Mehr als drei Millionen Spieler probierten bisher das Onlinespiel World of Tanks gratis aus. Nicht wenige stellen fest, dass Geld doch eine Rolle spielt. World of Tanks wirklich kostenlos spielen?
World of Tanks ist ein teambasiertes Onlinespiel, in dem Spieler mit Panzern und Artillerie aus der Zeit um und während des Zweiten Weltkriegs mit bis zu 30 Teilnehmern in verschiedenen Landschaften gegeneinander antreten können. Ziel des Spiels ist es, die gegnerische Flagge zu erobern oder den Feind vollständig zu vernichten.
Free to Play oder die Mär vom kostenlosen Daddeln
Jedes Jahr strömen zwischen 2000 und 4000 neuer Computerspiele in Wohnzimmer, Kinderzimmer, dunkle und helle Zockerhöhlen und auf mobile Geräte. Inzwischen wird aus den erst spärlich gesäten Onlinespielen – Branchenprimus World of Warcraft sei hier nur stellvertretend genannt – eine wahre Flut an Neuerscheinungen. Die Folge davon ist, dass immer mehr dieser Titel als sogenannte Free-to-Play (F2P) Spiele erscheinen oder zu diesem Ertragsmodell konvertieren. Die Zeiten, in denen die enthusiastische Kundschaft Katzen im Sack gekauft hat, neigt sich dem Ende.
World of Tanks – Unterhaltsamer und günstiger Einstieg
Die Fahrzeuge in World of Tanks sind in Stufen, sogenannte Tier unterteilt. Jeder Neuling fängt mit einem Panzer des ersten Tier an. Ein kleiner, leichter Panzer, dem in der Standardkonfiguration Munition kostenlos zur Verfügung steht. Ganz egal also, ob erst einmal wild am Ziel vorbeigesemmelt wird oder nicht, es geht nach jeder noch so schlechten Runde weiter. Erste Erfahrungspunkte und auch virtuelles Geld beginnen sich dann anzuhäufen, wenn der Panzerfrischling Feinde aufdeckt, diese trifft und Gegner vielleicht sogar ganz außer Gefecht setzt. Für jede gewinnbringende Aktion gibt es jeweils Erfahrungspunkte und Geld.
Mit den Erfahrungspunkten werden neue Module erforscht, wie zum Beispiel ein leistungsfähigerer Motor. Und mit dem Geld wird die neue Ausrüstung gekauft und eingebaut. Hat der Spieler einige Schlachten erfolgreich geschlagen und alle Technologien für einen Panzer erforscht, kann ein weiteres Fahrzeug aus einem höheren Tier freigeschaltet werden. Die nötigen Credits vorausgesetzt, wird dieses erworben und das Spiel beginnt von Neuem. Schlacht um Schlacht schlagen – keine gleicht der anderen – Geld und Erfahrung verdienen, Fahrzeug aufwerten und die nächste Stufe freischalten.
World of Tanks – Spiel mir das tödliche Lied des Mittelstandes
Fahrzeuge der Stufe 1 und 2 werden in einem Segment zusammengefasst und treten nur gegen Panzer aus diesen beiden Stufen an. Abgesehen von den vielen Anfängerfehlern, die in diesem Spielbereich logischerweise gemacht werde, sind die einzelnen Matches kurzweilige, schnelle und sehr erfrischende Prügeleien mit virtuellen Stahlminis. In seiner Gesamtheit eine sehr ausgewogen und unterhaltsame Spielerfahrung. Das endet mit dem Aufstieg in die Fahrzeugklasse Tier III. Warum? Es hätte doch einfach so schön weiter gehen können?
Ganz so einfach ist es nicht. Wie in vielen erfolgreichen Onlinespielen, ist es die Weiterentwicklung der eigenen Spielfigur – man könnte es den Tamagotchi-Effekt nennen – die einen Großteil der Faszination und Motivation ausmacht. Nur noch schnell die 5000 Erfahrungspunkte erspielen, damit man auf seinen T-46 endlich die besten Ketten schrauben kann, sind typische Gedankengänge, die den Spieler gerne dazu verleiten, doch noch eineinhalb Stunden weiter zu spielen. Um diese Motivation aufrecht zu erhalten, braucht es aber immer bessere Fahrzeuge und immer bessere Ausrüstungsmodule. Daher ist nicht bei Tier II oder Tier III Schluss sondern bei derzeit geschlagenen zehn Fahrzeugstufen.
