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Wie funktioniert Fernerkundung

Fernerkundung – der Blick von oben. Um möglichst schnell einen Überblick und damit raumbezogen Informationen zu erhalten, ist es durchaus sinnvoll, auf einen Baum zu klettern oder eine Anhöhe zu erklimmen, um die Gegend von oben beobachten zu können. Jedes Kind macht die Erfahrung, weit sehen zu können, wenn es auf den Schultern der Eltern getragen wird. Der Vorteil dieser Methode der Fernerkundung liegt in dem großen Informationsgewinn gemessen am Zeitaufwand, verglichen mit einer erdbodengestützten Erkundung, die langwieriger ist, um die selben Raumerkenntnisse zu erlangen. Das Auge ist hier das Werkzeug des Menschen, um seine Umwelt wahrzunehmen und die aufgenommenen Informationen sinnvoll weiterzuverarbeiten. Insofern könnte man behaupten, dass man die einfache Betrachtung eines Gegenstandes aus ein paar Zentimeter Entfernung bereits als Fernerkundung bezeichnen kann, solange man ihn nicht direkt berührt.

Mit Abstand auf die Erde blicken

Wenn man wissenschaftlich über Fernerkundung spricht, geht es um die Beobachtung der Erde und ihrer atmosphärischen Hülle. Die von Objekten reflektierte oder emittierte Strahlung wird aus einer gewissen Entfernung aufgezeichnet, gespeichert und ausgewertet, um gezielte Informationen zu erhalten. Hier unterscheidet man zwischen fotografischen und nichtfotografischen Methoden der Bilderstellung, also zwischen klassischen Luftbildfotos und digital erzeugten Daten, die von Scannern aufgenommen werden. Gegenüber den primitiven Methoden der Fernerkundung unserer Vorfahren, ihre Umgebung von freistehenden Hochsitzen aus überwachen zu können, findet die Erdbeobachtung heute via Satellit oder Flugzeug statt.

Die Entwicklung der Fernerkundung geht rasant voran

Mit Heißluftballons und auch Brieftauben wurden die ersten fotografischen Aufnahmen aus der Luft gemacht. Die Faszination einerseits und der strategische Nutzen andererseits führten zur Weiterentwicklung der Luftbildfotografie. Die mit den Luftaufnahmen verbundenen militärischen Vorteile trieben die Forschung der Bildinterpretation voran. Neben den strategischen Vorteilen, die das Militär aus den Luftbildern ziehen konnte, ermöglichten die Aufnahmen unerwartete Einblicke in die feindliche Taktik der Kriegsführung. Nach Kriegsende erkannte man erfreulicherweise auch schnell die wissenschaftliche Bedeutung der Fernerkundung für Archäologen, Geografen und Meteorologen und nutzte die Luftfotografie für friedliche Zwecke. Damit wurde die Forschung im Bereich der zivilen Fernerkundung nach dem zweiten Weltkrieg deutlich vorangetrieben und der Einsatz immer neuer Techniken eröffneten in Verbindung mit den ersten Weltraumflügen ungeahnte Perspektiven.

Satelliten sind unsere Begleiter, die uns beschützen

Mit der Möglichkeit, Daten digital zu speichern und mit Hilfe von Programmen auch automatisch auswerten zu können, bricht ein neues Zeitalter in der Fernerkundung an. In den unterschiedlichsten Wissenschaftsbereichen wird die Fernerkundung heute erfolgreich eingesetzt. Satellitenbilder liefern Klimaforschern, Geologen, Archäologen, Kartografen, Meteorologen und Biologen wichtige Daten für die Raumplanung und die Beobachtung von Landschaften über längere Zeiträume. Die Bilder aus der Ferne sind unverzichtbar für die Überwachung von Landschaftsgebieten und das daran anknüpfende Katastrophenmanagement, sowie für den Umweltschutz und natürlich auch wie eh und je für militärische Anwendungen. Komplexe Phänomene wie Luft- und Meeresströmungen werden aus dem Weltall verfolgt. Unwegsame Gebiete können wetterunabhängig und flächendeckend über Satellit beobachtet werden. Weltweite Veränderungen der Umwelt werden per Satellit dokumentiert.

Die Fernerkundung wird gezielt in der Klimaforschung eingesetzt, genauso wie für die Überwachung von drohenden Naturkatastrophen. Dabei spielt der für das menschliche Auge nicht sichtbaren Bereich des elektromagnetischen Spektrums eine wichtige Rolle, sowie die Aufnahmemethoden mittels Radiometer und Radar, die es erlauben sogar unter die Erdoberfläche zu „sehen“.

Die Distanz schafft Nähe

Erst wenn die Satelliten nicht mehr im All kreisten und unsere Mobiltelefone und Navigationsgeräte ausfielen, wir abends nicht mehr erfahren würden, ob morgen die Sonne scheint oder ein Regenschirm eingepackt werden soll, würden wir realisieren, welche Dienste uns täglich Dank der Satellitentechnik zur Verfügung stehen. Der Blick von oben auf unseren Lebensraum ermöglicht nicht nur eine Vielfalt von Informationen über unseren Planeten, die wissenschaftlich erfasst und ausgewertet werden können, sondern er schafft auch die Möglichkeit mit Abstand auf unsere Welt zu schauen und globale Veränderungen sichtbar und begreifbar zu machen, Umweltkatastrophen vorauszusagen und Leben zu retten. Der Blick von oben macht auch das menschliche Eingreifen in unseren Lebensraum sichtbar und dokumentiert den von Menschenhand verursachten Schaden hoch aufgelöst. Und während früher nur Wissenschaftler und Profis Zugang zu Luftbildern hatten, kann heute jeder einzelne bequem von zuhause aus einen Blick auf unsere Erde werfen und verstehen, dass die Verantwortung mit zunehmenden Wissen wächst.