Manager kann man laut einer Studie beim Lügen erwischen, wenn man die verbalen Signale zu deuten weiß.
Wenn Politiker oder Manager großer Firmen in der Presse über ihre Projekte oder die finanzielle Situation ihres Unternehmens berichten, stellt man sich oft die Frage, „ob das wirklich alles so stimmt“? Leider kann man das aber nicht überprüfen und erfährt die Wahrheit meist erst im Nachhinein. Aber es gibt Signale, die Indikatoren für Lügen sein können. David Larcker und Anastasia Zakolyukina von der Stanford Universität veröffentlichten hierzu vor einigen Monaten die Ergebnisse ihrer langjährigen Studie.
30.000 Telefonkonferenzen wurden protokolliert und analysiert
Larcker und Zakolykina analysierten 30.000 Telefonkonferenzen von 2003 bis 2007, bei denen die Vorstandsvorsitzenden oder die Finanzvorstände verschiedener Konzerne mit Analysten sprachen. Sie untersuchten die Gespräche vor allem auf linguistische Besonderheiten, wie zum Beispiel Verwendung von Pronomen, Floskeln oder Ähnlichem. Außerdem berücksichtigten die beiden Forscher, welche der Unternehmen ihre Bilanzen nachträglich korrigieren mussten.
Ausdrucksweise bei Lügnern
In jenen Unternehmen, welche die Bilanzen nachträglich ändern mussten, zeigten sich fast durchgehend linguistische Besonderheiten in den Telefonkonferenzen. Die Vorstandsvorsitzenden oder Finanzvorstände zeigten häufig folgende verbale Strategien:
- Sie blieben sehr allgemein und formulierten wenig Spezifisches (zum Beispiel “wie Sie sicher wissen…“)
- Sie erwähnten den Shareholder Value (Deutsch: Aktionärswert) wesentlich seltener als jene Unternehmen, die ihre Bilanz nicht überarbeiten mussten.
- Sie benutzten vermehrt positive Superlative wie “großartig“ oder “phantastisch“, vermieden dann aber, dies durch Zahlen, Daten und Fakten zu belegen.
- Sie sprachen weniger in der Ich-Perspektive, sondern häufiger in der dritten Person.
- Füllwörter wie “ähm“, “also“ oder “hm“ wurden häufiger benutzt.
- Sie fluchten öfter und benutzten auch häufiger Kraftausdrücke.
Diese Auffälligkeiten setzten Larcker und Zakolykina mit den abgeänderten Bilanzen in Beziehung und entwickelten daraus schließlich die Theorie, dass diejenigen, die sich solcher verbaler Strategien bedienen, wahrscheinlich lügen. Unklar blieb hierbei allerdings, ob es sich bei diesen Lügen um wissentliche oder unbewusste Unwahrheiten handelte.
Prominente Beispiele untermauern diese Theorie
Jeffrey Skilling, der Chef des früheren US-Konzerns Enron, war in der Presse weithin für sein aufbrausendes Temperament bekannt und bediente sich einem weitreichenden Vokabular an Kraftausdrücken, wenn es um die Finanzen des Konzerns ging. Im Jahre 2001 kam heraus, dass die Bilanzen des Konzerns regelmäßig gefälscht wurden und Geld unterschlagen wurde. Skilling erhielt hierfür eine vierundzwanzigjährige Haftstrafe. Erin Callan, Finanzvorstand der Investmentbank Lehman Brothers, legte im Jahre 2008, wenige Monate vor deren Zusammenbruch, die Zahlen des Unternehmens vor. Laut Larcker und Zakolykina habe er damals 14 Mal das Wort „großartig“, 24 Mal das Wort „stark“ und acht Mal das Wort „unglaublich“ verwendet. Und auch hier fehlten dann die konkreten Zahlen, um diese Superlative zu rechtfertigen.