Um es kurz zu sagen. Ab Tier III kann World of Tanks sehr frustrierend werden. Jeder, der im fünften Spiel infolge einen Panzer aus dem achten Tier tapfer mit seinen Bleikügelchen beworfen hat, um wenigstens der Mückenstich im Genick zu sein. Dann aber nur noch in das überdimensionale Kanonenrohr des Gegners schaut, als letzte Aussicht auf die bis eben noch so schöne Virtualität, der wird gute Nerven brauchen, um das auch noch weitere gefühlte eintausendmal hinter sich zu bringen. So lange, bis eben das nächsthöhere Gefährt erwirtschaftet ist und die Kluft zwischen oben und unten etwas verkleinert wurde.
Geld – das legale Speed der Neuzeit
Im mittleren Spielsegment von World of Tanks wird die Bereitschaft sich mit echtem Geld ein einfacheres Fortkommen zu sichern, durch die erwähnten Frustfaktoren stark gesteigert. Auf Tagesbasis oder für etwa zehn Euro im Monat kann ein Spieler seinen Spielzugang auf den Premiumstatus aufwerten. Der Vorteil, von einer sauberen Panzergarage mal abgesehen? Es gibt für jede erfolgreiche Aktion doppelt so viel Erfahrungspunkte und die doppelte Menge Geld. Der Grind, die Zeit, die man Match für Match verbringen muss, um sich in der Nahrungskette nach oben zu arbeiten, verkürzt sich also um gefühlte 50 Prozent. Und mit jedem Tier, das man sich auf die Spitze des Eisbergs zu bewegt, wird dieser erkaufte Vorteil wünschenswerter; schließlich werden nicht nur mehr und mehr Erfahrungspunkte für jedes weitere Modul und jedes höhere Fahrzeug benötigt, auch die Munitions- und Reparaturkosten steigen stetig weiter an.
WoT Premium – Wie Geld mehr Geld erzeugt
Ist das Problem der nur mühsam sich ansammelnden Erfahrungspunkte durch einen Premium-Zugang einigermaßen abgeschwächt, werden die Ausgaben auf dem Weg zur Spitzen manchmal trotz der Bonus-Credits erdrückend. Zu viele dumm gelaufene Partien in Folge können schnell die Geldbörse ruinieren. Aber auch dafür hat der Entwickler wargaming.net eine passende Lösung. Die sogenannten Premium-Panzer. Fahrzeuge, die nicht erspielbar sind, sondern nur gegen harte Münze in der eigenen Panzergarage parken. Natürlich kommen diese Luxusschleudern gleich mit Komplettausstattung daher. Dafür sind sie meist schwerer zu spielen. Langsamer als ihre Pendants des Harz-IV-Trupps. Manchmal nur mit kleinen Kalibern bestückt oder mit zu dünner Panzerung ausgestattet. Aber wenn sie ihr Spielziel erreichen und das ist mit etwas Übung gar nicht so schwer, dann verdienen sie zusätzliche Bonuscredits. Sie sind die Geldmaschinen in World of Tanks. Wer also investiert, der verdient danach noch mehr. Ganz wie in der Realität.
Fazit
Auf Details wie die Premium-Muniton und andere Gegenstände soll an dieser Stelle gar nicht eingegangen werden. Auch nicht, ob die Strategie des Entwicklers die richtige ist oder nicht. Das wird die Zeit von alleine zeigen. Was aber festgehalten werden soll, ist die Tatsache, dass der Einstieg in dieses Free-to-Play-Spiel kostenlos ist und auch viele Stunden Spaß verspricht – für Lau auf hohem Niveau! Wer aber richtig einsteigen will und lange Spaß haben möchte, der wird nicht umhin kommen, echtes Geld in die Hand zu nehmen, wie bei fast jedem Spiel aus der F2P-Ecke.