Wundertätige Kräfte, böse Geister und Schutzengel zur Weihnachtszeit. Aberglaube in der Weihnachtszeit – von sprechenden Tieren, Hochzeitsorakeln, schützenden Weihnachtsengeln und welche Gefahren in den Rauhnächten von Zwergen ausgingen.
Die Furcht vor bösen Geistern und dunklen Mächten, die in den langen, dunklen Winternächten der Weihnachtszeit ihr Unwesen trieben, war ein früher tief verwurzelter Aberglaube. Weihrauch und Weihwasser wurden großzügig zum Schutz im Haus verteilt, Stall und Wäschekammer ausgeräuchert, der Besen umgedreht an die Wand gestellt. Man glaubte, das Essen von neun verschiedenen Speisen gebe Geisterschutz, und wer neun verschiedene Gegenstände in der Hand hält, könne alle Geister erkennen.
Mit Tieren sprechen in der Heiligen Nacht
Die Menschen glaubten, das in der Weihnachtsnacht wundertätige Kräfte wirkten. So wäre es möglich, in dieser Nacht Unsichtbarkeit und Unverwundbarkeit zu bekommen. Um Mitternacht könne man mit Tieren sprechen, die die Zukunft voraussagten. Doch wer es hören kann, könnte einem baldigen Tod geweiht sein.
Der Ursprung des Glaubens an sprechende Tiere in der Weihnachtsnacht könnte in heidnischen Kulten und Sagen zu finden sein. Zugrunde liegt die Überzeugung, das Götter und Menschen sich in Tiere verwandeln können. So verwandelte sich beispielsweise Naturgott Loki in einen Lachs, Griechengott Zeus in einen Stier. Weiterhin kann auch der Aberglaube an Gestaltwandler, Zauberwesen von sich wechselnder Gestalt, zu diesem Weihnachtsaberglauben beigetragen haben. Und da auch durchaus ein teuflisches Wesen seine Gestalt wechseln konnte, lag die Gefahr des vorzeitigen Sterbens nach solch einem Gespräch auf der Hand.
Hochzeitsorakel und Pflanzen in der Heiligen Nacht
Orakel waren bei Bauern beliebte Mittel, um die Zukunft zu deuten. Junge Mädchen warteten in der Weihnachtsnacht auf dem Kehricht aus ihrer Stube sitzend im Hof, bis der erste Hahn krähte. Aus der Himmelsrichtung, von der dieser erste Hahn den Morgen begrüßte, musste der Zukünftige kommen. Mädchen klopften an den Hühnerstall und warteten. Krähte der Hahn, kündigte er den bald eintreffenden Bräutigam an. Gackerte nur ein Huhn, musste sie noch etwas auf den Freier warten. Mädchen stellten sich im Kreis um einen Gänserich. Das Mädchen, das zuerst gezupft wurde, wurde die nächste Braut.
Auch bestimmten Pflanzen wurden Wunderwirkungen nachgesagt, so der Christrose. Wer sie in der Heiligen Nacht findet und pflückt, soll Schutz vor Krankheiten und Süchten erlangen. Buchsbaum, Eibe, Mistel und Stechpalme sprach man besonders wirksame Kräfte zu, schmückte damit die Stuben. Noch heute sind oft zum Schutz vor bösen Kräften diese Pflanzen neben Hauseingängen zu finden.
Engel als schützende Begleiter zur Weihnachtszeit
Engel versteht man als Himmelsboten oder Geistwesen, die in unmittelbarer Verbindung zum Überirdischen, Himmlischen stehen. Es gibt den Aberglauben, das jeder Mensch einen schützenden Engel als unsichtbaren Begleiter zu seinem Schutz besitzt. Dieser wird zur Weihnachtszeit besonders verehrt, man dankt ihm für seine guten Taten.
Insbesondere zum Weihnachtsengel, so glaubt man, könne der Mensch intensiv spirituelle Verbindung aufbauen. Mit dem Glauben an Weihnachtsengel verbindet man die Hoffnung auf Hilfe und Unterstützung, das sie Frohsinn geben und Kraft für das Kommende. Sie begleiten durch die Weihnachtsnacht, erinnern den Menschen an moralische Werte und Pflichten. In unzähligen Erzählungen, Märchen und Geschichten wird deutlich, das der Aberglaube an den problemlösenden, rettenden Weihnachtsengel bis in die Gegenwart hinein stark ausgeprägt ist.
Einige Menschen glauben, mit Weihnachtsengeln sprechen zu können. Sie bringen sich in besondere, meditative Stimmungen und konzentrieren sich auf ihre Anliegen und Bedürfnisse. Sie meinen, Engel können alle persönlichen Wünsche erfüllen, ihnen auch über Verstorbene berichten. Weihnachtsengeln als göttlichen Wesen und Boten des Herrn werden alle erdenklich guten Eigenschaften zugesprochen. Sie vermitteln den Geist der Heiligen Nacht, stiften zwischen den Menschen Frieden und wenden Unheil ab.
Vom Weihnachtsabend bis zum Dreikönigstag toben die Rauhnächte
Um diese Zeit kreiste besonders starker Aberglaube, auch die Zwölfte genannt. Nach der Heiligen Nacht werden, so glaubte man, die Seelen Verstorbener und Geister besonders aktiv. In der Luft vollzieht sich eine wilde Jagd mit einem gefährlichen Anführer – dem Wode. Wer seine Fenster und Türen in diesen Nächten nicht gründlich verschließt, wird von ihm überrascht, überfallen und gar getötet.
Magische Zwerge besuchen die Menschen und verlangen Bewirtung. Verärgert man sie, können sie Unmengen an Schaden anrichten und zerstören das Glück. Hexen umschleichen das Haus und müssen gebannt werden. Spitze Gegenstände wie Messer im Stall schützen Tiere vor ihrem bösen Zauber. Es lassen sich in dieser Zeit versunkene Schätze finden, magische Dinge erleben – das Beste und Schlechteste zugleich.
Die Unwirklichkeit dunkler, stürmischer Nächte und der Überlebenskampf in dieser kargen Zeit hat schon immer die Phantasie der Menschen belebt. So wurden die Rauhnächte als besonderer Kampf des Dunklen gegen das Helle, der guten Mächte gegen die Mächte der Finsternis empfunden und interpretiert. Vor Entstehung des christlichen Glaubens haben Menschen diese Zeit als Geburt der Sonne gefeiert, weil nach der Wintersonnenwende Mitte Dezember die Tage wieder länger werden – das Licht triumphiert wieder über die Dunkelheit.