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Mit Trink-Molke gegen Bakterien und Pilze?

Wie gesund ist Molke wirklich?

Küchentisch statt Schweinetrog – Molken-Zutaten stärken Immunsystem. In der als Beiprodukt aus der Käse- oder Quarkherstellung entstehenden Molke wurden antimikrobielle Substanzen entdeckt. Möglicher Infektionsschutz wird erforscht.

Molke wurde lange Zeit als wertloses Neben-/Abfall-Produkt bei der Käse- und Quarkherstellung angesehen. In neueren Forschungen über Molke wurden nicht-essentielle Stoffe entdeckt, die zur Er­haltung der Gesundheit und Vorbeugung von Krankheiten dienen. Deshalb wird Molke heute als funktionelles Nahrungs­mittel (functional food) mit interessanten Eigenschaften angesehen.

Wie Molke gewonnen wird

Molke (auch Käsewasser genannt) ist die wässrige grünlich-gelbe Restflüssig­keit, die nach Dicklegung der Milch bei der Käseherstellung entsteht. Sie enthält 94% Wasser, 4–5% Milch­zucker, bis zu 1% Molkenprotein. Im Gegensatz zur Lab- oder Süßmolke entsteht die Sauer­molke, wenn Milch mit Milchsäu­re­bakterien behandelt wird. Durch Was­serentzug gewon­ne­nes Süßmolken­pulver besteht aus 11% Eiweiß, 68% Lac­tose, 1% Milch­säure und 0,8% Calcium, Sauermolken­pulver enthält 8% Milch­säure. Die Nah­rungs­mittelin­dus­trie setzt Molkenpulver vielfältig ein: in Säug­lings­nahrung, Back­waren, Eis­creme. Molkenproteine zählen zu den häufig­sten Auslösern von Nahrungs­mittel­allergien.

Der Haupteinsatz von Molkenpulver ist nach wie vor als Schweinefutter. Zur Her­stellung von Trink­molke für den menschlichen Verzehr wird Sauer­molke mit der Hefe Saccharomyces fragilis ver­goren. Vermarktet werden diese Geträn­ke als Kurmolke natur oder mit Frucht­geschmack angereichert.

Antimikrobielle Wirkung von Phospholipiden

Milch und Molke haben infektionsvorbeugende Eigen­schaf­ten, die haupt­sächlich auf Eiweißhaltige Bestandteile zurück­geführt wurden. Doch auch im Milchfett sind Substanzen enthal­ten, die schon in geringen Konzentratio­nen Körperfunktionen regulieren. Im Laborversuch bekämpf­ten in Molke und Kuh­milch anzu­tref­fende Fett­be­standteile (einige Fett­säuren und Monoglyce­ride) auch bak­teri­elle, virale und pilzliche Krank­heitserreger. Insbe­sondere beim in der Milchfett­kügelchen-Membran vor­handendem Sphingomye­lin gibt es erste Hinweise, bei atopischer Derma­ti­tis (Neurodermitis) den Bakterienbefall der Haut mit Staphy­lococcus aureus ver­hindern zu können. Im Auftrag der Ernährungsindustrie ent­wickeln Wissenschaftler der Hoch­schu­len Jena und Anhalt sowie das Max-Rub­ner-Institut (MRI) in Karlsruhe der­zeit ein Verfahren zur Isolierung von Phos­pho­lipiden aus Molkenrahm.

Freie Fettsäuren verhindern Pathogenität von Candida albicans

Die Arbeitsgruppe um Martin Clement aus Montreal (Kanada) hat im Labor­versuch herausge­fun­den, dass in der Kuhmilch­molke ent­haltene bioaktive freie Fettsäuren (FFS) eine Anti-Pilz­wir­kung gegen die Krank­heits­erreger Candida albicans und den Schimmel­pilz Aspergillus fumiga­tus – zeigten. Als wirkungs­voll­ste antimyko­tische Kom­ponente erwies sich die dreifach unge­sättigte γ-Linolen­säure, die auch in wenigen Pflanzenölen von Borretsch, Nachtker­zen und Hanf vorkommt. Die FFS verhinderten auf den Nähr­medien auch die Hyphen­bil­dung (Aus­bildung von Pilz­fäden anstelle von Spros­sen) von C. al­bicans um 80%. Diese Ver­änderung der äußeren Form kenn­zeich­net den Übergang der Hefe in die krank­machen­de (pathogene) Form.

Die Forscher schließen aus den Labor­er­gebnissen, dass der therapeu­tische Ein­satz von Molken-Fettsäuren möglicher­weise aber nicht ausreicht, um eine be­ste­hende hartnäckige Pilzinfek­tion mit hoher Keimdichte zu behandeln. Ande­rer­seits können die FFS allein oder in Kombination mit anderen Milch/ Molke-Bestandteilen wirksam eine Pilz-Infek­tion mit niedriger Keimzahl ver­hindern.

Milchsäure-Therapie mit fettfreier Molke

Mit Molke gegen Pilze gehen auch Ver­treter der Milchsäure-Therapie vor. Hier­bei vertrauen sie aber auf fettfreie Komponenten. Nachfolger des Schwei­zer Naturheiler Alfred Vogel schwören auf ein fett- und eiweißfreies Molkepro­dukt (Molkosan®) – auch konzentriertes Milch­serum genannt. Dieses soll bei regelmäßigem Genuss neben der posi­tiven Beeinflussung der Darmflora und des Immunsystems als „gesunder Killer“ des Hefepilzes Candida albicans fungie­ren. Das ähnlich gewon­nene Sauer­molkenkonzentrat Lactisol® ist ebenso Basis einer L(+) Milchsäure-The­ra­pie mit Pilz hemmenden Eigen­schaften.

Molke hat das Zeug zum gesundheitsfördernden Lebensmittel

Es ist nicht alles Käse oder in Butter, was Milchpro­dukte gesundheitlich be­gehrlich macht. In bisher abfällig als Bei­produkte der Käserei entstehender Molke konnten interessante antimikrobi­el­le Wirkungen nachgewiesen werden, die das Immunsystem stärken und die Abwehrkräfte verbessern . Mit Kur- und Fruchtmolken als Well­ness-Getränke lassen sich wohl auch auf­grund des Zuckergehaltes keine Darm­pilze vertreiben. Milchsäure-The­rapeu­tika und zukünftige mit Phospho­lipiden oder freien Fettsäuren angerei­cher­te Nutraceuticals (funktionelle Lebensmit­tel mit pharma­kologischen Eigenschaf­ten) und Phar­ma­zeutika haben dagegen ein gewisses Potenzial als Candida– und Staphylococcus-Geg­ner.