Manchmal wird ein Wunsch übermächtig. Er steuert das gesamte Tun und stellt alles Andere in den Schatten. Zwar können Betroffene durchaus gebildet sein, Karriere machen und sozial integriert sein, aber all diese Faktoren sind für sie zweitrangig, da sie nur das eine Ziel verfolgen, welchem sie alles Andere unterordnen und für dessen Erreichen sie alles opfern würden: den einen, wahren Partner zu finden und zu halten.
Unzeitgemäße Fokussierung auf eine feste Bindung
Es ist ein Phänomen, welches gar nicht mehr in unsere Zeit zu passen scheint. Während verschiedenste Studien belegen, dass die traditionelle Paarbeziehung zwischen Mann und Frau auszusterben droht, klammern sich einige noch immer an ihre realitätsfernen Wunschvorstellungen und das trotz besseren Wissens. Während ihr Verstand Stopp schreit, treiben ihre Empfindungen sie zu kontraproduktiven Taten. Sie verwenden all ihre Energie und Interessen darauf, einen Partner zu finden und das zumeist in dem vollen Bewusstsein, dass sie ihr Ziel so gar nicht erreichen können. Diese Menschen werden oft als krank oder naiv bezeichnet oder belächelt, doch es ist angebracht, zu verstehen, dass es sich in vielen Fällen um eine psychologische Erkrankung handelt, die stärker ist als der Verstand.
Der Kampf um eine indoktrinierte Illusion
Überkommende Vorbilder aus der Großelterngeneration, in der man meist noch mit einem der ersten Partner sein gesamtes Leben verbrachte, erhalten insgeheime Träume am Leben. Noch stärker wirken mediale Einflüsse. In nahezu allen Bereichen wird mit klischeehaften Illusionen gespielt. Teenagermädchen verlieben sich nach dem Märchenprinzenalter übergangslos durch Suggestionen wie die Twilight-Reihe in einen romantischen Vampir oder Ähnliches. Der Mythos des mächtigen Bösen mit dem weichen Kern ist über Jahrhunderte hinweg aktuell geblieben und taucht in vielfältigen Variationen immer wieder aufs Neue auf. Das Fernsehen überträgt die Hochzeit des britischen (Märchen-) Prinzen mit dem einfachen Mädchen live auf zahlreichen Sendern und weckt längst vergangen geglaubte Träume. Von der deutschen Seifenoper im Vorabendprogramm bis zum Hollywoodblockbuster findet sich die immer gleiche Geschichte in wechselndem Kleid. Eine eigentlich hoffnungslose Liebe wird durch vollste Einsatzbereitschaft und harten, selbstlosen Kampf doch noch zu einem Happy End geführt. Der Prinz mit dem guten Kern steckt hinter einer harten Schale. Es ist erschreckend, wie banal die Geschichten immer wieder sind, und als wie wirkungsvoll sie sich dennoch erweisen.
Beziehungssucht statt wahrer Liebe
Hat jemand in der Kindheit nicht genug emotionale Zuwendung erfahren oder wurde stets nur bei herausragenden Leistungen gelobt, kann es zu einer emotionalen Verschiebung kommen. Solche Menschen empfinden sich selbst als minderwertig. Liebe und die oben beschriebenen Konzepte sind dann nicht nur ein schöner Bonus im Leben, sondern werden zur Daseinsberechtigung. Der Partner wird nicht einfach nur geliebt, sondern als der zentrale Inhalt des eigenen Lebens gesehen. Nur wenn diese Menschen immer wieder die Bestätigung erhalten, von einer anderen Person geliebt, begehrt und gebraucht zu werden, fühlen sie sich wertvoll. Sie sind süchtig nach einer Beziehung. Dies kann bis zu Wahllosigkeit bei der Partnerwahl führen, oder bis zur völligen Selbstaufgabe und Hörigkeit. Ein Leben ohne Liebesbeziehung ist für diese Menschen eine schreckliche Qual, welche durch das ihnen entgegen gebrachte Unverständnis noch verschlimmert wird. Auch die Tatsache, dass die oftmals durchaus intelligenten und zur Selbsterkenntnis fähigen Frauen und Männer ihr eigenes Fehlverhalten sehr wohl erkennen, jedoch nicht in der Lage sind, aus eigener Kraft etwas dagegen zu tun, verstärkt den ohnehin schon immensen Druck auf die Leidenden.
