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Wie funktioniert Work-Life-Balance

Work-Life-Balance ist in aller Munde. Ist es aber wirklich möglich Karriere zu machen und gleichzeitig sein Privatleben zu genießen? Die Meinungen sind geteilt. Work-Life-Balance – Modewort oder Realität?

Das Leben, vor allem aber die Arbeit hat sich in den letzten Jahrzehnten massiv gewandelt. Während es Anfang und Mitte des 20. Jahrhunderts noch durchaus akzeptabel war sein Leben zu genießen, wenn man es im Beruf zu etwas gebracht hatte, kann es heute durchaus dazu führen, dass man zweifelnde Blicke und bissige Kommentare erntet, wenn man nicht die vielbeschworenen 110 Prozent bringt.

Geändert hat sich aber nicht nur das soziale Miteinander, egal ob im Privat- oder Berufsleben, sondern auch das Bild des deutschen Arbeitsmarktes. Die Zeiten einer Industrienation sind vorbei und verändern sich immer mehr zugunsten des Dienstleistungsgewerbes. So erscheint es nur natürlich, dass sich auch die Gepflogenheiten ändern, die Art und Weise, wie man Privates und Berufliches unter einen Hut bringt. Den oft zitierten „Nine to five“-Job gibt es noch, doch sehr häufig geht es doch um 40 Stunden oder mehr in der Woche, zumindest wenn man zu dem erlesenen Kreis der Mitarbeiter zählen möchte, die nicht nur über ein gutes „Standing“ in der Firma verfügen, sondern es auch noch zu etwas bringen möchten. Der Durchschnitt, das Mittelmaß, ist schon lange nicht mehr genug. Getreu nach dem Motto „Höher, schneller, weiter“ wird Raubbau am eigenen Körper und schlussendlich am Privatleben betrieben.

Im Einklang mit der Arbeit leben

Die „Work-Life-Balance“, ein Modell, das es ermöglicht im Einklang mit Arbeit und Privatem zu leben, eben all jenes zu vereinen, was unvereinbar scheint, ist inzwischen zu einem geflügelten Begriff geworden, der nicht nur Managern und Lifestyle-Gurus etwas sagt. Während die Europäische Stiftung zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen (Eurofound) zwar festgestellt hat, dass es keine einheitliche Methode gibt, die individuelle „Work-Life-Balance“ zu messen, sondern eine individuelle Betrachtungsweise notwendig ist, welche von vielen Faktoren abhängt wie Alter, Geschlecht und Art der beruflichen Tätigkeit, scheint dieses Modell jedoch bei einigen Branchen weitaus passender sein als bei anderen.

In einer 2007 durchgeführten Studie des Magazins „Harvard Business Manager“, bei der rund 250 Manager der mittleren und obersten Führungsebene befragt worden sind, ist die „Work-Life-Balance“ sehr viel erfolgreicher im Medienbereich, der Elektrotechnik und der Pharmaindustrie, während es gehäufte Probleme im Baugewerbe, der Unternehmensberatung und der Automobilindustrie gibt. Durchweg wurde jedoch angegeben, dass die „Work-Life-Balance“ eine sehr individuelle Herangehensweise sei, welche in erster Linie von gutem Selbstmanagement und Stressverarbeitung abhängig ist und in zweiter Linie von der Unternehmenskultur, gefolgt von der Unterstützung im familiären Bereich.

In der Studie heißt es: „Allerdings haben wir festgestellt, dass Manager über 45 Jahre ihre Work-Life-Balance besser im Griff haben als jüngere Führungskräfte. Das hängt einerseits sicherlich mit ihrer entspannteren Privatsituation zusammen, da ihre Kinder oft schon aus dem Haus sind. Andererseits haben Ältere Strategien entwickelt, um allzu häufige Störungen abzuwehren. Bei ihnen bleibt das Handy öfter abgeschaltet, während junge Manager am liebsten rund um die Uhr erreichbar sind.“

Jung, dynamisch und immer erreichbar

Das Problem, das gerade junge Arbeitnehmer, egal in welcher hierarchischen Ebene, sehr viel mehr Enthusiasmus und Arbeitseifer an den Tag legen, scheint im Hinblick auf die immer größer werdende Konkurrenz nur natürlich zu sein. Dass es jedoch auch anders geht, wurde von der Boston Consulting Group (BCG) in einem groß angelegten Experiment bewiesen. Es wurde die Überzeugung, dass alle Mitarbeiter ständig erreichbar zu sein haben, kollektiv in Frage gestellt. Die Berater von BCG honorierten das, indem sie sich sehr viel öfters frei nahmen, was zur Folge hatte, das die Qualität der Arbeit einen signifikanten Anstieg erlebte. Die neue Firmenphilosophie setzte sich in einem offenen Dialog zwischen den Mitarbeitern weiter fort und die verbesserte Kommunikation setzte auch neue, effizientere und effektivere Arbeitsprozesse in Gang.

Gönnen Sie sich Pausen

Menschen arbeiten besser, wenn sie sich Pausen gönnen, wenn sie keine 60-Stunden-Woche haben. Warum es viele Unternehmen dennoch vorziehen, vielleicht sogar erwarten, dass ihre Mitarbeiter ständig erreichbar sind, scheint eine so individuelle Philosophie zu sein wie die „Work-Life-Balance“.