X

Wie funktioniert Liebeskummer

Liebeskummer: die Chemie im Gehirn.

Dopamin, Adrenalin und Serotonin bringen den Körper beim Verlassenwerden derart durcheinander, daß Krankheitsbilder ähnlich von Junkies und Zwangserkrankten aufkommen. Untersuchungen der Hormone enthüllen: Liebesleid hat Suchtcharakter.

Am Anfang ist der Schock. Dann wird alles zur bitteren Realität. Wenn Liebende verlassen werden, folgt erstmal eine mehr oder weniger lange Trauerphase, bevor sich wieder normales Leben einstellt. Die Seele leidet unendlich und muß die Situation bewältigen lernen. Dieser tiefe Seelenschmerz ist jedoch nicht nur Liebeskummer sondern auch regelrechter Leibeskummer. Denn körperliche Symptome bleiben beim Liebesleid nicht aus. Was sich im Körper abspielt ist allerdings weitaus nüchterner und rationeller zu erklären als das Gefühlsleben. Alles spielt sich auf der Ebene von Hormonen ab, und das Gehirn gerät gehörig durcheinander.

Suchtfaktor Liebe

Sind zwei Menschen frisch verliebt, arbeiten bestimmte Hirnregionen auf Hochtouren und setzen Botenstoffe frei. In denselben Arealen ist das Hirn tätig, um den Trennungsschmerz zu verarbeiten. Und es setzt dieselben Hormone Dopamin und Noradrenalin frei, nur in noch größerer Menge. Es läuft also genau die gleiche Maschinerie ab wie beim Verlieben. Der Verlassene hängt nur noch mehr als je zuvor am Liebesobjekt. Drogensucht verläuft in denselben Hirnbereichen ab wie Liebe. Zieht man einen Vergleich zwischen beidem, kommen erstaunlich ähnliche Verhaltensweisen zutage. Ebenso wie Abhängige erleben Liebende ein emotionales Hoch, Schlaflosigkeit, Herzklopfen, Appetitmangel und fixieren sich allein auf ihren Partner, mit dessen guten und schlechten Eigenschaften. Vom Stoff Dopamin angeregt, erfährt der Verlassene deutliche Entzugserscheinungen eines Junkies. Schlaflosigkeit, Appetitlosigkeit, Angstzustände, Heulkrämpfe und heftiges Verlangen überwältigen das Opfer.

Dopaminhaushalt sorgt für Glück oder Verzweiflung

Dopamin gilt im Volksmund als das Glückshormon schlechthin. Wie beschrieben, schüttet das Gehirn diesen Botenstoff vermehrt im Verliebtheitszustand aus. Geht der Liebesentzug in den Zustand der Verzweiflung über, nachdem Protest und Aufbäumen nichts genutzt haben, sinkt der Dopaminspiegel wieder. Kein Wunder also, daß fast jeder Zweite nachweislich an einer leichten Depression leidet, und jeder Zwanzigste an einer mittleren bis schweren. Bis ins 18. Jahrhundert galt Liebeskummer übrigens als Krankheit. Britische Psychologen fordern sogar, dies heutzutage wieder also solche anzuerkennen. Denn an gebrochenem Herzen könnten Menschen sterben. Um es gar nicht so weit kommen zu lassen, gilt die Devise Ablenkung und unter Menschen begeben. Die Begründung: Der menschliche Körper regelt permanent Körpertemperatur, Herzschlag, Blutdruck und Hormonhaushalt. Ebenso senden Menschen, mit denen man sich trifft, Informationen über ihre Körperabläufe. Folglich hebt ein Zusammentreffen mit gutgelaunten und vertrauten Leuten früher oder später den Dopaminspiegel und somit die Stimmung.

Zwangserkrankungen und Liebeskummer – Gemeinsamkeiten

Serotonin heißt das Hormon, das Menschen, die unter Zwangserkrankungen leiden, zu schaffen macht. Der Mangel dieses Hormons ruft wiederholende Tätigkeiten in Taten und Gedanken hervor, die permanentes Händewaschen oder Angst vor Krankheiten mit sich bringen. An Liebeskummer Leidende haben einen ähnlich niedrigen Serotoninspiegel. Bei ihnen wirkt sich der Mangel in stundenlanger Beschäftigung mit dem Verlust der geliebten Person aus. Die Psyche ist völlig aus dem Gleichgewicht geraten.

Adrenalin und Cortisol

Brustschmerz, eingeschränkte Herzleistung und Kurzatmigkeit sind klassische Herzinfarktsymptome, die aber auch auf Liebeskranke zukommen können. Das „Broken Heart Syndrome“, eine gesteigerte Konzentration von Stresshormonen im Blut, sorgt für diese Zustände. Mit hohen Dosen von Cortisol und Adrenalin, das der Körper beim Verlassenen ausschüttet, steht dieser unter chronischem Stress. Gerade Cortisol wird frühmorgens ab 4 Uhr produziert und läßt den Betroffenen nicht an Schlaflosigkeit leiden. Durch einen erhöhtn Spiegel steigt der Blutdruck, und zu viel Adrenalin kann böse Auswirkungen auf den Herzmuskel haben.