An der Börse wird die Zukunft gehandelt. Doch welchen Werten gehört die Zukunft? Die wichtigste Kennziffer zur Aktienbewertung ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV). Mit dem KGV können Anleger das Potenzial einer Aktie einschätzen.
Immer wieder stellt sich die gleiche Frage für Aktienanleger: Verfügt das anvisierte Papier über Aufwärtspotenzial? Bevor Anleger in eine Aktie investieren, sollten sie sich mit dieser Frage näher beschäftigen. Dazu sind Informationen rund um das Unternehmen notwendig, das die Aktie begeben hat – zudem spielt natürlich das aktuelle Börsenumfeld eine Rolle.
Die wichtigste und stets auf den Kursseiten der Finanzzeitungen ersichtliche Kennziffer, die zur Bewertung von Aktien herangezogen wird, ist das sogenannte Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) einer Aktie. Anhand der errechneten Zahl lassen sich die Ertragskraft und ihrer künftige Entwicklung beurteilen. Das KGV drückt das Verhältnis von Aktienkurs und dem erzielten Jahresgewinn des entsprechenden Unternehmens pro Aktie aus.
Berechnung des KGV
Zunächst wird also der Jahresgewinn pro Aktie errechnet, indem man den Jahresgewinn des Unternehmens durch die Anzahl der ausgegebenen Aktien dividiert. Beispiel: Der Jahresgewinn beträgt 100.000 Euro, es wurden 10.000 Aktien emittiert. Der Jahresgewinn beträgt pro Aktie also 10 Euro.
Anschließend wird der Börsenkurs durch den Gewinn pro Aktie dividiert, um das KGV zu ermitteln: Angenommen der Börsenkurs steht bei 100 Euro. Dann ist das KGV gleich 10 (Aktienkurs (100 Euro) durch Jahresgewinn (10 Euro)).
Die Berechnungen können sich Anleger und Interessierte sparen, da das KGV in den Medien bereits als feste Zahl angegeben wird. Wichtig ist dann die Einschätzung dieser Zahl. Es gilt die Regel: Je niedriger das KGV, desto günstiger ist die Aktie bewertet. Liegt in dem obigen Beispiel der Kurswert der Aktie bei 50 Euro, ergibt sich ein KGV von 5.
Gewinne werden prognostiziert
Bei der Berechnung des KGV für das laufende und kommende Jahr geht man vom geschätzten Gewinn des Unternehmens pro Aktie aus. KGVs gibt es beispielsweise auch für Indizes. So liegt das KGV beim Deutschen Aktienindex (DAX) für 2010 etwa bei 10. Vor drei Jahren hatte das DAX-KGV noch rund 13 betragen. Das heißt für den Anleger: Der DAX ist relativ günstig bewertet, in ihm steckt noch Aufwärtspotenzial. Zur Zeit des Börsenabsturzes zur Jahrtausendwende hatte das KGV des deutschen Leitindexes sogar bei 40 gestanden.
KGV-Werte vergleichen
Natürlich ist ein günstiges KGV keine Garantie für künftige Gewinne. Als niedrig gelten KGV-Werte zwischen 5 und 12. Zugleich muss man wissen, dass KGV nicht immer gleich KGV ist. So ist es ratsam, verschiedene KGV-Werte nur miteinander zu vergleichen, wenn sie der gleichen Branche angehören. Gehört beispielsweise die eine Aktie zur Automobil-Branche und die andere zur Chemie-Branche, ergeben direkte KGV-Vergleiche wenig Sinn. Ein weiteres Problem bei der Beurteilung des KGV sind die Gewinnprognosen für die Zukunft, die bei den Berechnungen eine Rolle spielen. Je nach Interessenlage einzelner Aktienanalysten der Banken lässt sich das KGV zum Teil etwas zu hoch oder etwas zu niedrig kalkulieren. Daher empfiehlt es sich, Zahlen von mehreren Analysten in Betracht zu ziehen.