Das menschliche Immunsystem – Wie die Abwehrreaktion unseres Körpers funktioniert. Unter dem Begriff Immunsystem versteht man die Fähigkeit des Organismus, sich gegen Krankheitserreger wehren zu können, indem Abwehrstoffe gebildet werden.
Um sich gegen externe Krankheitserreger wehren zu können, produziert der menschliche Körper Abwehrstoffe (Immunglobuline). Neben diesem über spezifische Immunglobuline (Antikörper) wirkenden Abwehrsystem gibt es noch das Komplementsystem, das weitaus weniger spezifisch wirkt.
Unser Immunsystem – ein Schutzschild des Körpers
Zu den drei grundlegenden Strukturen der Körperabwehr gehören:
- die Haut und
- Schleimhäute, in denen die Fresszellen (Makrophagen) enthalten sind,
- und das eigentliche Immunsystem, die abwehrkompetenten Lymphozyten.
Haut und Schleimhäute schützen als Grenzflächen den Organismus, müssen jedoch für Sauerstoff und Nährstoffe durchlässig sein und ermöglichen so auch körperfremden Stoffen das Eindringen. Innerhalb des Körpers übernehmen mobile Fresszellen zusammen mit anderen Zellen und Eiweißkörpern die Schutzfunktion. Das spezifische Immunsystem ist in der Lage, seine erworbene Aktivität gezielt fortzusetzen. Tritt ein Antigen (Allergen) später erneut auf, kann es sofort erkannt und wirkungsvoll beseitigt werden, das heißt, der Körper ist immun. Dieser Umstand wird als „Lernfähigkeit“ beziehungsweise „Gedächtnis“ des Immunsystems bezeichnet.
Zu den Aufgaben dieses hochentwickelten Immunsystems gehört unter anderem der Schutz des Organismus vor
- Krankheitserregern und
- Toxinen.
Eine Voraussetzung für diesen Schutzmechanismus ist die Unterscheidung zwischen gefährlichen und ungefährlichen Stoffen. Hierfür sind sowohl das angeborene als auch das erworbene Immunsystem zuständig. In Bezug auf die angeborene Immunität enthält beim Menschen das Chromosom 5 die Gene für die verschiedenen Immunfaktoren und setzt damit die genetischen Voraussetzungen für den späteren Verlauf auch einer familiär vorbedingten Allergie.
Das Darm-assoziierte Immunsystem
Für die Abwehr spielt der Darm eine besondere Rolle, da sich im lockeren Bindegewebe direkt unter den Oberflächenzellen der Darmschleimhaut Makrophagen, Lymphozyten und andere immunkompetente Zellen befinden. Von hier aus stehen sie in Verbindung mit dem Blut und der Lymphe und können sich so aktiv an der Immunantwort beteiligen. Weiterhin können die immunkompetenten Zellen über die Darmschleimhaut mit den im Nahrungsbrei enthaltenen Antigenen in Kontakt kommen. Dieses MALT-System (= Mucose associated lymphatic tissue) wird auch als Darm-assoziierter Abwehrmechanismus bezeichnet.
Der Intestinaltrakt stellt die größte Kontaktfläche des Körpers mit der Außenwelt dar. Über die Nahrung gelangt täglich eine Vielzahl körperfremder Substanzen in das Körperinnere, die vom Immunsystem des Darms erkannt werden müssen. So bildet das Darm-assoziierte Immunsystem das größte Immunorgan des Körpers. Es besteht aus einer großen Anzahl von Immunzellen, wie zum Beispiel Lymphfollikel und Peyer’schen Plaques. Die Funktion des Darm-assoziierten Abwehrmechanismus besteht darin, zu verhindern, dass krankheitsauslösende Bakterien und Viren das Darmepithel besiedeln oder überwinden und im Körper verschiedene Krankheiten auslösen können. Weiterhin ist es für die orale immunologische Toleranz verantwortlich, das heißt, es verhindert eine Überreaktion gegen harmlose, mit der Nahrung aufgenommene körperfremde Substanzen, die täglich mit der Darmwand in Berührung kommen.
Die Immunzellen der Peyer’schen Plaques sind in erster Linie für die Auslösung einer Immunantwort im Magen-Darm-Trakt verantwortlich. Im Bereich der Peyer’schen Plaques ist ein spezifisches Epithel vorhanden, welches die so genannten M-Zellen enthält. Diese sind wiederum in der Lage, zum Beispiel Makromoleküle, Partikel, Bakterien, Viren aufzunehmen und sie zu den darunter liegenden Immunzellen zu transportieren. So gelangen die Antigene in die Peyer’schen Plaques, wo die Immunantwort ausgelöst wird. Die eigentliche immunologische Abwehrfunktion im Magen-Darm-Trakt erfolgt durch die Immunzellen der Lamina propria sowie durch die intraepithelialen Lymphozyten.
Ablauf der Immunreaktion beim gesunden Menschen
Dringt ein Krankheitserreger in den Organismus ein, reagiert der Körper normalerweise mit seinem hochkomplexen immunologischen Abwehrsystem. Zunächst wird der Erreger von einer Fresszelle abgefangen und in seine Einzelbestandteile zerlegt. Die Fresszelle präsentiert einer T-Helferzelle Bruchstücke des Erregers. Nachdem die T-Helferzelle diese Erkennungsmerkmale empfangen hat, sendet sie sofort Signalstoffe an andere Abwehrzellen aus. Dadurch werden T-Lymphozyten aktiviert, welche die von den Viren befallenen Zellen angreifen und sie zerstören. Somit ist der Erreger nicht mehr in der Lage, sich auf andere Zellen auszubreiten. Weiterhin werden durch die Signalstoffe die B-Lymphozyten zur Teilung angeregt. Sie entwickeln sich zu Plasmazellen, die spezielle, gegen den Krankheitserreger gerichtete Antikörper produzieren. Diese Antikörper können je nach Beschaffenheit den Erreger neutralisieren oder geben die Informationen über Antikörperrezeptoren an zytolytische Leukozyten oder Natürliche Killerzellen weiter, welche dann die Elimination des Erregers übernehmen.