Wasch-, Kontroll-, Zähl- und Ordnungszwänge – die häufigsten Zwänge. Es beginnt als Spleen und endet als Zwang. Zwangspatienten sind den eigenen Gedanken völlig ausgeliefert. Ab wann wird ein Spleen zum Zwang und wieviel Zwang ist normal?
Leidet jemand an Zwangsstörungen ist er krank. Ohne ärztliche Hilfe kommen die Betroffenen nicht aus diesem Teufelskreis heraus. Bei manchen Patienten entwickelt sich das Krankheitsbild im Laufe der Zeit zu einer Depression.
Mittlerweile stehen Zwangsstörungen auf Platz 4 der häufigsten psychischen Erkrankungen. Allein in Deutschland sind über eine Millionen – meist junge Menschen – von dieser Krankheit betroffen.
Doch, wie kommt es zu einem Zwangsverhalten?
Eine Filterfunktion im Gehirn sorgt dafür, dass sogenannte Hirngespinste sich schnell verflüchtigen. Der Thalamus (Filter im Gehirn) sortiert quasi die Spreu vom Weizen. Bei Zwangsgestörten ist dieses Filtersystem massiv gestört. Der Nucleus caudatus (eine Art Schalter im Gehirn) hat die Aufgabe, dass der sortierte Gedankenmüll nicht wieder an den Thalamus zurückfließt. In dem Moment, wo sich der Müll der Gedanken im Thalamus wieder verbreitet, verfällt dieser in Hyperaktivität. Er überträgt ständig Gedanken und Impulse. Gesunde Menschen verwerfen diese Gedanken und Impulse. Jedoch anders die Zwangspatienten.
Diese massive Störung im Gehirn, sinkt die Aufnahme des Glückshormons. Aus einem flüchtigen Gedanken wird ein Horrorszenarium – der Zwangsgedanke mit unerklärlicher Angst. So müssen sich Zwangsgestörte zum Beispiel zig-mal täglich waschen. Aus dem mehrmals täglichen Waschen entwickelt sich schleichend ein regelrechtes Hautabschrubben.
Zwangsgestörte wissen, dass es weder für Ihre Angst noch für Ihre Rituale einen Grund gibt. Dennoch sind sie nicht in der Lage, aus diesem Teufelskreis von selbst herauszukommen. Auslöser für solch ein Verhalten können zum Beispiel Stresssituationen, schwere Schicksalsschläge, schwere Krankheiten, Schuld am Unglück anderer, sein.
Eine Zwangsstörung ist äußerst schwierig zu therapieren. Aus einem Spleen wird irgendwann ein Zwang, der den Betroffen das Leben regelrecht zur Hölle macht. Am häufigsten sind Wasch-, Kontroll-, Zähl- oder Ordnungszwänge. Leidet jemand an einem Waschzwang, so will er sich vor Infektionen schützen. Und es gibt nichts, was das Gehirn nicht in einen Zwang verwandeln kann. So laufen manche Patienten jeden Tag um ihr Auto herum und kontrollieren es auf Kratzer, andere stauben jeden morgen und abend die Wohnung ab – selbst wenn überhaupt kein Staub zu sehen ist.
Ab wann wird ein Spleen zum Zwang und wieviel Zwang ist normal?
Jeder kennt die Situation. Man ist kaum aus dem Haus und plötzlich durchfährt es einen, ist die Kaffeemaschine ausgeschaltet, die Wohnungstür abgeschlossen? Bei anderen Personen müssen die Bleistifte im Schreibtisch in eine Richtung zeigen, der Vorratsschrank in der Küche ist geordnet nach Koch- und Backzutaten, die Kissen auf dem Sofa stehen aufgeschüttelt neben der rechten Armlehne. Wenn dies alles stimmt, ist alles in Ordnung. Bei gesunden Menschen. Bei Zwangspatienten ist nie alles gut. Selbst wenn die Kissen aufgeschüttelt, die Kaffeemaschine ausgeschaltet und die Wohnung sauber sind. Die Rituale der Kontrolle, des Aufräumens, des Putzens nehmen täglich zu und werden immer zeitintensiver. Die aufgeschüttelten Kissen können sich zum Beispiel zum täglichen Bettenabziehen entwickeln.
Irgendwann sind Zwangspatienten nicht mehr in der Lage zu arbeiten, eine Beziehung und soziale Kontakte zu führen. Ihre Gedanken bestimmen ihr Leben. Sie sind Sklaven ihrer eigenen Gedanken.