Biochemische Kräfte übernehmen das „Denken“
Wie kann es also sein, dass reife, an sich emanzipierte Frauen sich plötzlich benehmen wie naive Schulmädchen, sobald ein Mann mit ihnen spielt? Das Problem ist, dass in diesen Menschen chemisch-biologische Vorgänge und psychologische Konsequenzen vonstatten gehen, die den Verstand entmachten. Ein Beispiel wäre eine neue Bekanntschaft, bei der es recht schnell zu Geschlechtsverkehr gekommen ist. Nun entwickeln sich die hormonellen Vorgänge hiernach bei Mann und Frau leider völlig unterschiedlich. Während Frauen dazu neigen, nachdem sie mit einem Mann geschlafen haben, ein Bindungshormon auszuschütten, welches sie Gefühle für diesen Mann entwickeln lässt, ob sie nun wollen oder nicht (auch hier finden sich mal wieder Überreste der steinzeitlichen Prägung des Menschen, denn die möglichen Nachkommen sollten behütet aufwachsen), ist die Sache für den (urzeitlich-geprägten) Mann hier bereits erledigt. Er hat seine Aufgabe erfüllt und kann weiterziehen. Liebe und Respekt konnte sich bei ihm noch nicht aufbauen.
Wenn Frauen zu sehr lieben, vergessen sie ihren Stolz
Ist ein solches Ungleichgewicht entstanden, kann es dazu kommen, dass die hormonell gesteuerte Frau sich selbst rational dabei beobachtet, wie sie völlig überzogene Handlungen vollzieht (die sie sich zu verbieten nicht im Stande ist, sofern sie an Beziehungs- beziehungsweise Liebessucht leidet), um den sich zurückziehenden Mann zu halten und sie kann leider lediglich über sich selbst den Kopf schütteln, während sie ihn vertreibt.
Ablehnung wirkt dann wie ein kalter Drogenentzug
Bei Ablehnung entwickelt eine solche Person die Entzugssymptomatik eines Drogenabhängigen! Diese können in vielen Formen auftreten, die sich steigern: Appetitlosigkeit, Kopf- oder Magenschmerzen, Kreislaufprobleme oder faktischer Herzschmerz, aber auch Depressionen und Aggressionen sind die Folge. Der Selbstschutz wird aufgegeben, oftmals handeln diese Personen bewusst selbstverletzend oder flüchten sich in den Alkohol.
Der Mythos der Single-Gesellschaft
Auf der einen Seite gilt es als allgemein bekannt, dass sich die Gesellschaft zu einer Ansammlung von Einzelgängern entwickelt, die nur ab und an über einen kurzen Zeitraum zu Zusammenschlüssen bereit sind. Auf der anderen Seite jedoch stehen die persönliche Wahrnehmung eines Alleinstehenden, der sich von Paaren umzingelt fühlt, aber auch die Erkenntnisse einiger Skeptiker, die die Statistiken in Frage stellen, indem sie anmerken, dass die Berechnungen auf falschen Werten beruhen, weil zum Beispiel Studenten in Single-Haushalten am Studienort als Single in die Statistik eingehen, ganz gleich ob sie in ihrer Heimat einen Partner haben oder nicht oder zum Beispiel auch Rentner, deren Partner(in) bereits verstorben ist, als Single gelten. Dass viele Menschen heutzutage allein leben, muss demnach keineswegs eine freie Willensentscheidung sein, sondern ist häufig äußeren Umständen anzulasten und oft vorübergehend. Zudem sind es in der entscheidenden Altersklasse der 15 bis 35-Jährigen viel weniger als allgemein behauptet wird. Diese Tatsache übt einen weiteren, psychischen Druck auf diejenigen aus, die entgegen ihres Willens noch immer alleinstehend sind.