Nach einer Studie der Deutschen Bank wächst der Weltmarkt für RFID-Systeme (Radio Frequency Identifikation) bis zum Jahr 2010 auf 22 Milliarden Euro an. RFID-Systeme ermöglichen eine automatische Identifikation (Funkerkennung) und Lokalisation von Produkten und sollen in naher Zukunft schon die Strichcodes auf Waren ablösen. Die Sicht vom Interessenforum RFID und von Datenschützern. Wie funktionieren rfid
Wie ist ein RFID-System aufgebaut?
Ein RFID-System umfasst drei Komponenten:
- Transponder (RFID-Funkchip): Die Transponder an oder in Produkten speichern Daten, die berührungslos und ohne Sichtkontakt ausgelesen werden können. Diese Funkchips messen nur einen Millimeter zum Quadrat und besitzen eine Spule als winzige Antenne. Man unterscheidet passive und aktive RFID-Transponder. Die passive Version bezieht die Energie zur Versorgung des Mikrochips aus den empfangenen Funkwellen. Mit der Antenne als Spule wird durch Induktion ein Kondensator aufgeladen, der den Chip mit Strom versorgt. Die aktiven Versionen erhalten ihre Energie aus einer eingebauten Batterie.
- Lesegeräte: Zwischen Funkchip und Lesegerät findet die Datenübertragung mittels elektromagnetischer Wellen statt. Bei niedrigen Frequenzen geschieht dies induktiv über ein Nahfeld, bei höheren Frequenzen über ein elektromagnetisches Fernfeld.
- Integration mit Servern und sonstigen Systemen: Beispielsweise können die Lesegeräte mit einem Kassensystem oder Warenwirtschaftssystem bei Supermärkten gekoppelt werden und die Funkchips an der Kasse ausgelesen werden.
Beispiele für die Verwendung von RFID
Zu den Pionieren in Deutschland gehört die Metro Group. Der Konzern erprobt die RFID-Technologie in einem Entwicklungszentrum in Neuss und dem Future Store in Rheinberg. Ziel ist es, nicht nur Paletten und Kartons mit Funkchips zu versehen, sondern jedes Produkt – jeden Anzug, jedes Hemd, jedes Kleid, jede Bluse. Und vielleicht kann man in zehn Jahren sogar jeden Joghurtbecher damit auszustatten.
Es existieren schon viele weitere Beispiele für den Einsatz der RFID-Funkchips:
- Fahrzeugidentifikation: Die E-Plate-Nummernschilder identifizieren sich automatisch an Lesegeräten. Dadurch sind Zugangskontrollen, Innenstadtmautsysteme und auch Section-Control-Geschwindigkeitsmessungen möglich.
- Identifikation von Banknoten: Die Europäische Zentralbank trägt sich mit Überlegungen, RFID-Chips auf Geldscheinen anzubringen. Ziel ist ein erhöhter Schutz vor Fälschungen.
- Tieridentifikation: Neben der Kennzeichnung von Nutztieren mit Halsbändern, Ohrmarken und Boli werden RFID-Implantate insbesondere bei Haustieren verwendet.
- Fussball-Eintrittskarten: Bei der Fußball WM 2006 in Deutschland kam auch die RFID-Technologie in den Eintrittskarten zum Einsatz. Man wollte den Ticketschwarzhandel durch Bindung der Karte an den Käufer reduzieren.
- Bibliotheksmanagement: In Bibliotheken jeder Größe und Typs werden RFID-Chips zur Medienverbuchung und Sicherung verwendet. Prominente Installationen sind die Münchner Stadtbibliothek, die Wiener Hauptbücherei, die Stadtbücherei Stuttgart und die Hauptbibliotheken der TU Graz und der Universität Karlsruhe.
Die Perspektive des Interessenforums RFID
Um die Interessen der RFID-Technologie zu vertreten, haben sich die Großunternehmen Metro Group, SAP, IBM und Siemens zu einer gemeinsamen Organisation zusammengeschlossen – dem Informationsforum RFID. In einer freiwilligen Selbstverpflichtung hat die Industrie zugesagt, dass Verbraucher allgemeinverständlich über die RFID-Funkchips informiert werden und die Chips leicht wahrnehmbar, selbsterklärend und leicht verständlich gekennzeichnet sein sollen.
Die Sicht von Datenschutzorganisationen
Datenschützer fordern, dass beim Einsatz der RFID-Technologie folgende Rahmenbedingungen beachtet werden:
- Transparenz: Verbraucher müssen umfassend über den Einsatz, Verwendungszweck und Inhalt von RFID-Funkchips informiert werden. Diese Information sollte bereits auf dem Produkt und an den Verkaufsregalen erfolgen.
- Kennzeichnungspflicht: Die Kommunikationsvorgänge, die durch den RFID-Chip ausgelöst werden, müssen für den Verbraucher leicht erkennbar sein, das heißt es darf keine heimliche Anwendung geben.
- Deaktivierung: Man muss RFID-Funkchips dauerhaft deaktivieren können – beispielsweise gleich nach dem Kauf an der Kasse.
- Wirksame Blockierungsmechanismen: Es muss das unbefugte Auslesen der gespeicherten Daten unterbunden werden.
- Keine Profilbildung: Beim Kauf verschiedener Produkte mit RFID-Chips müssen die Daten getrennt verarbeitet werden. So können keine Verhaltens-, Nutzungs- und Bewegungsprofile erstellt werden.
Die Gefahr der RFID-Technologie liegt also unter anderem im Verlust der informationellen Selbstbestimmung des Verbrauchers. Eine einzelne Person hat gegenenfalls durch den „versteckten“ Sender keinen Einfluss mehr darauf, welche Informationen preisgegeben werden.
Tipps zum Datenschutz – wie funktioniert rfid schutz
Vielfach wird geraten, RFID-Funkchips nach dem Kauf abzutrennen und in der Mikrowelle ganz kurz zu erhitzen. Dadurch sollen die Transponder funktionsunfähig werden. Eine weitere Möglichkeit nach dem Kauf besteht darin, die Batterie bei aktiven Transpondern herauszunehmen oder die Antenne zu zerstören. Informieren Sie sich über den Einsatz von RFID-Chips sowie deren Chancen und Gefahren bei dem Informationsforum RFID sowie beim Bundesbeauftragten für den Datenschutz.