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Wichtige Begriffe zum Thema Atomunfall – ein Glossar

Die ganze Welt verfolgt die Ereignisse in Japan. Nach einem schweren Erdbeben gefolgt von einem Tsunami und einem Vulkanausbruch, die wahrscheinlich schlimmste Katastrophe mit den größten länger andauernden Folgen: Droht Japan ein Super-GAU? Kann die Lage im japanischen Atomkraftwerk Fukushima noch normalisiert werden? Noch ist alles unklar. Dieses kleine, alphabetisch geordnete Glossar soll helfen aktuelle Meldungen richtig zu verstehen und zu interpretieren:

Atomunfall

Nach der internationalen Bewertungsskala (International Nuclear Event Scale – INES) unterscheidet man bei atomaren Unfällen sieben Stufen. Stufe Eins beinhaltet Störungen des Atomkraftwerks. Störfälle fallen in Stufe Zwei oder Drei und Unfälle werden – je nach Stärke – den Stufen Vier bis Sieben zugeordnet. Jede Art von Störungen oder besonderen Ereignissen in Atomkraftwerken müssen der internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien gemeldet werden.

Brennelemente und Brennstäbe

In den Brennelementen befindet sich das atomare Material, das durch die Kernspaltung die Energie erzeugt. Mehrere Brennstäbe bilden ein Brennelement. In die Brennstäbe wird der Kernbrennstoff, meist angereichertes Uran, in Tablettenform gefüllt.

Cäsium

Cäsium, das in der Erdkruste vor kommt, ist ein eigentlich harmloses goldglänzendes Material, das bei Körpertemperatur schmilzt. Gefährlich ist allerdings das Isotop Cäsium 137, das bei der Kernspaltung entsteht und hoch radioaktiv ist. Eine hohe Konzentration des Isotops kann das Muskelgewebe und die Nieren von Menschen schädigen. Die Halbwertszeit von Cäsium 137 beträgt 30 Jahre.

GAU und Super-GAU

Ein GAU ist der größte anzunehmende Unfall in einem Atomkraftwerk, für den die Sicherheitssysteme aber ausgelegt sind. Bei einem GAU wird die Umwelt nicht belastet. Ein Super-GAU ist der Super-größte anzunehmende Unfall und die Sicherheitssysteme im Kraftwerk sind darauf nicht vorbereitet. Es ist eine Atomkatastrophe, die nicht mehr beherrscht werden kann, meist, wenn der Reaktorkern schmilzt oder der Druckbehälter, der den Reaktorkern umschließt, zerstört wurde.

Geigerzähler

Der Geigerzähler, erfunden von Hans Geiger, ist ein Messgerät, mit dem Strahlung gemessen werden kann. In einer gasgefüllten Röhre geschieht eine elektrische Entladung, wenn sie bestrahlt wird. Die Ladungen geben die Strahlenintensität an.

Jod

Die menschliche Schilddrüse braucht enorm viel Jod, kann aber nicht zwischen „guten“ und „schlechten“ Jod unterscheiden. Bei der Kernspaltung entsteht das radioaktive Isotop Jod 131. Deswegen wird bei atomaren Unfällen empfohlen, dass Menschen Jodtabletten einnehmen, sodass die Schilddrüse genug ungefährliches Jod aufnimmt anstatt das radoaktive Jod.

Kernschmelze

Wenn die Reaktorkühlung in einem Atomkraftwerk ausfällt, kann so viel Hitze entstehen, dass die Brennstäbe schmelzen und verflüssigt werden. Das nennt man Kernschmelze. Radioaktivität wird dadurch freigesetzt.

Kontamination

Unter Kontamination versteht man den Kontakt der Umgebung mit radioaktivem Material. Wenn Radioaktivität freigesetzt wird, können Pflanzen, Tiere und Menschen verstrahlt werden und nehmen radioaktive Giftstoffe auf.

Kühlmittel, Reaktordruckbehälter und Reaktorkern

Der Reaktorkern ist das Herz des Atomkraftwerks. Es ist das Innere des Werks, wo die Brennstäbe angeordnet sind. Der Reaktorkern muss ständig mit Kühlmittel wie schweres Wasser, Kohlendioxid, Helium oder flüssigem Natrium gekühlt werden, da bei der Energiegewinnung große Hitze entsteht. Der Reaktorkern und die Brennelemente befinden sich im Reaktordruckbehälter, bestehend aus 25 Zentimeter dickem Stahl, der aber im Falle einer Kernschmelze der Hitze oft nicht mehr gewachsen ist.

Radioaktivität

Radioaktivität nennt man die Absonderung von Strahlung beim Zerfall von istabilen Atomkernen schwerer Elemente – den Radionukliden. Dies passiert bei den Kernumwandlungen in den Kernreaktoren. In der Natur kommen diese Stoffe nur in sehr geringen, nicht schädlichen Mengen vor.

Sievert

Sievert ist eine Masseinheit, die die Strahlenbelastung von Organismen angibt. Erste Symptome der Strahlenkrankheit tauchen meist bei 0,15 Sievert auf. Ab einer Dosis von 7 Sievert gibt es kaum Überlebenschancen.

Strahlenkrankheit

Radioaktive Strahlung kann den menschlichen Körper schwer schädigen und auch töten. Erste Symptome der Strahlenkrankheit sind Kopfschmerzen, Überkeit, Erbrechen, langsame Wundheilung, Fieber, Infektionsanfälligkeit, Durchfall und Flüssigkeitsverlust.