Tipps für gezieltes Shopping – Schneiderkunst zeigt sich im Detail. Das Leben ist zu kurz, um hinter modischen Eintagsfliegen herzujagen. Eine Garderobe, die kurzlebige Trends übersteht, ist tadellos verarbeitet und besitzt innere Werte.
Manche Frauen sind Jägerinnen und manche sind Sammlerinnen – jedenfalls, wenn es um Mode geht. Die Jägerinnen dürften dabei in der Regel etwas jünger sein. Das liegt in der Natur der Dinge: Hip und trendy zu sein ist ohne die richtigen Klamotten undenkbar. Und oft sind modische Fähnchen spottbillig, fliegt ohnehin alles bald in den Lumpensack. Ein Fashion Victim sieht sich auch nur selten als Opfer. Hinter dem allerletzten Trend herzulaufen, verliert allerdings mit den Jahren an Reiz, und vielen Frauen fehlt auch schlicht die Zeit dafür. Nicht wenige scheinen dann das Interesse an der Mode gänzlich zu verlieren. Andere konvertieren zur Sammlerin.
Das heißt nun nicht, dass irgendetwas damit gewonnen wäre, einen Schrank voller zeitlos-langweiliger Sachen zu haben. Ganz im Gegenteil. Die eigene Garderobe als Kollektion zu begreifen, heißt vielmehr, einige originelle und hochwertige Stücke mit Klassikern zu ergänzen. Wie das Sammler(innen) eben machen. Es muss auch nicht bedeuten, sehr viel Geld auszugeben, denn eine gute Garderobe baut man langsam auf. Ein Extra-Tipp für Modebewusste, die viel reisen: Die Schnäppchenjagd in den USA ist derzeit besonders lohnend.
Preisbewusste Fashionistas shoppen gern antizyklisch
Wichtigste Regel dabei: antizyklisch einkaufen! Freilich scheint es nicht besonders verlockend, an einem warmen Frühlingstag Ausschau nach Wintersachen zu halten, denn Wollstoffe und dunkle Farbtöne hat man fürs Erste einmal satt. Und wenn der Herbstwind pfeift, wird man sicher keine leichten Sommerkleider anprobieren wollen. Aber modische Dauerbrenner aus qualitativ hochwertigen Stoffen wie Wollcrêpe, Baumwollgabardine oder Seide sind ohnehin nicht an eine bestimmte Saison gebunden, zumal auf Jahreszeiten in jüngster Zeit wenig Verlass ist. Wenn sich dann tatsächlich im Juli der perfekte Wintermantel zu stark reduziertem Preis findet – nun, da muss man einfach durch.
Ob sich die Investition in ein Kleidungsstück lohnt, muss von Fall zu Fall neu entschieden werden. Eines steht jedenfalls fest: Ein Fehlkauf ist immer zu teuer. Notfalls kann man sich das Teil einen Tag lang zurücklegen lassen – bis dahin sollte klar sein, ob es die Garderobe bereichert oder nur Platz im Kleiderschrank wegnimmt. Die Streichelprobe sollte das gute Stück zu diesem Zeitpunkt bereits bestanden haben: Der Stoff, aus dem die textilen Träume sind, fühlt sich nie kratzig, steif oder sonstwie unangenehm an. Wenn der Griff nicht stimmt, greift man auch nie danach.
Textilschrott oder Schnäppchen? Immer der Nase nach
Viele Frauen sind sie auch nicht im Klaren darüber, dass sie einige ihrer Kleider nur deswegen hassen, weil sie die Sachen buchstäblich nicht riechen können. Leinen, Seide, Wolle und andere Naturfasern haben einen ganz typischen „echten“ und normalerweise angenehmen Duft – reine Kunstfaser hingegen neigt zu seltsamen Ausdünstungen. Einfach untragbar. Schon einmal darüber nachgedacht, warum es in manchen Läden auffallend unangenehm riecht? Nun, wahrscheinlich ist die Mode im Regal aus 100 Prozent Polyester. Ein kleiner Anteil an Nylon oder Elastan kann hingegen nicht schaden, ganz im Gegenteil: Das sorgt für größere Haltbarkeit, bessere Passform oder beides. Der Blick aufs Einnäh-Etikett ist daher ähnlich kaufentscheidend wie der aufs Preisschild.
Damit wäre der wichtigste Punkt beim Shopping bereits angesprochen: Mindestens ebenso wichtig wie das Anprobieren der Kleider ist die genaue Inspektion ihres Innenlebens. Aber Achtung, manche Verkäuferinnen hassen das. Oft aus gutem Grund – ist der teure Fummel außen hui und innen pfui, soll die Kundin das möglichst übersehen. Gerade bei angesagten Marken ist das Preis-Leistungs-Verhältnis häufig bescheiden; am auffälligsten ist das in Outletcentern: Designerlabels wecken die Jagdinstinkte der Kundschaft, die erst zu Hause merkt, dass das vermeintliche Schnäppchen in Wirklichkeit Schrott ist.
Sichere modische Werte zeigen sich auf der Futterseite
Andererseits bedeutet das nicht, dass gute Qualität und Verarbeitung unbezahlbar sein müssen. Oft findet sich die beste Ware im preislichen Mittelfeld, womöglich sogar im Ausverkauf. Und das sind verlässliche Hinweise darauf:
- Ein ansprechendes Innenleben. Hochwertige Jacken, Mäntel und Röcke sind grundsätzlich gefüttert – Ausnahmen gelten nur für leichte Sommersachen, die aber nicht durchsichtig sein dürfen. Kommt ein luftiges Jäckchen ohne Futter aus, sollten die Stoffkanten im Inneren mit Hilfe von Kappnähten oder Schrägstreifen versäubert sein. Sichtbare Versäuberungsstiche an Nahtzugaben sehen unschön und billig aus. Und sie kratzen. Das gilt auch für die Schenkelinnennaht von Jeanshosen: Die besten haben flach anliegende Kappnähte.
- Ein glattes und gefälliges Gesamtbild. Zipfelnde Säume, bucklige Reißverschlüsse, wellige Nähte, aufspringende Falten und klaffende Tascheneingriffe sind allesamt ein Zeichen dafür, dass dieses Teil am besten weiterhin am Kleiderständer abhängt. Bei Stricksachen stehen sichtbare Abnahmen an Ärmel und Ausschnitt für Passform und Haltbarkeit – die Pullover und Jacken sind dann fully fashioned, also formgerecht und ohne geschnittene Ränder hergestellt.
- Liebe zum handwerklichen Detail. Paspelknopflöcher, Klappentaschen, Ziernähte, farblich kontrastierendes Futter, hochwertige Knöpfe – alles, was an einem Kleidungsstück nicht unbedingt notwendig wäre, aber traditionelle Schneiderkunst verrät, macht es zu einem wertvollen Bestandteil der Garderobe. Auch ein über Nähte hinweg fortlaufendes Karo oder Streifenmuster gehört dazu. Übrigens haben es Männer deutlich einfacher: Man muss nur einmal ein Marken-Herrenoberhemd mit einer Damenbluse ähnlicher Preisklasse vergleichen – Männerkleidung ist in der Regel deutlich besser verarbeitet und kann Maßstäbe setzen. Was immer man davon halten mag.
Aber auch ein von Passform und Verarbeitung her perfektes Stück fügt sich nur dann sinnvoll in eine Garderobe ein, wenn es farblich mit dem Rest harmoniert. Wichtig: Extreme Modefarben möglichst vermeiden. Sonst trägt das gute Stück den Jahrgang quasi sichtbar aufgedruckt.