Cold-Case-Management – die neue Art der Verbrecherjagd. Cold- Case- Management – eine oft erfolgreiche „andere“ Betrachtungsweise der vorliegenden Fakten bei Kriminalfällen. Eine relativ neue Ermittlungsmethode stellt das sogenannte Cold- Case- Management dar. Das aus den Vereinigten Staaten stammende System unterstützt die Kriminalisten schwerpunktmäßig bei den Nachforschungen im Falle von vermissten Personen und bei Gewaltdelikten. Die „speziellen“ Ermittler des österreichischen Bundeskriminalamtes setzen sich dabei mit Fällen auseinander, bei denen die zur Verfügung stehenden Ermittlungsansätze den gewünschten Erfolg – die Klärung des Sachverhaltes bzw. die Auffindung der vermissten Person – bis dato nicht erbracht haben; bei denen die ursprünglichen Ermittler sämtliche kriminalistischen Möglichkeiten ausgeschöpft haben.
Die „Cold- Case- Ermittler“ werden über Anregung der eigentlich zuständigen Ermittler angefordert, wenn sich offenkundig keine weiteren zweckdienlichen Ergebnisse im Rahmen der Investigationen ergeben. Mitunter kann es sich dabei auch um einen „frischen“ Fall Handeln, bei dem sich trotz aller Bemühungen einfach keine weiteren Ermittlungsansätze mehr erheben lassen. Klassisch werden jedoch länger zurückliegende Delikte, unter Verwendung modernster kriminalistischer Methoden (z.B. im Hinblick auf Spurensicherungstechniken usw.) und unter Anwendung von aktuellem wissenschaftlichen Erkenntnissen (z.B. hinsichtlich Tatortanalyse, Täterverhaltensanalyse und dergleichen mehr), sprichwörtlich unter die Lupe genommen.
Die Vorteile dieser „Cold- Case- Management- Methode liegen dabei auf der Hand: Durch die Distanz zum Fall wird der nicht selten in Erscheinung tretenden Betriebsblindheit wirksam begegnet. Im Einklang damit können die bezeichneten Ermittler den zu Grunde liegenden Fall aus einem anderen und/oder aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten. Gleichzeitig kommen stets die aktuellsten und modernsten Ermittlungstechniken zum Einsatz.
Nach Übernahme eines in Frage kommenden Falles wird dabei zunächst eine umfassende operative Fallanalyse. Im Rahmen dieser Maßnahme wird speziell das Opfer einer genauen Betrachtung unterzogen, wobei beispielsweise einer möglichen Gefährdung, dem gewöhnlichen Tagesablauf, dem Verlauf des letztbekannten Tages und dergleichen mehr akribisch nachgeforscht wird. Dem entsprechend wird auch die festgestellte Spurensituation neuerlich einer eingehenden Prüfung unterzogen (inklusive aufwändiger Tatrekonstruktionen u.a.). Die Fallanalyse beinhaltet daneben unter anderem aber auch Nachforschungen zum Motiv, zum Lebenslauf möglicher Verdächtiger, zum üblichen Verhalten möglicher Verdächtiger vor und nach der Tat und zum Verhalten des Täters bei der Tat (Täterprofil).
Nach Beendigung der Fallanalyse werden Ermittlungsempfehlungen ausgesprochen, welche von den „Cold- Case- Ermittlern“ und den ursprünglichen Ermittlungsorganen in einer kooperativen Fallbearbeitung umgesetzt werden.
Die beschriebene Ermittlungstaktik kann bereits bedeutsame Erfolge aufweisen. So konnte im Fall der vermissten Heidrun Wastl (im Jahr 2001 spurlos verschwunden) zwischenzeitlich ein Verdächtiger vorläufig festgenommen werden. In anderen Fällen, beispielsweise im Fall Julia Kührer (im Jahr 1990 verschwunden; im Juni 2011 skelettiert aufgefunden), sind die Erhebungen noch laufend. Mit etwas Glück, der oben bezeichneten Ermittlungsmethode, inklusive der ständigen Bestrebungen zur fortschreitenden Optimierung der eingesetzten Mittel, und unter Aufbietung von außerordentlicher Beharrlichkeit der ermittelnden Organe, wird sich – hoffentlich – dieser Fall und verschiedene andere klären lassen.