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Wie erkennt man Spondylitis Ankylosans (Morbus Bechterew)

Morbus Bechterew – eine Krankheit, viele Symptome. Derzeit sind ca. 1% aller deutschen an Morbus Bechterew oder auch Spondylitis Ankylosans erkrankt. Doch was steckt hinter dieser Erkrankung?

Morbus Bechterew, auch bezeichnet als Spondylitis Ankylosans ist eine entzündlich-rheumatische Erkrankung. Sie betrifft vor allem die Wirbelsäule, aber auch die peripheren Gelenke und auch Organe. Im Verlauf der Erkrankung versteift die Wirbelsäule zunehmend und es kommt zu schmerzhaften Haltungsveränderungen aufgrund zunehmender Versteifung. Auch sind schmerzhafte Veränderungen am Kreuz-Darmbein-Gelenk oder Iliosakralgelenk, dem Gelenk, das Wirbelsäule und Becken verbindet, typisch für diese langsam fortschreitende Erkrankung.

Genetisch bedingte Ursachen

Die grundlegenden Ursachen für die Entstehung von Morbus Bechterew sind unbekannt. Es wird jedoch von einer Störung des Immunsystems ausgegangen. Weiter geht man von einer genetischen Vererbung eines bestimmten genetischen Merkmals, des so genannten HLA-B27-Gens, aus. Dieses Gen kann bei einem Großteil der Erkrankten per Blutuntersuchung festgestellt werden. Es schwächt die körperliche Immunabwehr insofern, als dass bestimmte Erreger nicht bekämpft werden können, was wiederum häufig zu Infektionen des Magen- und Darmtraktes führt. Durch diese ständige Infektionsgefahr wird das Immunsystem des Körpers überstrapaziert, wodurch es zur Abwehrreaktion gegenüber dem körpereigenen Gewebe kommt. Dies hat eine systematisch chronische Entzündung der Wirbelgelenke, aber auch anderer Gelenke des Achsenskeletts zur Folge.

Vielfältige Symptome

Die Symptomausprägung bei Morbus Bechterew ist sehr vielseitig und betrifft verschiedene Körpersysteme. Am typischsten ist wohl die zunehmende Versteifung der Wirbelsäule. Verbunden ist diese meist mit einer deutlichen Morgensteifigkeit und nächtlichem Rückenschmerz. Zunehmend wird die Wirbelsäule unbeweglicher und verfestigt sich in der für Bechterew-Patienten typischen Haltung: Die Brustwirbelsäule ist verstärkt nach hinten gebogen, während sich die Halswirbelsäule als Ausgleich überstreckt. Folglich senkt sich die Blickachse Richtung Boden.

Der typische tief sitzende Rückenschmerz betrifft die Kreuz-Darmbein-Gelenke. Diese Gelenke zwischen Kreuzbein und Beckenschaufeln sind vermehrt betroffen und es entstehen sowohl lokale als auch in Gesäß und Oberschenkel ausstrahlende Schmerzen. Ebenfalls ist eine zunehmende Versteifung der peripheren Gelenke zu erwarten.

Verschiedene Symptome, die das Achsenskelett nicht betreffen, sind zum einen Schmerzen an Sehnenansatzstellen (z.B. an der Achillessehne), Entzündungen der Iris, fortschreitende Darmerkrankungen (häufig: Morbus Crohn) oder auch Entzündungen der Organe (z.B. Herzmuskelentzündungen.

Die Symptome schreiten mit der Zeit fort und können sich unterschiedlich schnell entwickeln. Es sind jedoch typische Stadien zu erkennen: im ersten, unspezifischen Stadium sind die tief sitzenden Rückenschmerzen vordergründig. Daher wird hier die Krankheit oft nicht erkannt. Im zweiten Stadium entwickeln sich verschiedene zusätzliche Symptome, die Wirbelsäule ist jedoch noch nicht deutlich betroffen. Im dritten Stadium ist die Wirbelsäule dann deutlich in ihren Bewegungen eingeschränkt, was vor allem die untere Brustwirbelsäule betrifft.

Die Erkrankung betrifft Männer und Frauen gleichermaßen. Nach den heutigen Erkenntnissen gibt es keinen deutlichen Geschlechtsunterschied. Man geht jedoch davon aus, dass der Krankheitsverlauf bei Frauen etwas verlangsamt abläuft. Das Eintrittsalter der Krankheit ist mit dem 16. bis 45. Lebensjahr vergleichsweise niedrig.

Diagnose und Therapie

Diagnostiziert wird die Erkrankung hauptsächlich durch die Laborbefunde der Blutuntersuchung. Das HLA-B27-Gen ist ein deutlicher Marker für die Erkrankung an Morbus Bechterew, jedoch kann typischerweise im Blut kein Rheumafaktor nachgewiesen werden. Ausschlaggebend für die Diagnose ist außerdem das Arztgespräch, in dem die Symptome erfasst werden und auch die familiäre Krankheitssituation mit einbezogen werden muss. Durch dieses Zusammentragen der typischen Symptome kann der Verdacht auf eine Bechterew-Erkrankung gefestigt werden. Neben den Laboruntersuchungen stehen meist bildgebende Verfahren, wie Röntgenbefunde, CT- oder MRT-Aufnahmen sowie andere Untersuchungsverfahren, die die Organe betreffen.

Zur Therapie zählt eine gut abgestimmte medikamentöse Behandlung. Hierzu werden meist Kortisonpräparate, so z.B. nicht-steroidale Antirheumatika (kurz: NSAR) verabreicht. Als wichtigste Therapie gilt jedoch die Physiotherapie. Hier wird der Patient eingehend körperlich untersucht und auf dieser Basis behandelt. Bewegungsübungen, vor allem Eigenübungen, Mobilisation der Wirbelsäule, manuelle Therapie, Dehnungen und physikalische Maßnahmen sind hier die Hauptbestandteile für eine individuelle Therapie. Hierdurch können die Lebensqualität des Patienten deutlich gesteigert, der Verlauf der Krankheit verlangsamt und deren Symptome gelindert werden.