Warum Kids körperlich immer schneller erwachsen werden.
Teenager kommen heute früher in die Pubertät und haben früher Sex. Neben äußeren Ursachen kann auch das Familienklima die Reifung beschleunigen.
Die Pubertät geht früher los als viele Eltern glauben oder wahrhaben wollen. Viele Mädchen bekommen ihre erste Menstruation schon mit zehn oder elf Jahren, wenngleich es hier eine gewisse Bandbreite gibt. Es gibt Mädchen, die erst mit 14 oder 15 zum ersten Mal menstruieren. Auch das ist völlig normal.
Doch im Durchschnitt passierte die erste Blutung vor hundert Jahren um eineinhalb Jahre später als heute. Auch die Jungs stehen ihren weiblichen Altersgenossen in nichts nach und haben ihren ersten Samenerguss oft schon vor dem zwölften Lebensjahr. Auch das Klischee, dass deutsche Jugendliche immer früher Sex hätten, stimmt. Die Bravo-Studie „Liebe, Körper, Sexualität“ bestätigt, dass die Mehrheit der Jugendlichen das „erste Mal“ zwischen dem 15. und 17. Lebensjahr erlebt: 69 Prozent der befragten 17-Jährigen hatten bereits einmal Geschlechtsverkehr, 43 Prozent der 16-Jährigen, 23 Prozent der 15-Jährigen und 13 Prozent der 14-Jährigen. Nur 27 Prozent der 17-jährigen Mädchen und 35 Prozent der Jungen in dieser Altersgruppe haben noch keine Erfahrungen mit Sex.
Fortschritt lässt Pubertät früher einsetzen
Der Hauptgrund für die frühe Reifung liegt darin, dass Mädchen heute im Schnitt um 15 Zentimeter größer sind als zu Anfang des 20. Jahrhunderts. Auch Jungs haben längenmäßig deutlich zugelegt. Je eher ein Kind eine bestimmte Körpergröße erreicht, desto früher startet die Pubertät. Dass Kinder heute so schnell groß werden, hat wiederum mit der besseren Ernährung und medizinischen Versorgung zu tun. Diese Beschleunigung des Wachstums hat aber natürliche Grenzen und wird nicht ähnlich schnell fortschreiten. Eltern müssen sich also nicht davor fürchten, dass frühkindliches und pubertäres Trotzen irgendwann einmal eins werden.
Neben dem Wachstum gilt der steigende Anteil von übergewichtigen Kindern als Ursache für eine frühe Pubertät: Denn die Fettzellen erzeugen ein Protein, das die körperliche Reifung ankurbelt. Daher verzögert sich bei Mädchen mit Essstörungen wie Magersucht auch oft die Pubertät.
Umweltbelastung und Stress beschleunigen die Reifung
Auch Umweltbelastungen dürften eine Rolle spielen. Forscher der Universität Florenz sehen außerdem einen Zusammenhang zwischen Fernseh- und Computerkonsum und dem Eintritt der Pubertät. Die Strahlung der Monitore wirke sich auf den Hormonhaushalt aus und habe auch Einfluss auf den Beginn der Geschlechtsreife, so die Wissenschaftler.
Auch das Familienklima hat mit der Reifung zu tun. So zeigte sich, dass Kinder, deren Eltern sich ständig streiten und die viel Stress in der Familie haben, früher zu pubertieren beginnen. Entwicklungspsychologen haben festgestellt, dass behütete Kinder in relativ stressfreien Familien später in die Pubertät kommen als Kinder aus einem weniger harmonischen Umfeld.
Gesteuert wird die sexuelle Reifung durch die Gehirnanhangdrüse, die entsprechende hormonelle Signale aussendet, die im Körper die Produktion von Geschlechtshormonen ankurbeln (bei Jungen vor allem Testosteron, bei Mädchen das Östrogen). Wie das genau funktioniert und wann die Pubertät losgeht, ist nach neuen Erkenntnissen in den Genen festgeschrieben. Sehr selten fehlt dieses Pubertätsgen. Bei Menschen, die davon betroffen sind, bleibt die Pubertät völlig aus. Ein fatales Ereignis, denn das „Abenteuer Pubertät“ ist Voraussetzung für die gesunde körperliche und seelische Reifung des Menschen.