Psychoanalyse ist nicht ein allgemeines Analysieren der menschlichen Psyche, sondern die Psychotherapiemethode nach Sigmund Freud.
Sigmund Freud hat mit der Schrift Studien über Hysterie 1895 den Begriff Psychoanalyse als Bezeichnung für einen psychotherapeutischen Ansatz, für ein Heilverfahren bei seelischen Störungen (Neurose) eingeführt. Außerdem hat er den Begriff Psychoanalyse auch als Bezeichnung für alle Methoden zur Untersuchung und Erforschung solcher psychischer Vorgänge benutzt, die mit anderen Vorgehensweisen nicht erreicht werden, da sie unbewusst ablaufen (Tiefenpsychologie). Schließlich werden mit dem Begriff Psychoanalyse alle Annahmen, Erkenntnisse und Meinungen zusammengefasst, die durch Falldarstellungen und durch die Auswertung therapeutischer Analysen über die gesunden und kranken Formen des psychischen Erlebens gewonnen werden konnten.
Anwendungsgebiete der Psychoanalyse
Eine psychoanalytische Therapie ist bei Patienten, die immer wieder zwischenmenschliche Konflikte, Probleme mit ihrer Identität und ihren Lebenszielen haben sowie darüber hinaus Symptome, zum Bespiel Depressionen oder Ängste, entwickeln, indiziert. Arbeitsstörungen, Hemmungen und Beeinträchtigungen von Lebenssituation und Lebensvollzug, sich wiederholende Krisen zum Beispiel in Trennungssituationen stellen weiter Indikationsfelder dar. Neben depressiven Störungen, Angststörungen, Dissoziativen Störungen, Belastungsstörungen, Essstörungen, psychischen und sozialen Faktoren bei somatischen Krankheiten unter anderem gehören auch eine Reihe von Persönlichkeits- und Verhaltensstörungen zum Indikationsspektrum.
Ziel der Psychoanalyse
Das Ziel ist eine umfassende Analyse der Persönlichkeit und ihrer unbewusst gewordenen Lebensgeschichte. In einer Psychoanalyse sollen nicht nur Symptome beseitigt werden, sondern lange bestehende intrapsychische Fixierungen und Strukturen verändert werden. Über diese Veränderung ist eine innere und äußere Freiheit beabsichtigt, die es dem Patienten ermöglicht, seine Lebensziele zu realisieren, tragfähige zwischenmenschliche Beziehungen einzugehen, arbeitsfähig und kreativ zu sein, sich auf eine verbindliche Partnerschaft einzulassen und genussfähig zu sein.
Charakteristika der psychoanalytischen Therapieformen
- Die freie Assoziation spielt bei der „Materialgewinnung“ eine wichtige Rolle, dabei kommt
- Der Bearbeitung von Übertragung und Widerstand eine viel entscheidendere Bedeutung zu als in der tiefenpsychologisch fundierten Therapie;
- Der Verschränkung von Übertragung und Gegenübertragung und der Bearbeitung der Übertragungs-Gegenübertragungs-Beziehung zwischen Patient und Analytiker wird eine zentrale Rolle zugeschrieben.
Psychoanalyse als therapeutische Methode
Die Psychoanalyse versucht, die verdrängten Inhalte (Komplexe) freizulegen und dem Menschen bewusst zu machen. Der Klient verhält sich wie in einem gewöhnlichen Gespräch, er wird aufgefordert, sich in seinen Vorstellungen gehen zu lassen und störende Gedanken sowie scheinbar nicht dazugehörende Einfälle auf keinen Fall zurückzuweisen, sonder sie mitzuteilen, damit die neurotischen Störungen möglichst uneingeschränkt auftauchen und abreagiert werden können. Der Therapeut deutet die vom Klienten geäußerten Gedanken, Träume und frei assoziierten Vorstellungen. Er macht durch seine Interpretationen unverstandene Zusammenhänge deutlich und bespricht mit dem Klienten seine Widerstände, das heißt sein Unwohlsein und Sich-Sperren beim Offenlegen der Problematik. Eine Psychoanalyse ist meist bei langdauernden, schweren Neurosen angebracht, denen zum Beispiel schwere Konflikte mit den Eltern aus dem Kindesalter zugrunde liegen, die der Klient verdrängt hat.