Das weltweit größte soziale Netzwerk Facebook hat in den letzten Monaten immer wieder Aufmerksamkeit durch Datenschutzskandale erregt.
Das weltweit größte soziale Netzwerk Facebook hat wiederholt durch Datenschutzskandale Aufmerksamkeit auf sich gelenkt. Nach mehreren Klagen von Daten- und Verbraucherschutzorganisationen musste sich das Unternehmen sogar schon vor Gericht verteidigen. So hat auch der Verbraucherzentralen-Bundesverband Klage gegen Facebook vor dem Landesgericht Berlin eingereicht, nachdem das Netzwerk nicht auf Abmahnungen des Verbands reagiert hatte. Die AGB und Datenschutzbestimmungen verstießen gegen geltende Verbraucherrechte, so lautet der Vorwurf gegen Facebook.
Netzwerke schneiden schlecht bei Stiftung Warentest ab
Nach einem Test von Stiftung Warentest, der verschiedene deutschsprachige soziale Netzwerke wie SchülerVZ, StudiVZ und unter anderem auch Facebook unter die Lupe genommen hat, wurde zwar klar, dass Facebook nicht der einzige bedenkliche Fall beim Thema Datenschutz ist, aber dafür tatsächlich einer der schlimmsten. Alle getesteten Netzwerke wiesen Mängel in Datensicherheit und -schutz auf, 8 von 10 sogar „deutliche“ bzw. „erhebliche“ Mängel.
Facebook gehörte dabei zu den mit am schlechtesten abschneidenden Netzwerken. Es schränke die Rechte der Nutzer ein, räume sich gleichzeitig selbst aber erhebliche Rechte ein. Vor allem mit der Weitergabe von Daten an Dritte fiel Facebook auf, lautete das Ergebnis des Tests. Ein besseres Ergebnis konnten SchülerVZ und StudiVZ erreichen. Bei diesen Netzwerken hätten die Nutzer mehr Einflussmöglichkeiten auf die Verwendung ihrer Daten und eine Weitergabe an Dritte gäbe es kaum.
Die größten Mängel wiesen die verschiedenen Netzwerke bei der Datensicherheit auf. So sei es ein leichtes Spiel für Hacker Konten zu knacken, auf sie zuzugreifen und die Daten auch zu ändern. Speziell bei der Nutzung mobiler Versionen, beispielsweise über ein Smartphone, gäbe es Schwachstellen, da die Daten unverschlüsselt übertragen werden.
Was geschieht mit den Daten auf Facebook?
Gerade die Weitergabe privater Daten an Dritte sorgt für viel Kritik an dem Unternehmen. So sollen Informationen über die Mitglieder zur Marktforschung genutzt worden seien und fremden Unternehmen Zugriff auf die Daten gegeben worden.
Vor allem eine Änderung in den AGB, die Facebook die Lizenz zur Verwendung aller Informationen, die ein Nutzer auf der Seite hinterlässt, einräumt, sorgte für viel Aufsehen. Zu diesen Informationen gehören nicht nur die im Profil angegebenen Informationen über die jeweilige Person, sondern auch alle Fotos, Kommentare und Nachrichten, die diese Person je geschrieben hat. Diese Lizenz gelte uneingeschränkt und zwar „für jede Art der Verwendung, eingeschlossen kommerzieller und werblicher, innerhalb des Facebook-Dienstes selbst oder in Verbindung damit oder als Werbung dafür.“
Ein Absatz darüber, dass die Nutzung der Daten vorher eingeschränkt war, diese jederzeit gelöscht werden könnten und danach nicht mehr verwendet werden würden, wurde aus den neuen AGB gestrichen. Somit hat sich Facebook selbst das Recht auf grenzenlose Nutzung der Daten seiner Mitglieder gegeben. Diese Daten kann das Netzwerk nun verwenden, für was es will. Dass die Änderungen in den AGBs nicht einmal auf Deutsch erschienen, zeigt, dass die Absichten der Macher von Facebook, die Verbraucher überhaupt über diese Änderung zu informieren, wahrscheinlich nicht sehr groß waren.
