Unter schlechter Führungskultur leidet die Gesundheit. Rückenschmerzen sind längst eine Volkskrankheit, sitzende Bürotätigkeit und ein Chef mit Allüren eine tieferliegende Ursache. Tipps, was dagegen zu tun ist.
Verspannungen und Rückenschmerzen, früher eher als Krankheit der Alten belächelt, haben sich zur Volkskrankheit gemausert. Doch wer nun allein die mangelnde Bewegung gekoppelt mit der sitzenden Bürotätigkeit als einzig Schuldigen erklärt, der verliert dabei eins aus dem Blick: Druck und Stress im (Berufs-)Alltag erweisen sich als Bürde, die eben auf dem Rücken lastet. Davon kann wohl jeder ein Lied singen. Denn wenn der Chef im Nacken sitzt, stehen nicht allein die Haare zu Berge, nein, die Entspannung wandelt sich schlagartig in Anspannung. Hält dieser Zustand an, was heutzutage leider der Fall ist, dann wird aus der Anspannung eine Verspannung, die sich als Schmerz vom Nacken bis zu den Lendenwirbeln äußert.
Führungskultur spielt eine entscheidende Rolle
Mangelnde Kommunikation, fehlende Anerkennung, rüder Führungsstil, unklare Anweisungen, zu wenig Zeit und wachsender Druck von oben sind alles Zeichen einer schlechten Führungskultur, die sich in Deutschland ausbreitet. In der DGB-Studie „Gute Arbeit“ aus dem Jahr 2007 bewerten acht von zehn Befragten die Führungskultur als negativ. Vorgesetzte werden als respektlos, unhöflich und als misstrauisch empfunden – für das Betriebsklima und die eigene Gesundheit ein Killer.
Vielleicht nur ein schwacher Trost: Sie stecken nicht allein in dieser Misere. Überprüfen Sie am besten gleich, welcher Zusammenhang zwischen Ihren Verspannungen und/oder Rückenschmerzen und dem Führungsverhalten Ihres Chefs bestehen:
- Was lässt Sie konkret verkrampfen? Wann spannen Sie sich an?
- Was empfinden Sie als Belastung – liegt als Last auf Schultern und Rücken?
Das Gefühl der Ohnmacht spielt eine weitere Rolle
Medikamente und Physiotherapien sind zweifelsfrei Mittel, die den Verspannungen und Rückenschmerzen zu Leibe rücken. Allerdings ist dies nur ein kurzfristiger Effekt. Denn wenn die Ursache – also das schlechte Führungsverhalten des Chefs – bestehen bleibt, wird auf diese weiterhin mit Anspannung reagieren. Vielmehr heißt es: den Rücken stärken, indem die eigene Stärke zurückerobert wird. Denn die empfundene Ohnmacht ist nur eine Sichtweise auf die bestehende Situation.
Dafür ist es wichtig, die bisherige Lösungsstrategie zu überdenken. Oft wird dem Verhalten des Chefs nicht entgegengetreten, weil die Auffassung besteht „Daran lässt sich nichts ändern“. Falsch, Sie haben Einfluss, den Sie nutzen sollten. Falls Sie beispielsweise schlechte Anweisungen erhalten, fragen Sie nach oder erstellen gleich selbst eine Liste mit Bearbeitungsschritten, die Sie dann Ihrem Vorgesetzten zum Abnicken vorlegen.
Ent-Lastung braucht Zeit
Sich selbst zu ent-lasten kann und sollte nicht von heute auf morgen geschehen. Damit beraubt man sich selbst der Chance, das Signal „Verspannung oder Rückenschmerz“ besser zu verstehen. Denn der Rücken will einem ja etwas sagen wie beispielweise „Deine schweigende Haltung macht mich ganz krumm“ oder „Noch eine Aufgabenlast, die ich zu tragen habe. Ein Nein wäre besser gewesen“. Mit Hilfe von Inneren Konferenzen lässt sich so manche Rücken-Botschaft schnell entschlüsseln.
Auch sich selbst den eigenen Glaubenssätzen wie „Stark sein ist alles“ und persönlichen Erwartungen zu stellen, die vielleicht eher eine Last als Stütze sind. Gestatten Sie sich, Ihrem Körper – gerade während der Arbeitszeit – einmal nachzuspüren:
- Wie sitzen Sie?
- Wie fühlen sich Ihr Rücken und Ihr Nacken an?
- Haben Sie zu lange in einer Position verharrt?
Und gönnen Sie sich anschließend eine kurze Auszeit, in der Sie Ihren Körper mit Übungen wieder fit machen.