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Werra-Panorama belohnt den Aufstieg am Ravensberg

Der Ravensberg im Kaufunger Wald bietet nicht nur einen abwechslungsreichen Rundwanderweg, er birgt auch eine Menge historisches Bildungspotential.

Das Wandern im Kaufunger Wald, einem beliebten Revier im niedersächsischen Natürpark Münden, zeigt immer wieder neue Seiten. Wer seine Wanderkondition testen will, Waldhimbeeren und fantastische Aussichten liebt und außerdem nichts dagegen hat, sein Geschichtswissen aufzufrischen, sollte einmal den Rundwanderweg Ravensberg-Steig ausprobieren.

Ein Wanderweg, der es in sich hat

Das Auto kann auf dem Parkplatz am Restaurant Zella bei Laubach / Hann. Münden warten. Und auch die Einkehr im Gasthaus, das mit gemütlichen Plätze unter aufgespannten Sonnenschirmen nahe am romantischen Flussbogen mächtig lockt. Das wahre Werratalpanorama offenbart sich erst auf 200 Höhenmetern.

Ein kleines Holzschild empfiehlt rechts am Waldesrand gleich den ersten Weg zum Werrapanorama. Doch der ist nicht passierbar. Besser ist es, ein Stück auf der Straße in Richtung Oberode entlang zu gehen und dann den Forstweg, Nummer 27, einzuschlagen. Ein schöner, breiter, bequemer Weg, dem Regennässe, Pferdehufe und robuste Waldfahrzeuge so schnell nichts anhaben können. Trotzdem hat er es in sich. Mit seinem ständigen Bergan fordert er auch dem anspruchvollen Wandersportler ein gewisses Maß an Wadenstärke und Ausdauer ab. Bereits durch Baumlücken auf der ersten Bergetage eröffnen sich immer wieder herrlich weite Blicke übers Werratal. Doch man ist noch lange nicht oben.

Gerade wenn man denkt, jetzt geht es nicht mehr höher, macht der Weg einen scharfen Knick, und weiter geht’s bergauf. Und wieder zeigt sich das wunderschöne Werrapanorama, nur eben eine Etage höher. Einfach einmalig, von hier oben auf die Werra und die Welt herabzuschauen.

Ein Zufall änderte die Geschichte

Dann empfiehlt die Wanderkarte einen Abstecher zum Kring. Der mittelalterliche Ringwall mit den Ausmaßen von 70 mal 110 Metern liegt 380 Meter über dem Meeresspiegel. Bis 2007 galt er als Rest der Fliehburg Ravensburg. Nahe der Ringwallanlage führte nämlich ein bronzezeitlicher Handelsweg von der Fuldafurt bei Spiekershausen zur Werrafurt bei Hedemünden vorbei.

Im Rahmen einer Routineuntersuchung analysierte das Niedersächsische Landesamt vor ein paar Jahren Bauholzproben aus dem Wallkörper und machte eine erstaunliche Entdeckung. Das Holz war 2.000 Jahre alt. Weitere Ausgrabungsfunde führten zu der historischen Schlussfolgerung, dass auf dem Ravensberg bereits zu Kaiser Augustus (27 v. Chr. – 14 n. Chr.) Zeiten ein Stützpunkt für römische Okkupationsvorstöße nach Germanien anlegt wurde. Die Heerführer wussten eben schon damals den strategisch hervorragenden Überblick zu schätzen.

Allerdings entdeckt der Waldwanderer unserer Tage das Römerlager auf dem Ravensberg nur, wenn er die Wanderkarte des Naturparks Münden (Rundwanderwege im Kaufunger Wald) dabei hat. Ein Hinweisschild vor Ort ist nicht zu entdecken.

Kulturdenkmäler und Waldhimbeeren

Vom Kring geht es auf dem Köhlerhauungsweg und über den Hubertusweg nun leichten Schritts bergab. Links rieselt tief unten der Glasebach über sein steiniges Bett. Rechts im Wald kann man nach der Helmutsbuche, der Frickeeiche oder einfach nur nach Waldhimbeeren suchen. Geradeaus lockt ein weiteres Kulturdenkmal, die Ruine Spiegelburg mit Aussichtsturm. Der Turm sieht aus wie ein sehr komfortabler Jägerhochsitz. Von der Burgruine scheint nur noch der Burggraben übrig zu sein. Egal – ein echter Wanderfreund hat genug Fantasie, um sich das mittelalterliche Leben auf den 30 mal 30 Metern in der Hauptburg und in den Gesinde-, Stall- und Nebengebäuden auf der Vorburg lebhaft auszumalen.

Die Aussicht zur Werra war damals sicherlich genauso schön wie heute, nur eben anders. Statt nach Bundesstraße, Fernzügen und dem großen Gewerbegebiet bei Hedemünden hielt man damals wohl eher nach Handelsbooten oder fremden Raubrittern Ausschau .

Für den letzten kurzen Abstieg geht wieder zurüch auf den 27er Weg. Auf der Karte wird der T-Weg als Abkürzung anzeigt. Doch der ist nicht zu begehen und mit Gestrüpp versperrt.

Der Rundwanderweg Ravensberg-Steig ist sechs Kilometer lang und vom Parkplatz am Restaurant Zella zwischen Laubach und Oberrode in einer Gehzeit von 1:45 Stunden zu bewältigen.