Der Gründer des Netzwerkes Marc Zuckerberg sagte dazu, dass man nie Daten in einer Art teilen werde, die vom Verbraucher nicht gewünscht würden. Weiterhin sagte er aber auch, man müsse sich damit abfinden, dass, wenn man seine Daten einmal abgeschickt habe, sie im Internet seien. Auch Browserspiele, die auf Facebook angeboten werden, wie zum Beispiel das sehr beliebte „Farmville“ werden von Dritten über Facebook angeboten. Die Sicherheit der Daten der Spieler ist dabei nicht gewährleistet.
Ähnlich ist es auch mit dem „Freundefinder“, der es einem ermöglichen soll, Bekannte auf Facebook über das E-Mail-Account oder einen Messenger zu finden. So werden nicht nur die eigenen Daten importiert, sondern auch die von anderen, sogar von Nichtmitgliedern, zum Beispiel deren E-Mail-Adressen und Namen.
Hinzu kommt, dass das Löschen von Daten auf Facebook sich als äußerst schwierig erweist. So bleiben Fotos zum Beispiel, nachdem sie gelöscht wurden, noch lange Zeit erhalten und werden weiterhin auf den Facebook-Servern gelagert. Wenn der direkte Link zu den Fotos bekannt ist, sind diese sogar immer noch erreichbar. Auch das Löschen des Facebook-Kontos ist nicht ganz einfach. Das Konto wird vorerst nur deaktiviert, die Daten jedoch bleiben.
Aber nicht nur von Facebook selbst können die Daten missbraucht werden, auch vor Hackern sollte man sich in Acht nehmen. Diese können nämlich ganze Datensätze absaugen und für Identitätsdiebstähle oder Spam- bzw. Phishing-Aktionen verwenden.
Reaktionen auf die laxen Datenschutzrichtlinien
Aufgrund der fehlenden Datensicherheit forderte Bundesverbraucherschutzministerin Ilse Aigner in einem offenen Brief an Facebook-Gründer Zuckerberg mehr Maßnahmen zur Datensicherung und kritisierte die Lockerungen der Datenschutzbestimmungen. Falls Facebook sich nicht in Bezug auf den Schutz persönlicher Daten bzw. deren Weitergabe zu kommerziellen Zwecken, sowie auf deutliche Hinweise auf Änderungen in den Nutzungsbedingungen, ändere, werde sie ihre Mitgliedschaft beenden.
Auch „Facebook Privacy Control – NOW!“, eine von den Grünen gegründete, jedoch überparteiliche Protestgruppe, setzt sich für mehr Datensicherheit auf Facebook ein. Sie fordern ebenfalls, dass es keine Weitergabe von Daten an Dritte geben soll ohne den Verbraucher vorher um Erlaubnis zu fragen. Außerdem wollen sie eine gemeinsame Entwicklung von Datenschutzstandards mit internationalen Daten- und Verbraucherschützern.
Des Weiteren könnte es bald Alternativen zu Netzwerken wie Facebook geben. Zum Beispiel Diaspora, ein von vier Studenten der New York- University entwickeltes freies Netzwerk mit dezentralem Aufbau, dass von der Community selbst finanziert werden soll. Bisher existiert von diesem Netzwerk allerdings nur ein interner Prototyp.
Was kann man tun, um seine Daten zu schützen?
Da man ohne selbstständige Änderungen an den Datenschutzeinstellungen sein ganzes Profil öffentlich macht, sollte man sich die Einstellungen seines Profils genau ansehen und durchgehen, welche Informationen man veröffentlicht und welche nicht. Außerdem bietet Facebook inzwischen an, den Computer oder das Handy des Nutzers registrieren zu lassen. Wenn jemand sich von einem anderen PC Zugang zum Konto verschaffen will, wird man mit einer E-Mail oder SMS benachrichtigt.
Die beste Möglichkeit sich vor Datenmissbrauch zu schützen, ist aber wahrscheinlich, sich gar nicht erst bei Facebook zu registrieren oder wenn doch, so wenige Daten wie möglich über sich anzugeben.