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Wie funktioniert Cradle to Cradle

Cradle to Cradle-Prinzip – von der Natur inspiriert. Müllvermeidung statt Müllverbrennung – sortenreine Trennung von Produktbestandteilen – kompostieren oder wiederverwerten. Cradle to Cradle ist ein Konzept, das danach strebt, ökoeffektive Produkte zu entwickeln, die Teil eines nachhaltigen Kreislaufsystems sind. Diese Kreislaufmaterialien sollen entweder kompostierbar (biologischer Kreislauf) oder recycelbar (technischer Kreislauf) sein. Geprägt wurde der Begriff Cradle to Cradle (zu deutsch: „Von der Wiege zur Wiege“) durch den deutschen Chemiker Michael Braungart und seiner Hamburger Firma „EPEA Internationale Umweltforschung GmbH“ in Zusammenarbeit mit dem US-amerikanischen Architekten William McDonough.

Müll in Deutschland

In Deutschland produziert man heute nach dem Prinzip Cradle to Grave – von der Wiege ins Grab. Über 37 Millionen Tonnen Müll sammelten sich im Jahr 2008 an. Darunter Möbel, Elektronik, Kleidung und vieles mehr – Gebrauchte Sachen, die häufig noch voll funktionstüchtig und gebrauchsfähig in den Hausmüll wandern. Darunter sind zahlreiche Produkte, die von den Herstellern als Einwegprodukte konzipiert wurden. Sie lassen sich nicht zerlegen, Einzelteilen sind nicht austauschbar. Zudem importiert Deutschland jährlich rund 20 Millionen Tonnen Müll, um die Überkapazitäten seiner Müllverbrennungsanlagen auszulasten. Durch die Verbrennung, die hierzulande als energetische Verwertung gilt, da ja Energie gewonnen wird, werden der Natur unzählige Rohstoffe für immer entzogen.

Der Cradle to Cradle-Gedanke

Das Prinzip Cradle to Cradle setzt auf die drei Grundprinzipien:

  • Abfall ist Nahrung
  • Nutzung erneuerbarer Energien
  • Unterstützung von Diversität (strukturelle Vielfalt)

Das Prinzip umfasst zwei Stoff-Kreisläufe:

1. Biologischer Kreislauf

2. Technischer Kreislauf

Beim biologischen Kreislauf werden die der Natur entnommenen Bestandteile / Rohstoffe nach dem Produktgebrauch kompostiert. Dies können beispielsweise T-Shirts, kosmetische Produkte und Verpackungen sein. In den technischen Kreislauf werden Reste von Produkten eingebracht, die nicht kompostierbar sind, dafür aber noch intakt und mehrfach genutzt werden können. Ein Beispiel hierfür ist ein Bürostuhl, dessen Sitzbezug kompostierbar ist und alle weiteren Bestandteile sinnvoll wiederverwendet werden. Dabei wird der Bürostuhl praktisch geliehen, denn der Hersteller nimmt den Stuhl wieder zurück.

Um den Cradle to Cradle-Gedanken umzusetzen, müssen bestehende und neue Produkte so konstruiert werden, dass sie niemals zu Müll werden. Die Vision von Braungart und McDonough besteht aus einer Produktwelt, in der alles wiederverwertet wird – ebenso wie es die Natur tut. Der Mensch darf die Natur nicht länger ausbeuten und seinen Müll unbedacht abladen. Doch dies bedeutet ein einschneidendes Umdenken. So darf ein Produkt nicht mehr länger nach seiner Ökobilanz bewertet werden. Besser wäre es die Ökoeffektivität zu betrachten.

Ökobilanz (Ökoeffizienz) versus Ökoeffektivität

Die Ökobilanz betrachtet die Umweltwirkung von Produkten von der Herstellung bis zu ihrer Nutzung (Cradle to Grave). Effizient ist somit ein Produkt, das wenige Ressourcen verbraucht und wenige Schadstoffe beinhaltet oder während der Produktion erzeugt. Ökoeffizient hingegen ist ein Produkt, das sich vollständig in den biologischen oder technischen Kreislauf zurückführen lässt. Eine Kunststoffflasche müsste demnach so entwickelt sein, dass sie sich nach ihrem Gebrauch wieder eine Flasche zurückführen lässt und nicht zu einem minderwertigen Produkt, wie beispielsweise in eine Schuhsohle, recycelt wird.

Beispiele für Produkte, die nach dem Cradle to Cradle Prinzip entwickelt wurden:

  • 100% kompostierbares T-Shirt (Trigema) http://www.trigema.de
  • Bürostuhl THINK (Steelcase) http://www.steelcase.de/
  • Einweggeschirr aus Maisstärke www.bioeinwegartikel.de
  • und ca. 1000 weitere Produkte

Kritik am Prinzip Cradle to Cradle

Der Grundgedanke des Cradle to Cradle Prinzips ist sicherlich interessant und innovativ. Doch gibt es noch Kritikpunkte hinsichtlich der Umsetzbarkeit. Denn letztlich müssten alle Produkte neu erfunden werden und alle Nationen und Verbraucher weltweit müssten mitmachen, um das Müllproblem global zu bekämpfen. Fraglich ist auch, was mit den enormen Mengen Kompost geschehen soll, der aus diesem Konzeptgedanken resultiert.