Mit Humor werden Lebensfreude, Lachen, Albernheit, Optimismus und Ausgelassenheit assoziiert. Was zeichnet einen humorvollen Menschen jedoch wirklich aus? Was bedeutet Humor konkret?
In manchen Fällen wird der Humor mit der reinen Schadenfreude verwechselt – es ist absolut menschlich, wenn jemand, der Zeuge eines Missgeschicks einer anderen Person wird, lachen muss – sofern das Missgeschick nicht gerade gravierende Folgen wie schwere Verletzungen für den Betroffenen hat. Fernsehsendungen wie etwa „Upps – die Pannenshow“ (SuperRTL) oder „Pleiten, Pech und Pannen“ (früher ARD) setzen explizit auf den Faktor Schadenfreude und zeigen in kurzen Homevideos lustige Missgeschicke und Situationskomik von Mensch und Tier.
Der feine Unterschied zwischen Humor und Schadenfreude
Schadenfreude an sich ist, wie bereits angesprochen, ein vollkommen menschliches Gefühl. Manche Menschen definieren sich als humorvoll, wenn sie herzhaft über die Pannen anderer im Alltag lachen können – seltsamerweise reagieren aber eben jene Menschen oft verärgert oder peinlich berührt, wenn ihnen selbst ein Missgeschick widerfährt und andere dann über sie beziehungsweise die jeweilige Situation lachen müssen. Ein humorvoller Mensch zeichnet sich jedoch dadurch aus, dass er nicht nur über andere, sondern auch über sich selbst und eigene Pannen lachen kann.
Ein gutes Beispiel für jemanden, der zwar gerne über andere flache Witze macht, es aber nur äußerst schlecht vertragen kann, wenn ihm jemand eine Retour-Kutsche verpasst, ist Moderator Oliver Pocher. Humor ist somit auch nicht zwingend mit ätzenden Kalauereien über Dritte und deren Marotten oder Vorlieben gleichzusetzen.
Die ethischen Grenzen der Schadenfreude
Es hat weder etwas mit Humor noch mit situationsadäquater Schadenfreude zu tun, wenn jemandem ein Missgeschick widerfährt, bei dem er schwer verletzt oder gar getötet wird und Außenstehende dann auch noch darüber lachen. Dies zeigt eher mangelndes Einfühlungsvermögen und Sozialverhalten. Analog gilt dies auch, wenn bei schweren Unglücksfällen Leute Horror-Szenarien mit ihrem Handy filmen anstatt im Rahmen ihrer Möglichkeiten Erste Hilfe zu leisten.
Um eben jene scharfe Abgrenzung zur Schadenfreude vorzunehmen, weisen die Moderatoren von Pannen-Shows immer wieder während der Sendung darauf hin, dass bei der gefilmten Szene niemand ernsthaft verletzt oder gar getötet wurde.
Grundvoraussetzungen des Humors
Humor bedeutet nicht, jede noch so schlimme oder ernsthafte Situation einfach wegzulachen – Probleme in der Partnerschaft, Arbeitslosigkeit, finanzielle Sorgen oder schwere Krankheiten lassen sich nicht einfach durch Lachen beseitigen oder ignorieren. Die Voraussetzung für Humor ist jedoch auch eine gesunde Portion Optimismus, der den Betroffenen hilft, auch schwierige Lebenssituationen adäquat meistern zu können. Lachen und eine positive Grundstimmung können jedoch bei der Problembewältigung hilfreich sein – die Vogel-Strauß-Mentalität, bei der der Betroffene den Kopf in den Sand steckt und fortan nur noch deprimiert ist, ist ebenso kontraproduktiv wie das unangemessene Weglachen und Verdrängen von Schwierigkeiten. Mit Humor und positivem Denken allein kann man zwar keine Unwägbarkeiten des Alltags ändern, es hilft jedoch, auch schwierige Lebenssituationen zu meistern und aktiv anzugehen.
Wichtig ist auch, dass derjenige wirklich etwas zum Lachen findet – ein gekünsteltes, gequältes Lachen hat nichts mit Humor, sondern allenfalls mit vermeintlich sozial akzeptierter Schauspielerei zu tun. Lachen an sich ist gesund, da unter anderem Lunge und Gehirn hierdurch besonders gut belüftet werden und verschiedene Glückshormone freigesetzt werden, ein gequältes Lächeln oder Lachen hat jedoch nicht den gleichen Effekt auf den eigenen Körper und die eigene Psyche.
Humor macht sympathisch
Wie bereits erwähnt, gehört zum Humor nicht nur, über die Missgeschicke anderer zu lachen, sondern auch die Fähigkeit, über sich selbst lachen zu können. Bei vielen Menschen kommt es sehr gut an, wenn jemand auch schmunzelnd von Situationen erzählen kann, in denen ihm etwas peinlich war, weil ihm irgendein Missgeschick widerfahren ist. Beliebte Geschichten sind beispielsweise, wenn eine junge Frau vor ihrem Schwarm besonders cool herumstolzieren will, um ihm zu zeigen, dass seine Anwesenheit sie überhaupt nicht beeindruckt und ihr dann aber unvermittelt der Absatz ihres Schuhs abbricht, sie etwas fallen lässt und ähnliches.
Die Spielarten des Humors
Humor hat viele Facetten – manche lachen eher über das geschriebene Wort, andere finden Comics oder bewegte Bilder lustig. Beim so genannten schwarzen Humor kommt noch eine bisweilen makabere Komponente in Bezug auf Dinge hinzu, die auf den ersten Blick gar nicht komisch sind wie etwa der Tod. In manchen Comics erhält jedoch auch der Sensemann eine schwarzhumoristische Prägung.
Loriot ist beispielsweise eher für seinen hintergründigen, niveauvollen Humor bekannt, während es natürlich auch Menschen gibt, die über jeden noch so flachen Witz lachen können, der anderen noch nicht mal ein müdes Schmunzeln entlockt. Junge Leute beschreiben Menschen mit einem derartig flachen Humor oft als „Master of Flachwitz“. Worüber jede einzelne Mensch jedoch lachen kann, ist situations- und typabhängig. Bei manchen Situationen, über die gelacht wird, handelt es sich eher um Insider-Witze, das heißt, das Erlebnis ist auch nur für diejenigen lustig, die unmittelbar oder mittelbar daran beteiligt waren.