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Wie kommt Vitamin B 12 in Sanddorn?

Dass die Früchte Vitamin C enthalten ist klar – doch wieso gibt es im Handel Sanddorn mit B12, einem Vitamin, das sonst nur in Fleisch vorkommt? Unsere Nervenzellen funktionieren nur dann einwandfrei, wenn wir genug Vitamin B12 (Cobalamin) im Körper gespeichert haben. Besonders die roten Blutkörperchen brauchen eine ausreichende Menge dieses „Lebensvitamins“, um optimal zu arbeiten. Das B-Vitamin verhindert eine bestimmte Form der Blutarmut und Erkrankungen des Rückenmarks. Es kommt in tierischen Nahrungsmitteln wie Fleisch, Leber und Fisch sowie in Sauerkraut vor – nun aber gibt es Hersteller von Nahrungsergänzungsmitteln, die Vitamin B 12 aus Sanddorn gewinnen wollen. Wie aber kommt Vitamin B in eine – vermeintliche – Frucht?

Der Sanddorn (Hippophae rhamnoides L.) gehört zur Familie der Ölweidengewächse (Elaeagnaceae), wächst jedoch im Gegensatz zu gewöhnlichen Weiden nicht als Baum, sondern als stark verzweigter Busch. Charakteristisch für die bis zu 5 Meter hohe Pflanze sind ihre orange-roten Früchte, die von August bis Mitte Oktober wachsen. Fälschlicherweise werden die Sanddornfrüchte häufig als Beeren bezeichnet. Tatsächlich enthalten sie jedoch einen nussartigen Kern und gehören botanisch gesehen folglich zu den Nussfrüchten.

Vitamin B12 in Sanddorn

Dass ausschließlich tierische Lebensmittel, wie z. B. Milch, Leber bzw. Fleisch Vitamin B 12 enthalten, war der allgemeine Kenntnisstand. Dies ist aber auch nur dann der Fall, wenn die Tiere aus artgerechter Haltung stammen: Denn Vitamin B 12 wird ausschließlich von einer natürlichen und gesunden Darmflora der Tiere gebildet. In der konventionellen Landwirtschaft ist aber gerade die Darmflora der Tiere durch die verfütterten Antibiotika so stark gestört, dass Supermarkt-Fleisch praktisch frei von Vitamin B12 sein kann.

Unterdessen deckte die Dr. Pandalis-Forschung auf, dass auch Sanddornschalen bestimmter Biotope reichlich Vitamin B12 aufweisen: Durch die Symbiose des Sanddorns mit speziellen Bakterien entsteht in der Samenschale des Sanddorns eine Vitamin B12-Konzentration, wie sie vorher nur von der Leber bekannt war.

Vitamin B muss mit der Nahrung zugeführt werden

Zurückzuführen ist dies auf die symbiotisch lebenden Bakterien, die sonst nur im Magen von Wiederkäuern leben. Es handelt sich um Vertreter der Gattung Frankia (Frankia-Aktinomyceten), die Cobalamin in großen Mengen produzieren. Der Sanddorn ist somit also der einzige pflanzliche Vitamin B12-Lieferant überhaupt. Hinzu kommt, dass die übrigen Vertreter der Vitamin B-Gruppe, Thiamin (B1), Riboflavin (B2), Niacin (B3), Pantothensäure (B5), Pyridoxin (B6) sowie Folsäure und Biotin ebenfalls in beachtlichen Mengen vorkommen.

Cobalamin (Vitamin B12) kann auch von Bakterien im menschlichen Verdauungstrakt gebildet werden, aber dort kann das lebensnotwendige Vitamin nicht resorbiert werden. Der sogenannte intrinsic faktor, der für die Aufnahme von Cobalamin notwendig ist, befindet sich ausschließlich im Magen. Deshalb sind wir auf die Aufnahme des Vitamins über die Nahrung angewiesen. Für Fleischesser ist eine Versorgung mit B 12 kein Problem, aber für Vegetarier oder gar Veganer war bisher die einzige Alternative das synthetisch hergestellte Vitamin. Vermutlich wird das aber auch bald wieder so sein: Die mit dem Sanddorn lebende Bakterie reagiert auf Überdüngung empfindlich. Daher gibt es in nur noch wenige Biotope, in denen Vitamin-B12-haltiger Sanddorn wächst.