Ein Kurzüberblick dazu, welche Punkte beim Autofahren im Winter besonders zu beachten sind und was der Autofahrer an Fehlern vermeiden sollte: Winterreifen, Frostschutz. Tipps zum Fahren und zur Autotechnik in der winterlichen Jahreszeit.
Es ist schwer zu glauben, aber wahr: Kaum, dass es zu Schneien aufgehört hatte und der Verkehr auf der A59 in Richtung des Düsseldorfer Flughafens wieder so halbwegs funktionierte, trat der Fahrer eines Münchener 5er-BMWs voll auf das Gaspedal und überholte einen Autofahrer linksaußen in einer einspurigen Rechtskurve der Abzweigung / Ausfahrt zu einer Umgehungsstraße.
Von der Möglichkeit, auf Glatteis unter dem Schnee ausrutschen zu können und damit das Risiko einzugehen, einen schweren Unfall zu verursachen, hatte dieser Zeitgenosse wohl noch nichts gehört. Ein solches Verhalten, mit dem umsichtig fahrende Verkehrsteilnehmer trotz eigener Vorsicht schwer geschädigt werden können, gilt als Kardinalfehler in der winterlichen Jahreszeit.
Was sollte der Autofahrer vor Antritt der Fahrt beachten und mitnehmen?
Vor allen Dingen sollte er auf das Unerwartete vorbereitet sein. Dazu gehört auch die richtige Ausrüstung. Handschuhe, eine Wolldecke im Wagen, ein neuwertiger Eiskratzer, ein Schneebesen und den Türschlossenteiser in der Manteltasche – nicht im Kofferraum – sollten immer mit auf Reisen gehen. Zumindest auf die Fahrten, auf denen der Autofahrer die Stadtgrenze verlässt. Und wer stundenlang im Stau steht, freut sich über die Flasche Mineralwasser, die stets im Wagen liegen sollte.
Warum eigentlich Winterreifen?
Fährt der Autofahrer mit Sommerbereifung bei etwa null Grad, spürt er, dass das Fahrwerk härter zu sein scheint als sonst und dass der Wagen instabiler in Kurven liegt. Das liegt daran, dass die Gummimischung eines Sommerreifens ab einer Außentemperatur von sieben Grad plus abwärts den kalten Temperaturen nichts mehr entgegenzusetzen hat, also verhärtet. Dementsprechend läßt der Grip, also die Bodenhaftung des Reifens nach und dieser ist selbst bei trockener Straße nicht mehr sicher.
Deswegen ist es ratsam, schon Mitte November auf eine Winterbereifung umzurüsten, weil der höhere Anteil an Naturkautschuk im Winterreifen denselben weicher hält und für eine bessere Bodenhaftung sorgt. Dass das Profil eines Winterrreifens zudem besser mit dem Schnee zurechtkommt, als das Profil einer Sommerbereifung, liegt an der Beschaffenheit der Lamellen im Reifenprofil. Und auch hier gilt, dass der Luftdruck der Bereifung bei jedem Tankstopp überprüft werden sollte!
Derjenige Autofahrer, der auf verschneiten Straßen ohne Winterreifen losfährt, riskiert im Übrigen ein Bußgeld in Höhe von 40 Euro und einen Punkt in Flensburg. Je nach Gefährdungslage auch mehr. Der Autofahrer ist verpflichtet, seine Ausrüstung den Wetterverhältnissen anzupassen. Will der Autofahrer in die Berge und schafft sich Schneeketten an, empfiehlt sich dringend, den Umgang mit den Ketten der Anleitung entsprechend zu üben. Nichts ist unangenehmer, die Schneeketten einsetzen zu müssen und wie der sprichwörtliche Ochs vor’m Berg hilflos dazustehen, wenn der Ernstfall eintritt.
Eisspray, Eiskratzer und Schneebesen
Hat der Eiskratzer schon ein paar Winter hinter sich, dann kann es sein, dass er durch Kratzer auf der Windschutzscheibe mehr Schaden anrichtet, als erwünscht. Schonender für die Verglasung ist es, zuvor ein Eisspray einzusetzen, das in Baumärkten und an Tankstellen für ein paar Euro erhältlich ist. Kleine Kratzer nämlich erhöhen die Gefahr, vom Licht des Gegenverkehrs geblendet zu werden. Daher Eisspray verwenden und nach dem Auftauen der Windschutzscheibe diese mit der Gummilippe des Kratzers schonend vom Eis befreien.
