Ökostrom soll die Stromgewinnung aus erneuerbaren Energien fördern. Der Verbraucher sollte auf eine aussagekräftige Zertifizierung achten. Nicht jedes Ökostrom-Angebot hält, was es verspricht.
Beim Ökostrom haben sich die Werbetexter wieder einmal mächtig ins Zeug gelegt. Die Salesfolder mit den vielen schönen Naturmotiven werben für Produkte wie „Pure Power“, „Naturstrom“, „ehrlicher Strom“, „Strom mit Zukunft“ oder „PrimaKlima“. Hinter den pfiffigen Markennamen verbergen sich Stromprodukte von ganz unterschiedlicher ökologischer Güte. Dominik Seebach vom Ökoinstitut Freiburg sieht darin ein Dilemma: „Es gibt Ökostrom, der bringt was und welchen, der bringt nichts.“
Mehr Strom aus erneuerbaren Energien
Der Verbraucher muss mit diesem Dilemma leider leben. Denn derzeit gibt es keine allgemein verbindliche Definition von Ökostrom. Viele glauben, dass Ökostrom einfach Strom aus erneuerbaren Energien sei. Stromexperten sehen das allerdings anders. Denn auch der normale graue Strom enthält einen Anteil von Strom aus erneuerbaren Energien. Mit dem Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) hat der Gesetzgeber das so festgelegt. Bis zum Jahr 2020 soll in Deutschland der Anteil der Erneuerbaren Energien an der Stromproduktion sogar auf 30 Prozent anwachsen. Umweltschützer fordern deshalb, dass Ökostrom eine Förderung der erneuerbaren Energien über das gesetzlich bereits festgelegte Maß hinaus bewirken soll. Ökostrom soll den Bau neuer umweltfreundlicher Anlagen fördern und so die Menge an Strom aus erneuerbaren Energien ausweiten.
Umstrittene Zertifikate
Die Förderung von erneuerbaren Energien weisen die Ökostromanbieter durch Zertifikate nach. Leider ist mit den vielen unterschiedlichen Ökostromangeboten auch die Zahl der Zertifikate deutlich angewachsenen. Dr. Thorsten Kasper vom Verbraucherzentrale Bundesverband meint deshalb: „Wir erleben derzeit so etwas wie eine Labelflut.“
In die Kritik geraten sind Ökostromanbieter, die ihre Produkte als „Ökostrom mit RECS-Zertifikaten“ anbieten. RECS-Zertifikate sind keine Gütesiegel, sondern ein reines Bilanzierungssystem der Stromwirtschaft. Dominik Seebach vom Ökoinstitut Freiburg erklärt: „Das Instrument ist ursprünglich gar nicht für den Verbraucher entwickelt worden, sondern sollte die Bilanzierung der Stromanbieter vereinfachen und sicherstellen, dass der gleiche Strom nicht doppelt verkauft wird.“
ok power und Grüner Strom
Verbraucherschützer empfehlen Stromkunden die Label ok power und Grüner Strom e.V. ok power wird vom Ökoinstitut Freiburg, dem WWF und der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen zertifiziert. Leider sind beim ok Power Label auch die umstrittenen RECS-Zertifikate zugelassen.
Das Grüner Strom Label ist da restriktiver. Es verpflichtet alle Stromanbieter zum Ausbau der Stromproduktion aus erneuerbaren Energien und kann auf die Förderung von bereits rund 600 Neuanlagen verweisen. Träger des Grüner Strom Labels sind der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND), EUROSOLAR, der Naturschutzbund Deutschland (NABU), der Deutsche Naturschutzring (DNR) die Verbrauchern Initiative sowie der Ärztevereinigung IPPNW und die Initiative Naturwissenschaftler für den Frieden.
Umweltfreundlicher Strom aus eigenen Anlagen
Neben den Angeboten mit Zertifikat gibt es überregionale Ökostromanbieter wie Naturstrom, Greenpeace Energy, Lichtblick und EWS Schönau. Diese Anbieter kaufen keinen Strom an der Börse, sondern betreiben eigene Anlagen oder beziehen ihren Strom direkt von neuen Anlagen zur Stromgewinnung aus erneuerbaren Energien. Greenpeace Energy veröffentlicht im Internet sämtliche Lieferkraftwerke und bietet dem Verbraucher auf diese Weise ein hohes Maß an Transparenz.