Wenn Sport alltagsbestimmend wird und der Drang nach Bewegung zum Zwang, haben Sportler ein ernst zu nehmendes Problem, das ärztliche Behandlung braucht.
Was für alle Sportmuffel unvorstellbar ist und Couch-Potatoes nur wundern lässt, kann für Hobby- und Leistungssportler zu einer Gefahr für die Gesundheit werden. Wenn die Grenze zwischen sportlicher Aktivität und zwanghaftem Bewegungsdrang verwischt und der Wunsch, Sport zu treiben, wie ein Zwang wird, dann ist es höchste Zeit, sich in ärztliche Behandlung zu begeben. Sportsucht ist ein Begriff, der vielen noch nie zu Ohren gekommen ist, aber ähnlich wie Alkoholsucht, Drogensucht oder Spiel- und Kaufsucht kann auch die Sportsucht nur ganz selten allein, ohne therapeutische Hilfe bekämpft werden.
Auch im Leistungssport sind diese Gefahren nicht zu unterschätzen, gerade Leistungssportler sind explizit darauf angewiesen, ihr Körpergewicht zu halten oder zu verringern. Dabei wird häufig versucht, durch eine Gewichtsreduktion das Leistungsvermögen zu steigern. Das kann sich zur Manie entwickeln und in der Sportsucht enden.
Wenn der Sport nicht mehr gesundheitsfördernd ist
Bei Freizeitsportlern fängt in der Regel alles harmlos an. Zuerst wird die Freude am Sport entdeckt, dann zeichnen sich sichtbare Erfolge ab und dann später fast unbemerkt passiert es: ohne Sport zu treiben, kann man nicht mehr leben. Oft passiert das den Menschen, die den Sport als Mittel zur Gewichtsreduktion für sich entdecken. Wer ständig im Diätwahn lebt und sogenannte „Fressorgien“ mit übertriebener Bewegung wieder ausgleicht, der legt häufig den Grundstein für eine Essstörung, zu der sich dann später die Sportsucht gesellt. Dabei wird dem Körper großer Schaden zugefügt.
Der Zwang, Sport zu treiben, und das verzerrte Bild vom Körper
Viele Menschen, die immer mit Gewichtsproblemen gekämpft haben und dann den Sport als Waffe gegen das Übergewicht entdecken, verlieren im Lauf der Zeit das Gefühl für ihre äußere Erscheinung, häufig finden sie sich zu dick, obwohl sie bereits untergewichtig sind. Ein Blick in den Spiegel veranlasst sie dann nur, noch mehr Sport zu treiben und dabei noch weniger zu essen. Diese Sportsucht verbunden mit dem gestörten Essverhalten führt zu erheblichen gesundheitlichen Beeinträchtigungen. So kann das Immunsystem gestört werden, es kommt zu Erkrankungen des Herzens, zu Vitaminmangel und Magersucht entsteht.
Wie man die Signale des Körpers erkennt
Es besteht ein Zwang, sich sportlich zu betätigen, Freunde und Familie sowie andere soziale Kontakte werden wegen des Sports vernachlässigt. Man ist gereizt, wenn ein Training ausfallen muss, Verletzungen werden nicht ernst genommen und ignoriert und dem Körper werden keine Ruhepausen gegönnt. Das ganze Leben dreht sich um „gesunde Ernährung“, die sich darin äußert, so wenig wie möglich zu essen, und um den Sport. Alles dient dem Ziel, noch schlanker zu werden. Warnungen aus dem Freundeskreis oder von der Familie werden in den Wind geschlagen und aus Trotz wird noch mehr trainiert.
Wer es schafft, sein Problem zu erkennen, sollte sich unbedingt ärztliche Hilfe holen, sollte beginnen, weniger zu trainieren und die Ernährung hochfahren. Die meisten Betroffenen schaffen das nicht ohne psychologische Betreuung. Eine Psychotherapie kann hier helfen.