Aber auch der Rest des Autos will vom Schnee befreit werden. Es kann zu einem Bußgeld führen, wenn der Autofahrer nur ein kleines Sichtfeld der Windschutzscheibe und der übrigen Verglasung von Schnee und Eis räumt. Großflächiges Kehren ist sicherer. Auch das Dach muss geräumt werden, denn wenn der Schnee von oben beim Bremsen auf die Windschutzscheibe rutscht, hat der Autofahrer schlechte Karten und knallt dem Vordermann gegebenenfalls blind ins Heck.
Es empfiehlt sich, einen richtigen Schneebesen zu kaufen (um sieben Euro), der einen so langen Stiel hat, der es ermöglicht, auch die Mitte des Autodachs freizukehren. Ein gewöhnlicher Handfeger ist dazu oft nicht geeignet. Nicht vergessen in puncto Sicherheit sollte man auch das Schneeräumen in der Garageneinfahrt.
Ein Batterietausch und seine Risiken
Die Elektronik moderner Autos wurde in den letzten Jahren immer komplexer. Daher sind Eingriffe des unerfahrenen Autofahrers in die Bordelektronik risikoreich. Klemmt dieser vor dem Winter einfach und wie früher üblich die Batterie ab, um eine neue einzubauen, kann schon dadurch die Elektronik des Fahrzeuges heruntergefahren werden. Oft kann nur die Werkstatt das Auto wiederbeleben. Prinzipiell ist das wie beim Ausschalten eines Computers, nur leider ist es nicht so einfach wie beim PC, das Auto wieder anzuschalten. Die Betriebsanleitung gibt dazu übrigens hilfreiche Hinweise.
Auch bei der Starthilfe lauern Gefahren, die teure Steuergeräte regelrecht töten können
Starthilfe, wie sie früher funktionierte: Pluspole (rote Kabel) zuerst an die volle, dann an die leere Batterie, das Minuskabel (schwarz) erst an die Spenderbatterie, dann an den Motorblock des Autos, das Starthilfe benötigt. Viele Autos haben dazu auch einen Massepunkt im Motorraum. Anschließend Auskuppeln, Handbremse ziehen und Zünden. Prinzipiell ist das noch immer richtig. Aber wenn das nicht startende Auto nicht nur eine leere, sondern gar eine defekte Batterie hat, kann die Elektronik des Spenderautos Probleme bereiten. Besser ist es, einen Pannendienst anzurufen.
Die Verkehrsschilder im Schnee
Der Grundsatz „Nichtwissen schützt vor Strafe“ nicht gilt auch im Winter. Wer eingeschneite Verkehrsschilder ignoriert, riskiert ein Bußgeld. Sind Schilder nicht erkennbar – was übrigens besonders für Schilder mit Geschwindigkeitsbeschränkungsangaben gilt – so ist es Sache des Autofahrers, sich Klarheit zu verschaffen. In Gebieten mit starkem Schneefall muss er sich davon überzeugen, welche Schilder mit welcher Bedeutung vor Ort zu beachten sind. Etwa, wenn er seinen Wagen abstellen will. Dann hat er das Umfeld nach Parkhinweisschildern, Verbotsschildern oder ähnlichem abzusuchen.
Ein Wort noch zum Frostschutz im Motor
Der Tankwart und die Stammwerkstatt prüfen gerne, ob das Scheibenwischwasser oder der Frostschutz im Kühlmittel des Motors noch den notwendigen Schutz garantieren. Gerade der Frostschutz im Motor ist für dessen Überleben sehr wichtig. Ein Gefrierschutz bis zu einer Temperatur von minus 30 Grad sollte stets gegeben sein. Wer unsicher ist, der sollte zum Schutz vor teuren Motorschäden durch gefrierendes Kühlmittel, platzende Kühlschläuche und Motorblöcke einen kurzen und oft kostenlosen Check in der Werkstatt vornehmen lassen! Das empfiehlt sich gerade bei Youngtimern und älteren, vielleicht gerade gekauften Gebrauchtwagen.
Was das Autofahren im Winter angeht
Bitte nicht dem Beispiel des eingangs geschilderten BMW-Fahrers folgen, sondern im Sinne rechtzeitigen Bremsenkönnens ruhig und defensiv fahren. Doppelt soviel Abstand – also sechs Fahrzeuglängen – zum Vordermann halten und das Fahren in einer an die Straßengegebenheiten angepassten Geschwindigkeit sind gute Tipps für das sichere Ankommen im Winter. Zum Werterhalt des Autos übrigens trägt ein häufigerer Besuch in der Waschstraße und eine gründliche Reinigung inklusive des Unterbodens nach dem Winter bei.