Liebe im Internet – Partnersuche im Netz. Single-Börse, Love-Chat, Kontakt-Plattform: Online Partner finden. Mit zwei Mouseklicks zur Liebe des Lebens: „In den Warenkorb“ und „zur Kasse“. Kann das funktionieren? Was Single-Börsen leisten und was nicht. Wie man bei AutoScout24 Gebraucht- und Neuwagen im Netz suchen, vergleichen und kaufen kann, so wird bei FriendScout24, ElitePartner, iLove, DatingCafe, Freenet Singles und vielen, vielen anderen Internetportalen die Liebe des Lebens ausgewählt.
Über einen Suchfilter gibt man die entscheidenden Kriterien ein wie Herkunft, Baujahr, Farbe der Haare oder Augen, Länge und Breite der menschlichen Karosse und – schwusps – bekommt man eine Liste der verfügbaren Modelle angezeigt. Ein Scherz? Keineswegs.
Warum Single-Börsen erfolgreich sind
Wann wurde jemals so viel in so kurzer Zeit geleistet und entwickelt wie heute? Ob man dabei auf technologische Fortschritte schaut, auf Bildungsinhalte oder Sozialkontakte: Alles muss schneller gehen als früher. Englisch wird schon in der Grundschule unterrichtet. Wenn eine schriftliche Kundenanfrage nicht innerhalb von 24 Stunden beantwortet wurde, kann man auf schlechten Service schließen. So schnell wurde eine schriftliche Anfrage vor 10 Jahren meistens nicht einmal gestellt!
Ist es da überhaupt noch vorstellbar, einen Menschen zufällig im Supermarkt wahrzunehmen, ihn acht Wochen später irgendwo wiederzuerkennen und dann an die erste Begegnung anzuknüpfen? In diesen acht Wochen könnte sich heutzutage ein Leben komplett verändert haben. Acht Wochen reichen aus, um eine fremde Kultur kennen gelernt, den Wohnort gewechselt und eine neue Arbeitsstelle angenommen zu haben. Wer heute einen Partner sucht, hat in der Regel keine Zeit, auf einen Zufall zu warten, sonst läuft ihm das Leben weg. Deshalb werden Kosten und Mühe in persönliche Profile investiert, die checklistenartig geprüft und verglichen werden können. Das eine Gespräch erübrigt sich dadurch, das Andere ergibt sich. Und wenn Letzteres, dann gleich Tacheles, denn persönliche Anknüpfungspunkte hat man ja schon dem Profil entnommen.
Was Single-Börsen kosten und worin sie sich unterscheiden
Die Bandbreite der Kosten ist wohl kaum geringfügiger als die Bandbreite der inhaltlichen Angebote und der technischen Qualitätsmerkmale. Manche Kontaktbörsen sind kostenfrei, andere kosten 30 Euro pro Monat. Teilweise gibt es Jahresmitgliedschaften. Und nicht selten zahlen nur Männer, während Frauen kostenfrei flirten. Dabei gibt es natürlich auch himmelweite Qualitätsunterschiede: Auf manchen Portalen wimmelt es nur so von Werbung, sich selbst installierenden Dateien und mitten im Textfeld aufpoppenden Umfrage-Fenstern. Andere wiederum treten bewusst exklusiv auf und sind teilweise sogar thematisch spezialisiert. So gibt es Single-Börsen nur für Christen, nur für Schwule und Lesben oder nur für Hundebesitzer; spezielle Partnerbörsen für Reiter, Alleinerziehende, Metal-Fans oder Golfer.
Wieso also im Supermarkt einen unkenntlichen Menschen in Betracht ziehen, wenn man im Internet ganze Kategorien ausschließen würde?
Single-Börsen und Sinnlichkeit
Haben Sie sich schon einmal in Informationen verliebt? Groß, schlank, blond, blauäugig, sportlich, musikalisch – das muss die Frau fürs Leben sein! Oder entscheidet es sich letzten Endes doch wieder daran, wie sich jemand bewegt, wie jemand guckt, riecht, sich anfühlt, sich anhört …, ob der Funke überspringt oder nicht?
Single-Börsen entsprechen dem Zeitalter der kommunikativen Reizüberflutung. Wir müssen heutzutage Informationen schnell und systematisch verarbeiten können. Und angesichts der menschlichen Anpassungsfähigkeit ist es geradezu logisch, dass wir hierzu eine Fähigkeit entwickeln, die dann nicht plötzlich vor emotionalen Themengebieten Halt macht. Die Menschheit hat eine Technik entwickelt, die nun wiederum die Menschheit zur Entwicklung zwingt. Und je schneller das Rad sich dreht, desto wichtiger werden die Pausen zur Besinnung – zum Sehen, Fühlen und Hören. Sonst verlernen wir das Lieben.