Bewusstsein. Was es genau ist, lässt sich noch nicht beantworten. Das Bewusstsein entzieht sich den Ansprüchen der Naturwissenschaften. Es ist mit Subjektivität behaftet, demzufolge lässt es sich kaum objektiv erfassen.
Eigentlich gibt es für das Bewusstsein keinen Platz in der rationalen Forschung. Die Naturwissenschaft will objektiv und überprüfbar sein. In diesem Sinne wäre uns der Weg zum Bewusstsein versperrt, weil es sich hier um eine subjektive Erfahrung handelt.
Eine Fledermaus müsste man sein
Bewusstes Erleben ist an die innere Perspektive gebunden: „nur ich weiß, wie es sich für mich anfühlt“. Der amerikanische Philosoph Thomas Nagel veranschaulicht die obige These auf eigene Art: Wir werden nie wissen, wie es ist, eine Fledermaus zu sein.
Über das Subjektive zerbrechen sich die Forscher die Köpfe. Peter Fenwick*, ein englischer Neurochirurg und Psychiater, beschuldigt für die Unfähigkeit, das Wesen des Bewusstseins zu erfassen, unser westliches, galileisches System (von Galileo Galilei). Demnach setzen wir Gehirn und Geist gleich und nehmen an, dass alles, was vom Gehirn ausgeht, auch von ihm erzeugt sei.
Das Gehirn
Die Analyse des Gehirns bis zu den Bausteinen – Zellen und Dendriten (Fortsätze oder Wurzeln – bringt jedoch nur die primären Eigenschaften zu Tage. Damit sind die Eigenschaften gemeint, die sich messen lassen. Auf diesem Gebiet ist die Wissenschaft sehr erfolgreich. Dennoch sagt das Aufzeichnen von physiologischen Werten wenig über psychische Prozesse aus. Die physiologischen Daten muss man in diesem Falle nur als Begleiterscheinungen verstehen. „Ein direkter Schluss von den körperlichen Erscheinungen auf die ihnen zugrunde liegenden psychischen Vorgänge ist wahrscheinlich ein Irrweg“ konstatiert der deutsche Psychologe, Manfred Velden.
Anderseits beeinflussen psychische Prozesse den Körper. Ein neuer Wissenschaftszweig – die Psychoneuroimmunologie – erforscht diese Wirkungen. Dass Stress viele Krankheiten verursacht, ist kein Geheimnis mehr; genauso wenig wie heilende Kräfte der Psyche. Manche Forscher behaupten sogar, dass die Genesung ausschließlich eine Leistung des Gehirns sei.
Etwas Magie
Peter Fenwick umgeht alle Schwierigkeiten, indem er etwas magisches Pulver über seine Definition streut: „Das Gehirn scheint wie ein Satz ineinander greifender Module zu arbeiten, jedes hat seine spezielle Aufgabe. Alle sind auf eine magische Art und Weise miteinander verbunden und stellen so insgesamt eine Einheit der bewussten Erfahrungen dar.“
Wenn die Magie jedoch außen vor bleibt, zeichnet sich Ratlosigkeit ab: Das Bewusstsein lässt sich bis jetzt nicht definieren. Fenwick gibt aber ein Rezept, nach dem eine zukünftige Erklärung entstehen könne.
Eine Definition des Bewusstseins müsse aus drei Komponenten bestehen: „eine detaillierte Bestimmung der Rolle der Gehirnmechanismen, eine Erklärung für die Aktivität des Geistes außerhalb des Gehirns und eine Erklärung für den freien Willen, für Bedeutung und Absicht“.
Eine Aktivität des Geistes außerhalb des Gehirns? Da betreten wir einen unsicheren und wissensfernen Boden der Spiritualität. Oder doch nicht?
Das Gehirn lässt sich austricksen
In einem Experiment setzte Henrik Ehrsson den Probanden eine Video-Brille auf und postierte hinter ihnen zwei Kameras, wie die Augen eines Roboters. Auf dem Display sahen dann die Testpersonen sich selbst von außen. So als ob sie den eigenen Körper verlassen hätten. Im weiteren Verlauf des Versuchs stach der Experimentator scheinbar in den optisch pojezierten Rücken der Probanten, also eigentlich in die Luft. Die Probanden empfanden dies als einen Angriff auf den eigenen – und nicht auf den virtuellen – Körper und reagierten mit Stress. Das heißt, sie spürten sich selbst außerhalb ihrer eigenen physikalischen Grenzen.