Erfahrene Therapeuten erklären, aus welchen Gründen Paare miteinander unglücklich sind und wie sich Krisen beenden lassen.
Paare kurz vor der Trennung würden häufig die gleichen Fehler machen. Gegenseitige kritische Bemerkungen, Vorwürfe, Vorhaltungen, Drohungen und das wiederholte Verweigern von Wünschen wären typisch. Diese Verhaltensweisen zerstören Gefühle von Intimität und Liebe nachhaltig. So entstehe immer mehr Groll und Bitterkeit aufeinander. Eine Situation, die unweigerlich in die Krise führt.
Die Krisensituation in Beziehungen
Es sei nach Erfahrungen aus der Eheberatung verblüffend, wie Paare sich fremden Menschen gegenüber höflich, taktvoll, zuvorkommend und mit Respekt verhalten. Ihren Liebsten hingegen würden sie wie Dreck behandeln. Solche Paare würden annehmen, das Zuhause wäre der Ort, wo sie sich völlig gehen lassen könnten und sich nicht mehr um Umgangsformen kümmern müssten. Sicher sei Offenheit und Zwanglosigkeit ein gutes Anzeichen für eine zufriedenstellende Ehe. Doch enge Vertrautheit sei noch lange kein Freibrief dafür, das Gefühlsleben des Partners mit verbalen Bomben zu attackieren. Nicht selten fliegen nicht nur hinter verschlossenen Türen die Fetzen, selbst vor Dritten wird der Partner lächerlich gemacht, abgewertet und gedemütigt. Oft würden die Therapeuten Paare am Anfang einer Beratung fragen, welche liebevollen, netten oder aufmerksamen Dinge sie in der laufenden Woche für ihren Partner getan hätten. Viele könnten darauf nicht antworten, da sie ihren Partner als selbstverständlich annehmen würden und nicht mehr in den Erhalt ihrer Bindung investieren.
Wege aus der Krise, wenn beide die Notbremse ziehen
Damit Beziehungen dauerhaft gelingen, brauche es einige Anstrengung. Sicher dürfe es nicht in Schwerstarbeit ausarten. Sonst wäre das ein klares Anzeichen, dass man von Grund auf nicht zusammen passt. Wenn jedoch das ehrliche Bedürfnis für ein weiteres Zusammensein beidseitig vorhanden ist, würde sich die Mühe lohnen. Empfehlenswert sei, sofort die Notbremse zu ziehen und aufzuhören, den Partner respektlos zu behandeln. Paare könnten versuchen, miteinander wieder einfühlsam, rücksichtsvoll und aufmerksam umzugehen. Wenn die Beziehung einen Wert hat, brauchen beide wieder die Erfahrung, vom anderen auch wertgeschätzt zu werden. Menschen in Beziehungskrisen können einen Ausweg finden, wenn sie sich bewusst darum bemühen, dem anderen Freude zu bereiten und die Dinge vermeiden, die dem anderen missfallen. Eine weitere Ursache für Krisen könnte entstehen, weil Paare miteinander konkurrieren. Sollte man bei einer ehrlichen Bilanz der Krise eine Wettbewerbssituation feststellen, wäre auch dann die Notbremse fällig. Ein Gegeneinander sei völlig fehl am Platz. Glückliche Beziehungen sind Teamwork und haben ihre Basis in der Gemeinschaft. Partnerschaften gelingen nur im Miteinander, wenn beide an einem Strang ziehen und das Tauziehen endlich beenden.
Strategien, um schwierige Beziehungen zu verbessern
Paare würden oft miteinander Schwierigkeiten haben, weil die Freundschaft abhanden gekommen ist. Sie mutieren zu Zweckgemeinschaften und vergessen, warum ihnen der andere wichtig ist. Um die Freundschaft in Beziehungen zu beleben, könne man sich bewusst darauf besinnen, warum man ursprünglich zusammen fand. Auch wäre es eine gute Strategie, ihm oder ihr wenigstens einmal am Tag etwas Nettes zu sagen. Sinnvoll sei sich regelmäßig Zeit für den anderen zu nehmen und sich dabei mit Dingen zu beschäftigen, die beiden Freude bereiten. Die Therapeuten raten den Paaren, wieder gezielt eine schöne Zeit miteinander zu verbringen. Eine weitere Strategie wäre es, in Auseinandersetzungen Extreme zu vermeiden. Man dürfe nicht mit dem Ziel streiten, den Partner niederzumachen. Jeder Konflikt würde durch Sachlichkeit entschärft werden können. So solle man versuchen, dem Partner so genau wie möglich zu sagen, welche Verhaltensveränderung man sich von ihm wünscht. Dabei gilt es, Geringschätzung zu vermeiden und auch nicht den kompletten Rückzug und die Sprachlosigkeit als Mittel zum Zweck zu benutzen. Die zuverlässigste Strategie bestehe darin, dem Partner Interesse, Wohlwollen, Zuneigung, Wertschätzung, Sorge und Verständnis auch klar zu zeigen und nur auf konstruktive Weise zu streiten.