reagieren. Ratsam sei es, möglichst ruhig, bestimmt und ausgeglichen zu sein. Im Zweifelsfall wäre es besser, Hunde zunächst an der Leine zu halten, bis dem Imponieren ein eindeutiges Interesse folgt. Bei Begegnungen freilaufender Hunde sei eine erhöhte Aufmerksamkeit des Hundehalters wichtig, um gegebenenfalls durch Abruf mögliche Aggressionstendenzen beenden zu können.