Mythos Kinesiotape: Nur bunte Pflaster?! Die farbenfrohen Tapes können, professionell angebracht, bei diversen Symptomen eine sinnvolle Therapie-Ergänzung sein.
Vor allem bei Spitzen-Sportlern fällt es oft ins Auge. Der bunte Blickfang Kinesiotape ziert immer öfter diverse Körperstellen der Athleten. Hinter dieser Tape-Variante steckt weitaus mehr als man vermutet. Es wirkt anders als das gängige Sport-Tape, welches meist farblos und in mehreren Schichten angebracht unterstützend wirkt und dabei beispielsweise instabile Gelenke stabilisiert und während des Sports stützt. Die Wirkung des kinesiologischen Tapes ist jedoch weit individueller und vielfältiger.
Was ist Kinesiotape?
Die Abkürzung „Kinesio“ ergibt sich aus der Basistheorie, nach der das Tapingverfahren angewendet wird: der Kinesiologie. Die angewandte Kinesiologie befasst sich mit der Lehre der Bewegung und deren Vorgänge im menschlichen Körper. Mittels solcher alternativmedizinischer Diagnose- und Behandlungsvorgänge aus dem Bereich der Chiropraktik und Körperarbeit können zahlreiche Arten von Erkrankungen und Symptomen beeinflusst werden. Dabei gilt der Grundsatz, dass die Anspannung eines Muskels oder einer Muskelgruppe Rückmeldung über Vorgänge und Zustände im Körper gibt, die für die Weiterbehandlung ausschlaggebend sind.
Das Material, welches zum kinesiologischen Taping verwendet wird, ist ein sehr elastisches selbstklebendes Pflaster. Das atmungsaktive und hautfreundliche Material ist in diversen Farben in Apotheken und Sanitätshäusern als Rollen erhältlich. Der dünne Kleber auf der Rückseite des Tapes ist in Wellen-Form aufgetragen, was die Wirkung des Tapes deutlich beeinflusst. Dieser Haftungsgrund ist dabei in den meisten Fällen gut verträglich. Durch einen kurzen Klebe-Test vorab sollte jedoch eine Allergie ausgeschlossen werden. Weiter trägt die Elastizität zur Wirkung bei. Die Fähigkeit des Materials sich auszudehnen und zusammenzuziehen ist hierfür ausschlaggebend.
Nach der Lehre der Kinesiologie kann das Tape dann je nach Behandlungsziel angebracht werden. Zu den Grundprinzipien zählen somit die positive Beeinflussung der Heilungsprozesse, die Aktivierung der Selbstheilungsprozesse und die Unterstützung der Muskulatur, ohne dabei die entsprechende Bewegung einzuschränken.
Anwendungsgebiete des farbigen Tapes
Die Möglichkeiten des Tapes sind sehr vielseitig. Nicht nur wie allgemein bekannt im Bereich des Sports, sondern auch in der Orthopädie, Lymphologie, Neurologie, Gynäkologie und bei anderen Schmerzsymptomen kommt es zum Einsatz. Die Wirkung des Tapes ist dabei abhängig von der Klebe-Technik. Bei muskulären Symptomen wird zwischen einer muskelentspannenden Technik, beispielsweise bei Verspannungen, und einer muskelunterstützenden Technik zur Verbesserung der Muskelfunktion unterschieden. Des Weiteren sind Klebetechniken zur Unterstützung des Band-Apparates eines Gelenks oder zur Unterstützung des Lymphflusses bei Schwellungen möglich. Außerdem können funktionelle oder mechanische Korrekturen, beispielsweise der Kniescheibenposition, vorgenommen oder Narben positiv beeinflusst werden.
Die Annahme, dass die Farben des Tapes Einfluss auf die jeweilige Erkrankung nehmen, ist differenziert zu betrachten. Entgegen der allgemeinen Annahme gibt die Farbe keine Auskunft über die Beschaffenheit des Tapes. Die Beschaffenheit des Pflasters ist immer gleich. Die unterschiedlichen Farben basieren auf den Hypothesen der Farblehre. Eine Theorie, die beispielsweise besagt, dass jeder Mensch auf eine Farbe unbewusst am besten reagiert. Allerdings gibt es für diese Theorie keine greifbaren Nachweise. Somit ist die Farbwirkung des Tapes nicht erwiesen und spielt eine untergeordnete Rolle.
Professionelle Anbringung für gute Erfolge
Die Anbringung des Kinesiotapes entsprechend des Grundsymptoms benötigt eine entsprechende Schulung. Angehörige medizinischer Berufe, die eine entsprechende Fortbildung absolviert haben, sind in der Lage, eine professionelle Anbringung vorzunehmen. Masseure, Ärzte, medizinische Bademeister, Physiotherapeuten, aber auch Sportlehrer oder Trainer mit einem entsprechenden Zertifikat sind die geeigneten Ansprechpartner. Dabei kann das Tape-Material in den meisten Fällen selbst besorgt und zur Anbringung mitgebracht oder zum Selbstkostenpreis, der je nach Länge des Tapes berechnet wird, getragen werden. Bei einer guten Klebetechnik kann das Material bis zu einer Woche halten und wirken, wobei es Wasser und Seife standhält. Die Entfernung gleicht einer herkömmlichen Pflasterentfernung.
Somit ist das bunte Klebeband nicht als heilende Maßnahme, sondern als sinnvolle Therapieergänzung zu verstehen, die andere Maßnahmen zur Symptombekämpfung wie Dehnungen, Aufbautraining, Bewegungsübungen oder Entstauungsmaßnahmen nicht ersetzen, sondern längerfristig unterstützen kann.