Holzenergie oder Energieholz auf dem Prüfstand. Hohe Öl- und Gaspreise verleihen alternativen Energien immer neuen Schwung. Manche Experten sehen Waldbesitzer als die Öl-Scheichs von morgen.
Schon 1921 wurden Autos mit Holzvergaser betrieben, zwischen den Weltkriegen sogar Kraftwerke. Billiges Erdöl beendete diese Ära. Stehen wir nun vor einer Renaissance? Die Geburtshelfer der Holzenergie scheinen steigende Energiepreise und geringe Schadstoffwerte zu sein. Jeder fünfte Haushalt heizt ganz oder teilweise mit Holz, immerhin 18 Prozent davon mit einer Holz-Zentralheizung, so das Zentrum Holzwirtschaft an der Universität Hamburg.
Waldbesitzer werden die neuen Öl-Scheichs
Markus Mann, Pionier der Holzpellets-Produktion und Geschäftsführer der Firmengruppe Mann in Langenbach im Westerwald, prognostiziert: „Waldbesitzer sind die Ölscheichs von morgen“. „Wir werden neue Technologien, die wir schon entwickelt haben, verstärkt einsetzen, um uns unabhängiger zu machen von steigenden Energiepreisen und knapper werdenden Rohstoffen“, sagt Dr. Joachim Nitsch vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Stuttgart. Viele Experten setzen auf Holzheizkraftwerke.
Vorteil Verfügbarkeit
Dabei werden Strom und Wärme nach dem Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung gewonnen. Die Holzverfeuerung erhitzt einen Dampfkessel, aus dem eine Turbine angetrieben wird. Im Vergleich zu Wind und Sonne hat Biomasse den Vorteil, dass sie als Altholz, Hackschnitzel oder Scheitholz lagerbar und verfügbar ist. Die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) weist in ihrer Marktanalyse Nachwachsende Rohstoffe jedoch darauf hin, dass die Verstromung noch in den Kinderschuhen steckt. „Hauptursache hierfür sind die energiewirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die einen wirtschaftlichen Betrieb in der Regel nicht erlauben.“ Dennoch ist der Holzvergaser eine Option: Holz wird in Koks und einen gasförmigen Energieträger umgewandelt. Das so genannte Produktgas kann durch Verbrennung zur Erzeugung von Heiz- und Prozesswärme dienen oder durch Dampfproduktion zum Antrieb von Dampfmotoren oder einer Dampfturbine, ebenso aber zur Bereitstellung flüssigen Brennstoffs.
Zweifel an der Serienreife
Ständig werden moderne Technologien zur energetischen Nutzung nachwachsender Rohstoffe weiterentwickelt. Zu diesen Technologien, deren Anschaffung teilweise durch das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) gefördert werden, gehört die Holzgastechnologie der Dortmunder Biomass Energiesysteme. Im sauerländischen Arnsberg steht deren Pilotanlage, in der Holzhackschnitzel bei 700 Grad Celsius vergast werden. Das Gas wird in ein Blockheizkraftwerk (BHKW) geleitet und in Strom umgewandelt. Die Abwärme wird zur Trocknung der Holzhackschnitzel genutzt, später könnte ein Gewerbegebiet mit Wärme versorgt werden. Die Anlage ist für eine elektrische Leistung von 270 Kilowatt ausgelegt, die Wärmeleistung beträgt 410 Kilowatt. Der zulässige Teergehalt des Gases wird dabei nicht überschritten. Allerdings gibt es noch zu wenige Erfahrungen im Dauerbetrieb. Deswegen zweifeln Fachleute an der Serienreife.
Vorschusslorbeeren für Biomass-to-Liquid
Variantenreich sind die Modelle anderer Hersteller, etwa Motorenheizkraftanlagen (MHKW) von Mothermik aus dem rheinland-pfälzischen Pfalzfeld, Holzgas-BHKWs von DreBe in Marktoberdorf oder die Anlagen der schweizerischen Pyroforce Energietechnologie. Reichlich Vorschusslorbeeren ernten synthetische Biokraftstoffe (Biomass-to-liquid/BtL). Das ist vor allem Choren Industries aus dem sächsischen Freiberg zu verdanken, die mit ihrem so genannten Carbo-V-Verfahren aus Holz Biokraftstoff gewinnt. Sie wird 2008 die weltweit erste kommerzielle Anlage zur Herstellung von BtL-Kraftstoffen in Betrieb nehmen. „Damit lassen sich höhere Kraftstofferträge pro Hektar erzielen, die Bandbreite der nutzbaren Biomasse ist größer, und sie verursachen geringere Emissionen“, sagt Dietmar Kemnitz, Biokraftstoff-Experte der FNR. Der große Feldversuch und damit eine Bewährungsprobe steht auch hier noch aus.