Sterben und Tod – verdrängen oder sich damit beschäftigen? Warum tut man sich mit dem Sterben so schwer? Die verschiedenen Gedanken Sterbender und Hinterbliebener, ihre Sorgen, Probleme und Gefühle.
Selten gleiten die Gedanken der Menschen weiter auseinander als beim Thema Sterben. In der Jugend macht man sich normaler Weise noch keine Gedanken über das Sterben. In mittleren Lebensjahren kommen die Überlegungen näher und im Alter klafft die größte Spanne. Manche ältere Menschen befassen sich ausgiebig mit Sterben und Tod, andere wollen nichts davon hören. Ein Richtig oder Falsch kann es bei diesem Thema nicht geben. Wie kann man mit dem Sterben und Loslassen umgehen? Ist es möglich, Angst und Scheu zu überwinden?
Überlegungen über den eigenen Tod
Welche Tendenz das Denken über den eigenen Tod nimmt, hängt von vielen verschiedenen Umständen ab. Gehört man einer Glaubensrichtung an und wenn ja, welcher? Stellt man Überlegungen an, weil man ein gewisses Alter erreicht hat oder weil eine Erkrankung dazu führt? Wird man Personen hinterlassen, für die man bisher gesorgt hat? Kann man auf ein zufriedenes Leben zurückblicken? Viele denken über die gewünschte Bestattungsart nach. Auch Fragen nach einem eventuellen Weiterleben nach dem Tod stellen sich. Wie stellt man es sich vor? Fällt der Abschied dadurch leichter? Wird ein bewusster Abschied überhaupt möglich sein? Wenn ja, wen möchte man dann noch sehen und sprechen? Selbstverständlich ist all das nicht immer planbar. Vielleicht tritt der Tod plötzlich durch einen Unfall oder eine Krankheit ein. Möglicher Weise ist man am Ende des Lebensweges nicht mehr in der Lage, sich zu artikulieren oder andere zu verstehen.
Der Tod von Anderen
Der nahende Tod eines lieben Menschen ist meist mit noch mehr Fragen, aber auch Unsicherheiten verbunden. Im Vordergrund steht oft Hilflosigkeit. Einerseits weiß man häufig nicht, wie man mit dem Betroffenen umgehen soll, andererseits möchte man helfen, erstarrt aber. Oder aber man weiß genau, dass man gar nicht helfen kann, zum Beispiel bei einer Krankheit. So befasst man sich dann eher mit praktischen Gegebenheiten und versucht sogar, vom eigentlichen Thema abzulenken. Selbst Menschen, die einander ein Leben lang nahe waren, erleben auf einmal eine Art Sprachlosigkeit. Eigentlich möchte man gerne Abschied voneinander nehmen, traut sich aber nicht, es auszusprechen. Für die Zurückbleibenden scheint der Abschied viel endgültiger zu sein als für die Sterbenden. Sie möchten die verbleibende Zeit nutzen, wissen aber nicht wie. Dabei darf nicht vergessen werden, dass der Alltag ringsherum normal weiter läuft. Manchmal stört das gewaltig, manchmal ist es auch beruhigend.
Miteinander loslassen lernen
Je eher man über Tod und Sterben spricht, desto leichter fällt der Umgang miteinander. Wird bis zum Ernstfall gewartet, bleibt oft Vieles ungesagt und ungetan, was von Hinterbliebenen später bedauert wird. Reden ist hier das einzige Hilfsmittel, so schwer es auch fallen mag. Das gilt vor allem dann, wenn der eigene Tod oder der eines geliebten Menschen unausweichlich bevorsteht. Wenn die gemeinsame Zeit abläuft, verändern sich die Wertigkeiten und in Gesprächen kann noch einmal eine Nähe entstehen, die auch das Loslassen erleichtern kann. Mit eventuell vorhandenen Unstimmigkeiten kann Friede geschlossen werden. Wünsche sollten geäußert werden, damit beim Hinterbliebenen nicht das Gefühl entstehen kann, etwas Wichtiges versäumt zu haben. Auch Gespräche über ein Weiterleben nach dem Tod, selbst wenn vorher vielleicht nicht darüber nachgedacht wurde, können für Beide sehr tröstlich sein. Selbstverständlich kann die Traurigkeit dadurch nicht genommen werden, aber es kann akzeptiert werden, dass der Tod zum Leben dazu gehört.
Trauerarbeit hilft
Auf den eingetretenen Tod eines lieben Menschen reagieren die Hinterbliebenen, Familie und Freunde, sehr unterschiedlich. Manche mögen lieber schweigen, die Anderen möchten reden. Beides ist selbstverständlich zu akzeptieren. Doch ständiges Schweigen ist ebenso fatal wie ständiges Reden. Durch Schweigen wird der Tod oft nur verdrängt und es fällt schwer, den weiter gehenden Alltag zu akzeptieren. Ständig und immerzu Reden kann dazu führen, den Verstorbenen nicht wirklich gehen zu lassen. Trauerarbeit bedeutet, eine Balance zwischen beiden Verhaltensformen zu finden. Es darf geweint, aber auch gelacht werden. Manchmal wird aus dem Lachen wieder ein Weinen, wenn man sich zum Beispiel an lustige Erlebnisse erinnert, die man mit dem Verstorbenen hatte. Erinnerungen sind wichtig und sie dürfen aufrechterhalten werden. Sie sollten nur nicht dazu führen, dass das eigene Weiterleben stehen bleibt. Trauergruppen oder so genannte Trauercafes können wertvolle Hilfestellungen geben. Adressen finden sich in den Tageszeitungen oder im Internet.