Ach du dickes Dioxin-Ei, nach BfR stecken etwa 150.000 Pikogramm Dioxine in unserem Körperfett: Wieviel Dioxin nimmt man mit verseuchten Dioxin-Eiern auf?
Man nehme ein handelsübliches Stück Würfelzucker mit 2,5 bis 3 Gramm Gewicht und werfe den Würfelzucker in den Starnberger See mit einem Volumen von 2,5 bis knapp 3 Billionen Liter Wasser; dann rühre man den Starnberger See kräftig um und schmecke ab, ob der Starnberger See mit einer Konzentration von 1 Pikogramm (pg, Billionstel Gramm) Würfelzucker pro Kilogramm (Liter) Wasser schon süßlich nach Zucker schmeckt: Wie Würfelzucker kommen poly-chlorierte Dibenzo-p-Dioxine (PCDD) und Dibenzo-Furane (PCDF) in reiner Form als kristalline Festkörper vor, wie Würfelzucker sind Dioxine farblose und geruchlose organische Verbindungen – neben Kohlenstoff, Sauerstoff und Wasserstoff enthalten Dioxine aber gegenüber Würfelzucker noch Halogene wie Brom oder Chlor.
30 Stück Würfelzucker im Eibsee entsprechen dem EU-Höchstwert von 3 Pikogramm Dioxin in Hühnereiern
Man nehme 3.000 Stück Würfelzucker und werfe sie wagemutig in den Starnberger See; alternativ nehme man 30 Stück Würfelzucker und werfe sie noch wagemutiger vom Gipfel der Zugspitze aus mit wohltrainierter Wurfhand in den Eibsee, man rühre beide Seen gewissenhaft um und schmecke das Wasser ab. Vermutlich schmeckt das Süßwasser beider Seen kein bisschen süßer, der Würfelzucker liegt nun in einer Konzentration von 3 Pikogramm Zucker pro Milliliter oder Gramm Wasser vor – der EU-Höchstwert für Dioxine in Hühnereiern liegt bei einer Konzentration von 3 Pikogramm Dioxin pro Gramm Eifett (WHO-PCDD/F-TEQ/g Fett).
Ach du dickes Dioxin-Ei, wir nehmen täglich zwischen 60 und 120 Pikogramm unterschiedlicher Dioxine auf
Dioxine und poly-chlorierte Biphenyle (PCB) kommen überall in unserer Umwelt vor, vorwiegend über die Luft kommen die Dioxine in unsere Böden und Lebensmittel. Nach dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) nehmen wir deshalb täglich mit allen unseren Nahrungsmitteln unvermeidlich zwischen 60 und 120 Pikogramm unterschiedlicher Dioxine auf – es gibt insgesamt über 1.000 verschiedene chlorierte PCDDs und bromierte PBDDs (Poly-Bromierte Dibenzo-p-Dioxine, siehe Video von Udo Pollmer). Diese Gesamtmenge von 60 bis 120 Pikogramm unterschiedlicher Dioxine werden nach den 17 giftigsten und wichtigsten Dioxinen als Gesamtsumme in Toxizitäts-Äquivalenten (TEQ) angegeben (TEQ: Total dioxin toxic EQuivalence, WHO-PCDD/F-TEQ, WHO-PeCDF-TEQ). Etwa 13 bis 17 Pikogramm TEQ-Dioxine und dioxinähnliche PCBs (dl-PCB, dl für dioxin-like) nimmt ein deutscher Durchschnittsverzehrer pro Kilogramm Körpergewicht und Woche auf. Damit erreichen nach LExUKon viele Deutsche die nach der EU-Kommission tolerierbare wöchentliche Aufnahme von 14 Pikogramm TEQ pro Kilogramm Körpergewicht (TWI: Tolerable Weekly Intake, roter Pfeil bei 100 Prozent in der Grafik).
Ach du dickes Dioxin-Ei, im Körper eines Erwachsenen stecken etwa 150.000 Pikogramm Dioxine
Die tolerierbaren täglichen und wöchentlichen Aufnahmemengen TDI und TWI geben an, welche Menge an Dioxinen wir täglich oder wöchentlich unser Leben lang aufnehmen können, ohne spürbare Auswirkungen auf unsere Gesundheit befürchten zu müssen (TDI: Tolerable Daily Intake). Dioxine reichern sich als lipophile oder fettfreundliche Substanzen im Fettgewebe von Menschen und Tieren an, einmal verzehrt belastet uns die Dioxin-Belastung über mehrere Jahrzehnte – die allgemeine TEQ-Halbwertszeit dauert etwa 15 Jahre. Laut BfR stecken im Körperfett eines jungen Erwachsenen deshalb etwa 10 Pikogramm WHO-PCDD/F-TEQ pro Gramm Körperfett, umgerechnet auf einen Erwachsenen mit 60 Kilogramm Körpergewicht steckt eine Gesamtmenge von 150.000 Pikogramm Dioxin im menschlichen Körper.
Täglich zwei Dioxin-Eier ergibt im Monat 3.600 Pikogramm Dioxin
Isst man einen Monat lang täglich zwei Dioxin-Eier mit einer erhöhten Dioxin-Belastung von 10 Pikogramm WHO-PCDD/F-TEQ pro Gramm Eifett, nimmt man laut einer Berechnung des BfRs zusätzlich 3.600 Pikogramm Dioxin auf, im Körper eines Erwachsenen steigt damit die Dioxin-Gesamtmenge von 150.000 Pikogramm Dioxin auf etwa 153.600 Pikogramm – die Dioxin-Konzentration im Körperfett nimmt von 10 auf etwa 10,24 Pikogramm pro Gramm Körperfett zu. Nach Ansicht der Risikoforscher haben die beiden Dioxin-Eier bei einer abwechslungsreichen Diät nach einem Monat nur geringe Auswirkungen auf die Dioxin-Gesamtmenge im menschlichen Körper. Aus diesem Grunde ist nach dem BfR „keine unmittelbare gesundheitliche Beeinträchtigung für Verbraucher zu erwarten“.
Weiterführende Literatur und Videos:
Bundesinstitut für Risikobewertung (2011): „Fragen und Antworten zu Dioxinen in Lebensmitteln“ (BfR, 4 Seiten).
Bundesinstitut für Risikobewertung (2010): „Aufnahme von Umweltkontaminanten über Lebensmittel (Cadmium, Blei, Quecksilber, Dioxine und PCB). Ergebnisse des Forschungsprojektes LExUKon“ (BfR, 60 Seiten).
Auf YouTube finden Sie unter „Udo Pollmer über das Sevesogift Dioxin“ bei EU.L.E. e.V. zwei informative Videofilme des Lebensmittelchemikers Udo Pollmer.