Probiotika – Probiotikum gesunde Mikroorganismen.
Probiotika ist ein Begriff, den wir dank der Nahrungsmittelindustrie jeden Tag lesen und hören. Doch was ist damit gemeint und wie gesund ist das wirklich?
Immer häufiger werden wir mit dem Begriff Probiotika konfrontiert. Die Nahrungsmittelindustrie hat mit diesem Begriff zu Werbezwecken um sich geworfen und inzwischen ist er allseits bekannt, ja bereits ein bedeutender Bekannter im Einkaufswagen. Gesund und bekömmlich soll das sein, was in vielen Molkereiprodukten steckt. Soviel weiß man inzwischen durch die Reklame: Es gibt da wohl links- oder vielleicht auch mal rechtsdrehende Milchsäurebakterien, die irgendwie förderlich für die Gesundheit sein sollen. Doch was steckt dahinter? Was sind denn nun probiotische Lebensmittel so ganz genau und was bewirken sie eigentlich?
So neu sind Probiotika nun doch nicht
Unsere Werbung hat das Rad hier nicht neu erfunden. Um ein wenig mehr zu verstehen, müssen wir einmal kurz ins Detail gehen. Ende des 19. Jahrhunderts hat bereits der Kinderarzt Theodor Eschenreich bemerkt, dass es nicht nur schädliche Darmbakterien gibt, sondern sogar sehr nützliche. Das bedeutendste Darmbakterium trägt übrigens seinen Namen: Escheria coli. Etwas später, am Anfang des 20. Jahrhunderts haben die beiden Wissenschaftler Ilya Ilyich Mechnikov und Paul Ehrlich in unserer Darmflora insbesondere die Milchsäurebakterien erforscht und dafür im Jahre 1908 den Nobelpreis für Medizin und Physiologie erhalten. Sie entdeckten, dass sich beim Genuss von bestimmten Molkereiprodukten, wie beispielsweise Joghurt und Kefir, die Zahl der Lactosebakterien im Darm steigert. Dies erhöht die allgemeine Lebenserwartung effektiv und ist der Gesundheit damit sehr zuträglich. Diese Erkenntnis gilt bis heute. Nicht umsonst heißt Probiotika aus dem Griechischen übersetzt so viel wie „Für das Leben“ (pro = für; bios = Leben). Probiotika sind also nichts weiter als Mikroorganismen, die, sofern man sie lebend zu sich nimmt, zuträglich für unsere Darmflora sind und positive Eigenschaften auf unseren gesamten Organismus haben.
Was bewirken probiotische Lebensmittel in uns?
Unsere Darmflora besteht aus Abermillionen von Bakterien. Immerhin knapp zwei Kilo unseres Körpergewichts machen unsere Darmbakterien aus. Das Gedärm hat, wenn man es ausbreiten würde, in etwa die stattliche Größe eines Sportspielfeldes. Circa ein Viertel dieser Darmbakterien bilden eine Art eigenes Immungewebe, was in der Arzneikunst auch ähnlich wie ein eigenständiges Organ behandelt wird. Die medizinische Bezeichnung dafür ist „Galt“ (gut associates lymphoid tissue). Etliche Bakterien im Darm wirken schädlich, viele nützlich. Die nützlichen sorgen für eine gesunde Balance in der Darmflora und wirken den schädlichen Bakterien entgegen. Sie bilden sich durch gewisse Stoffwechselprodukte im Körper und wirken gegenüber schädlichen Mikroorganismen antibakteriell. Werden nun durch die Nahrung weitere Probiotika zu sich genommen, helfen sie den „guten Bakterien“ bei der Erhaltung des Gleichgewichts der Darmflora. Wie das genau funktioniert, wird noch immer erforscht. Einige Bakterien wirken dabei auf unsere Darmflora, andere dagegen stärken das Immunsystem. Die Wissenschaftler vermuten aber, dass durch die Einnahme von probiotischen Lebensmitteln der Wirkungskreis der vorhandenen nützlichen Bakterien sich im Körper positiv ausweiten kann.
Künstliche Probiotika und heutige Lebensmittel
In vielen Speisen kommen Probiotika in natürlicher Form vor. Heute werden sie zahlreichen Nahrungsmitteln künstlich zugesetzt, wie etwa in Margarine, Sauerkraut, Käse, Joghurt, Kefir oder Buttermilch. Gegenüber der natürlichen Form hat die künstliche Herstellung einen großen Vorteil: Die modernen Probiotika passieren ungehindert unseren Magen und entfalten sodann erst im Darm ihre volle Wirkung. Aber auch in Tablettenform, Dragees oder Pulver sind Probiotika erhältlich.
Heilende Wirkung von Probiotika
Seit dem Altertum ist bekannt, dass bestimmte Lebensmittel heilungsfördernd sind. Gerade bei Durchfallerkrankungen und Blähungen haben Probiotika eine heilkräftige Wirkung. Man kann sogar den lästigen Diarrhöeerkrankungen, gerade bei einem Auslandsaufenthalt, durch die regelmäßige Einnahme von probiotischen Lebensmitteln vorbeugen oder die unangenehmen Begleiterscheinungen erheblich lindern. Sogar bei der Behandlung von Allergien hat man bereits große Erfolge erzielen können. Bei kleineren Kindern mit Neurodermitis wurden sogar, je nach Schwere und Art der Krankheit, Heilungen oder zumindest Linderungen bis zu fünfzig Prozent festgestellt. Auch während der Einnahme von Antibiotika kann es mitunter zu Sodbrennen, Übelkeit, Durchfall oder Blähungen kommen. Probiotika können hier sehr hilfreich den manchmal sehr belastenden Beschwerden entgegenwirken.
Unverträglichkeit bei der Einnahme von Probiotika
In aller Regel gibt es keine Unverträglichkeiten. Ein ganz geringer Anteil der Bevölkerung verträgt Probiotika jedoch nicht. Die Gründe hierfür liegen noch im Dunkeln. Die Empfehlung ist daher, einfach die Probe aufs Exempel zu machen. Allerdings sollten Patienten, die unter Morbus Bechterew (entzündlich-rheumatische Erkrankung) oder einer Pankreatitis (Entzündung der Bauchspeicheldrüse) leiden, besser auf die Einnahme von Probiotika ganz verzichten, da die Wirkungsweise kontraproduktiv ist.