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Wie waren die Kinderkrippen und Kindergärten in der DDR?

Kinderkrippen und Kindergärten sind immer wichtig. Sie helfen berufstätigen Eltern und bereiten die Kinder spielerisch auf den nächsten Lebensabschnitt vor.

Westliche Kritik an den Kinderkrippen und Kindergärten der DDR war selten sachlich und ist es oft bis heute nicht. Kinderkrippen wurden als „Bewahr-Anstalten“ bezeichnet und die sogenannte „Topf-Bank“ wurde sogar zur „Folterbank“. Keine ideologische Phrase war zu abgedroschen, als man mit ihr nicht noch auf die Kinderkrippen und Kindergärten der DDR ein dreschen konnte. Lange übersah man dabei absichtlich, wie selbstverständlich diese Art von Kinderbetreuung in Skandinavien gehandhabt wird.

Die damaligen Kinderkrippen in der DDR

Die Kinder hat dieses ideologische Gezänk nicht berührt. Sie fanden hier eine liebevolle Aufnahme, regelmäßige Mahlzeiten sowie Spiel und Spaß. Zwischendurch erfolgte Ruhe und Schlaf. Alles unter den aufmerksamen Augen gut ausgebildeter Erzieherinnen. Was Kinderkrippen sein konnten, wenn der „sozialistische Erziehungsauftrag“ nicht übertrieben, zeigte sich im letzten Jahr der DDR und danach. In der DDR arbeiteten 91 Prozent aller Frauen im erwerbsfähigen Alter. Also musste der Staat, der alles regeln wollte, etwas für diese Frauen und ihre Familien tun. So gab es im letzten Jahr vor der Wende 353.000 Krippen-Plätze. Eine Erzieherin betreute durchschnittlich fünf bis sechs Kinder. Von Anfang bis zuletzt waren die Kinderkrippen dem Gesundheitswesen zugeordnet. Anfangs waren es Säuglings-und Kinderschwestern, die als „Krippen-Tanten“ tätig waren. Später wurden Krippen-Erzieherinnen in einem dreijährigen Direktstudium an den medizinischen Fachschulen ausgebildet. In den Kinderkrippen wurden Kinder vom Alter weniger Wochen bis zum vollendeten dritten Lebensjahr betreut. Man baute sogenannte Kinderkombinationen. In dem einen Flügel war die Kinderkrippe und in dem anderen der Kindergarten. So konnten die Kinder bis zu fünf Jahren in der gewohnten Umgebung bleiben.

Die damaligen Kindergärten in der DDR

Kindergarten-Erfinder, Friedrich Fröbel, wollte 1840 Kinder wie Pflanzen aufziehen, liebevoll, pfleglich und nach sinnvollen Regeln. Margot Honecker wollte die jüngsten Bürger mit kommunistischer Moral ausstatten. Die DDR-Kindergärtnerinnen dachten manchmal an Fröbel, wohl kaum an Margot. Sie versuchten die Erziehung mit Liebe und Strenge, mit Fantasie und Verstand. Die zuletzt 13.399 Kindergärten im Lande boten mehr als nur eine Ganztagsbetreuung. Es gab ein pädagogisches Konzept, bei dem spielend gelernt werden sollte. DDR-Bildungspolitiker definierten den Kindergarten als erste Stufe des Bildungssystems, aber natürlich auch als „Stätten frohen, unbeschwerten Kinderlebens“. Dies stand sogar im Gesetzblatt. Das pädagogische Konzept sah dabei durchaus vor, dass jedes Kind seinen individuellen Fähigkeiten und Neigungen folgen sollte, allerdings nur soweit, wie es nicht die Gemeinschaft störte. Für Millionen Kinder war es alltägliche Selbstverständlichkeit. Ihnen gefiel es dort mit anderen Kindern zu spielen, den Mittagstisch für die eigene Gruppe zu decken und vor der ungeliebten Mittagsruhe mit den Erzieherinnen ein wenig zu maulen. Wichtigste Erziehung im Kindergarten ist das Spiel. Im Spiel setzen sich die die Kinder mit ihrer Umwelt auseinander und entwickeln ihre körperlichen und geistigen Fähigkeiten. Natürlich freuten sich die Kinder, wenn Mama oder Papa nachmittags zum Abholen an der Tür auftauchten. Am nächsten Morgen ging man trotzdem gern wieder hin. Schließlich warteten dort die besten Freunde. 1985 verordnete Margot Honecker einen neuen „Bildung- und Erziehungsplan“. Margots „Blaues Buch“ erschütterte die Alltagspraxis nur im ersten Moment. Die Erzieherinnen sangen weiter die bekannten Kinderlieder, lasen aus Grimms Märchen vor oder bastelten mit ihren Schützlingen zum Beispiel Advent-Gestecke oder bemalten Ostereier. Zum Ende der DDR besuchten 94 Prozent aller Drei- bis Sechsjährigen den Kindergarten. Es gab vorwiegend kommunale und Betriebskindergärten. Die Betriebskindergärten waren materiell oft besser ausgestattet. Sie lagen meist in unmittelbarer Nähe des Arbeitsplatzes. Dies verkürzte die Wege, erleichterte den Familien den Transport und bereitete allen Beteiligten weniger Stress. Die Regelöffnungszeit war von 06.00 Uhr bis 18.00 Uhr. Für den Kindergartenplatz bezahlten die Eltern nichts. Für die Mahlzeiten einschließlich der Milch wurden pro Anwesenheitstag 80 Pfennige bezahlt. Keinerlei staatliche Unterstützung bekamen 275 evangelische und 142 katholische Kindergärten.

Kinder bekommen, genoss in der DDR viel Förderung

Die DDR-Führung hatte bereits damals erkannt, wie schief die Alterspyramide bereits war und wie dramatisch die demographischen Folgen einer Überalterung der Bevölkerung sein würden. Um dem gegen zu steuern wurde viel getan. Die Entscheidung für ein Kind wurde Frauen dadurch sehr erleichtert. Besonders allein erziehende Mütter mussten nicht um ihre Existenz fürchten. Ihre Rechte gegenüber dem Arbeitgeber gingen sehr weit. Dabei hatte es die DDR mit einem Widerspruch zu tun, der besonders seit den siebziger Jahren sich stark zuspitzte. Auf der einen Seite brauchte die Volkswirtschaft die Frauen als Arbeitskräfte. Auf der anderen Seite zwang eine ungünstige Bevölkerungsentwicklung in Folge zweier Weltkriege, Pillenknick und Freigabe zur Abtreibung die DDR-Führung zu sozialpolitischen Eingriffen zugunsten der Familie. Junge Mütter wurden dadurch vielseitig unterstützt.

Um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verbessern, hat die sächsische Landesregierung ein Modellprojekt für flexible und längere Öffnungszeiten von Kindertagesstätten auf den Weg gebracht. Für die Teilnahme an dem durch Haushaltsmittel des Ministeriums für Kultus und Sport geförderten Programms haben sich 34 Einrichtungen beworben. Zwölf von ihnen erfüllten die Voraussetzungen. Es besteht die Möglichkeit, das Kind früh fünf Uhr zu bringen und 20 Uhr abzuholen. Dies macht natürlich keiner. Aber für Schichtarbeiter ist dies eine gute Möglichkeit, jeweils einen Teil dieser Zeit zu nutzen.

„Man bleibt jung, solange man noch lernen, neue Gewohnheiten annehmen und Widerspruch ertragen kann“ Marie von Ebner-Eschenbach