Impotenz und Erektionsstörungen. Zunehmend mehr Männer haben Probleme mit ihrer Sexualität. Die Erkennung der Ursachen für Erektionstörungen ist wichtig, denn nur so kann die richtige Therapie gewählt werden. Wie mit erektionsstörungen umgehen?
Die Worte „Impotenz“ und „impotent“ werden leider häufig in einem negativen und abwertenden Sinn verwandt. Deshalb soll auch hier von dem medizinisch korrekte Begriff „erektile Dysfunktion“ gesprochen werden.
Die erektile Dysfunktion beschreibt ein chronisches Krankheitsbild von mindestens 6-monatiger Dauer bei dem mindestens 70 Prozent der Versuche, einen Geschlechtsverkehr zu vollziehen, erfolglos sind. Es kann keine Erektion, also Versteifung des Penis erreicht und aufrechterhalten werden, die normalerweise das Eindringen in die Scheide und damit den Geschlechtsverkehr ermöglicht. Die erektile Dysfunktion kann unterschiedliche Erscheinungsformen haben. Bei einigen Betroffenen ist eine Erektion gar nicht mehr möglich, bei anderen bricht eine zunächst erfolgte Gliedversteifung frühzeitig ab, eine weitere Erscheinungsform ist ein Ausbleiben der Erektion nur im Rahmen des Geschlechtsverkehrs oder gegenüber eines bestimmten Partners.
Wie bekommt man erektionsstörungen – Ursachen von Erektionsstörungen
Etwa 60 % aller Potenzprobleme liegt eine organische Ursache zu Grunde. Alle Erkrankungen, die zu Durchblutungsstörungen führen können wie z.B. Diabetes mellitus, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen können auf Dauer auch Erektionsprobleme verursachen. Eine weitere körperliche Ursache sind Verletzungen des Rückenmarks mit daraus resultierenden Nervenschädigungen. 30 % aller erektilen Dysfunktionen haben psychische Ursachen. Ein gutes Unterscheidungsmerkmal ist hier, dass Potenzprobleme nur gelegentlich in bestimmten Situationen oder ausschliesslich im Zusammenhang mit dem Geschlechtsverkehr bei ansonsten voller Erektionsfähigkeit auftritt. Psychische Auslöser können z.B. Beziehungsprobleme, Angst vor dem Versagen oder Stress sein. Alkohol und bestimmte Arzneimittelgruppen können sich auch negativ auf die Erektion auswirken. Natürlich kann auch eine Kombination auf körperlichen und psychischen Gründen vorhanden sein. Hier handelt es sich um einen Teufelskreis, denn dadurch, dass der Mann eine körperliche Erkrankung hat, die seine Potenz beeinträchtigt führt zwangsläufig weiter dazu, dass in den allermeisten Fällen ein psychischer Druck entsteht, der die ganze Situation noch verschlimmert .
Therapie
Bei organischen Ursachen muss natürlich die auslösende Grunderkrankung wie Diabetes mellitus oder Bluthochdruck behandelt werden. Psychischen Gründe können gut ausgeschaltet werden, wenn das Problem erkannt und nicht verdrängt wird. Offenheit und die Einbeziehung des Partners sind hier sehr wichtig. Dann können Verhaltensänderungen wie z.B. Stressabbau, Erschaffung von neuen Anreizen, Ehe- und Sexualberatungen eine gute Hilfe sein.
Die Einführung von Viagra® mit dem Wirkstoff Sildenafil im Jahre 1998 hat die Therapie der erektilen Dysfunktion grundlegend verändert. Mit diesem Medikament konnte nun sehr vielen Betroffenen geholfen werden, die zuvor nur wenige und vor allem weniger gut geeignete Therapiemöglichkeiten hatten.
Wirkweise von Viagra®
Bei sexueller Erregung wird in den Schwellkörpern Stickoxyd freigesetzt. Dieses Stickoxyd aktiviert ein Enzym, das die Bildung von cGMP bewirkt. cGMP führt zu einer Erschlaffung der glatten Muskeln im Schwellkörper und durch den verstärkten Blutzustrom zur Erektion. Ein anderes Enzym, die Phosphodiesterase Typ 5 (PDE-5), baut das cGMP wieder ab, was zum Abbau der Erektion führt. An dieser Stelle setzt die Wirkung von Viagra® ein. Der Wirkstoff, das Sildenafil, ist ein Phosphodiesterase-Hemmer und verhindert demzufolge den Abbau von cGMP, so dass die Erektion erhalten bleibt. Bei fortgesetzter sexueller Stimulation kommt es durch ständige Neu-Bildung und Nicht-Abbau des cGMP zur Anreicherung im Schwellkörper. Dies vertieft die Erschlaffung der glatten Muskeln weiter und führt damit durch den kräftig verstärkten Bluteinstrom auch zu einer besseren Erektion. Wichtig: Viagra erzeugt keine Erektion sondern verbessert die Stärke und die Dauer. Es kann weiterhin nur bei sexueller Stimulation wirken. Die für eine Erektion erforderlichen Nerven müssen funktionsfähig sein, ansonsten kann auch Viagra nicht wirken.
Weitere Therapiemöglichkeiten und Hilfsmittel
Lokal anzuwendende Medikamente (verschreibungspflichtig)
– Skat = Schwellkörper-Auto-Injektions-Therapie
Ein Wirkstoff (meist Alprostadil) wird mit einer sehr dünnen Nadel direkt in die Schwellkörper gespritzt. Die Erektion tritt nach ca. 10 Minuten ein.
– MUSE® = Medicated Urethral System for Erection
Der Wirkstoff Alprostadil wird in Form einer Mini-Tablette mit einem Applikator in die Harnröhre eingeführt. Dadurch wird das für viele Männer gefühlsmäßig so schwierige Spritzen vermieden. Die Erfolgsrate ist jedoch geringer als bei der SKAT-Anwendung und es dauert länger (ca. 20 Minuten) bis die Wirkung eintritt.
Mechanische Hilfsmittel
wie die Vakkuum-Erektionshilfe (Vakuumpumpe, Vakuumsaugpumpe) und Penisringe
Hormontherapie bei Testosteronmangel
als orale Einnahme, Einreibung in die Haut, Hormonpflaster oder Spritze
Chirurgische Eingriffe
– Gefäßoperationen
bei mangelhaften Blutzufluss in die Schwellkörper bei zu schnellem Abfluss. Erfolgsrate ist nicht sehr hoch, deshalb heutzutage keine häufige Anwendung mehr
– Schwellkörperimplantat
Ein Schwellkörper-Implantat kann in vielen Fällen von schweren Erektionsstörungen helfen. Der Nachteil ist, dass beim Einsetzen des Implantats große Teile der Schwellkörper zerstört werden und die Operation kann nicht mehr rückgängig gemacht werden kann. Diese Therapie sollte daher nur in Frage kommen, wenn alle anderen Mittel entweder nicht in Frage kommen oder versagt haben.
Eine befriedigende Sexualität ist für die seelische und somit auch für die körperliche Gesundheit von großer Bedeutung. Deshalb ist die Abklärung der Ursache einer Erektionsstörung und deren Behandlung immer zu empfehlen.