Der Weltklimarat hat in einer umfassenden Studie die möglichen Beiträge erneuerbarer Energien zur Energieversorgung der Welt ausgelotet und dargestellt.
Es ist schon immer etwas sperrig, wenn der Weltklimarat, vollständig Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC), etwas zu verkünden hat. Am 16. Mai 2011 stellte Otmar Edenhofer von der Arbeitsgruppe „Vermeidung des Klimawandels“ im vollbesetzten Auditorium Maximum der Technischen Universität Berlin einen Sonderbericht mit dem Titel „Special Report on Renewable Energy Sources and Climate Change Mitigation“ (SRREN)“ vor. Und das Thema ist höchst aktuell. Mit Bundesumweltminister Norbert Röttgen und Bundesforschungsministerin Annette Schavan beteiligten sich gleich zwei Mitglieder des Bundeskabinetts an der Diskussion.
In diesem Bericht zeigt der Weltklimarat IPCC auf, was erneuerbare Energiequellen zur künftigen Energieversorgung und Vermeidung des Klimawandels beitragen können. Mit diesem Bericht wird auf fast 1.000 Seiten eine Bestandsaufnahme des aktuell verfügbaren Wissens zum Thema erneuerbare Energien vorgelegt.
Die IPCC-Arbeitsgruppe „Vermeidung des Klimawandels“ wurde 2008 am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung angesiedelt. Dort ist Ottmar Edenhofer, der auch an der Technischen Universität Berlin lehrt, für die ökonomischen Fragen zuständig. Für den nun vorgelegten Bericht hat ein internationales Team von etwa 120 Experten aus aller Welt die Fachliteratur zu sechs erneuerbaren Energiequellen ausgewertet. Das sind Bioenergie, Solarenergie, Erdwärme, Wasserkraft, Meeresenergie und Windenergie.
Die Ergebnisse der Untersuchung des Weltklimarates
Für den Bericht hat ein internationales Team über 160 wissenschaftliche Szenarien ausgewertet. Optimistische Entwicklungspfade führen zu einem möglichen Beitrag von erneuerbaren Energien zum gesamten Primärenergiebedarf von nahezu 80 Prozent in der Mitte des 21. Jahrhunderts. Bei mehr als der Hälfte der Szenarien lag der mögliche Anteil erneuerbarer Energien im Jahr 2050 unter 30 Prozent.
Otmar Edenhofer zu den Ergebnissen: „Erneuerbare Energiequellen können schon 2050 rund drei Viertel der weltweiten Energieversorgung liefern. Doch der Bericht des IPCC zeigt nur auf, dass dieser Weg gangbar ist. Beschreiten müssen wir ihn selbst, wenn wir dieses Ziel erreichen wollen. Und das kann Deutschland nur mit einer geschlossenen europäischen Klima- und Energiepolitik.“
Otmar Edenhofer weiter: „Es ist eines unserer zentralen Ergebnisse, dass erneuerbare Energiequellen entscheidend zur Vermeidung des Klimawandels beitragen können, weil mit ihrer Hilfe der Ausstoß von Treibhausgasen um bis zu ein Drittel gesenkt werden kann. Gleichzeitig stellt uns ihre Einbindung in das Versorgungssystem vor große technische und politische Herausforderungen“.
Otmar Edenhofer stellte dabei klar, das die Arbeitsgruppe wie auch der Weltklimarat keine Empfehlungen zum besten Weg in das Zeitalter der erneuerbaren Energien abgeben können und wollen. Dafür gibt es zu viele Unwägbarkeiten und Unbekannten, die erst beim Beschreiten eines solchen Weges in noch teilweise unbekanntes Neuland zu erwarten sind. Sie wollen mit dieser nun vorgelegten Studie die Möglichkeiten aufzeigen, die es aus heutiger Sicht gibt.
Bundesumweltminister Norbert Röttgen
Bundesumweltminister Dr. Norbert Röttgen hielt ein flammendes Plädoyer für den konsequenten Ausbau der erneuerbaren Energien in Deutschland. Denn in der aktuellen Diskussion um unsere Energieversorgung ist klar geworden, dass die Einleitung von Treibhausgasen in die Atmosphäre langfristig für Wirtschaft und Konsumenten teuer wird. Diese zukünftigen Kosten werden durch Vermeidung der Emissionen von Treibhausgasen deutlich vermindert. Die Strategie hin zur stärkeren Nutzung erneuerbarer Energiequellen ist ein Weg zu Sicherung eines neu definierten Wohlstandes. Er setzt voraus, dass die Politik die Weichen stellt und einen gesellschaftlichen Konsens zu einer neuen Energiepolitik sucht.
Röttgen führte weiter aus: „Deutschland muss seine internationale Vorreiterrolle nicht nur für eigenes Wachstum nutzen, sondern auch seiner Verantwortung gerecht werden, andere Länder auf diesem Weg zu unterstützen. In den Entwicklungsländern sind immer noch 1,4 Milliarden Menschen ohne Zugang zu Energieversorgung. Hier können gerade die erneuerbaren Energien deutliche Fortschritte erzielen und so ein Beitrag für mehr Gerechtigkeit in der Einen Welt sein. Wir dürfen bei den Anstrengungen zum internationalen Klimaschutz nicht nachlassen, denn Klimaschutz ist entscheidend für die Stabilität der internationalen Ordnung.“
Bundesforschungsministerin Annette Schavan
Annette Schavan hob zunächst auf Verantwortung und ethische Grundsätze ab. Sie stellte klar, dass im Jahr 2008 bei der Formulierung einer Energiestrategie die Resultate der Nutzen- und Risikoabwägungen der Atomenergie andere waren als heute. Das Restsrisiko sei nun zu einer Größe geworden, die doch zum ernsthaften Nachdenken Anlass gibt. Da sagte zu den Ergebnissen des IPCC:
„Der Bericht zeigt deutlich, dass der Forschung eine zentrale Aufgabe beim Übergang ins regenerative Zeitalter zukommt. Wenn wir unsere Klimaziele erreichen und den anstehenden Umbau der Energieversorgung realisieren wollen, dann müssen wir die im Bericht beschriebenen Wissenslücken schließen. Dieser Aufgabe stellen wir uns mit hohen Investitionen in die Forschung“.