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Welche Inhalte haben Zwangsgedanken?

Das Wesen zwanghaften Denkens ist oft der moralische Gegensatz. Zwanghafte Gedanken beschwören Katastrophen, Peinliches, Ordnung, Sex, Krankheit, Religiöses, Aggression und Gewalt. Sie erschüttern extrem das Selbstwertgefühl.

Zwangsgedanken werden als Zwangsstörung eingestuft, wenn sie nicht von außen kommend, sondern als eigene Gedanken von den Betroffenen wahrgenommen werden und nicht im Rahmen von Schizophrenie oder Depression entstehen. Sie schränken den normalen Tagesablauf erheblich ein.

Das inhaltliche Spektrum von Zwangsgedanken ist breit und immer individuell gefärbt. Doch gibt es einige Hauptthemen (Verschmutzung, Ansteckung, Aggression, Gewalt, Sex, Sammeln, Religion, Ordnung, Symmetrie, Gesundheit), die nach therapeutischer Erfahrung häufig vorkommen.

Die Zwangsbefürchtung

Das zwanghafte Denken ist in dieser Art von angstvollen Vorahnungen eines nahen Unheils gekennzeichnet, eher auf nahe stehende Menschen als die eigene Person bezogen. Dies können schwere Unfälle, Krankheiten oder Katastrophen sein. Das Szenario spielt sich fortlaufend im Kopf ab, der Zwangskranke glaubt häufig, dieses befürchtete Unheil irgendwie mit zu verursachen oder verschulden zu können.

So werden diese Zwangsbefürchtungen oft durch Rituale bzw. Zwangshandlungen entlastet. Beispielsweise kann ein Zwangserkrankter dem Drang unterliegen, die Quersumme aller Nummernschilder entgegenkommender Autos zu errechnen, da er in seiner eigenen Zwanglogik nur so das drohende Unheil einer Umweltkatastrophe verhindert.

Das zwanghafte Grübeln

Zwangsgedanken können in die grüblerische Beschäftigung mit meist unbestimmten Inhalten münden. Betroffene grübeln fortlaufend über bestimmte Sätze, beispielsweise: “Ich komme in die Hölle.” oder “Ich habe schuld und bin schlecht.”. Zwangserkrankte sezieren einzelne Sequenzen, das Grübeln kann auch in dumpfen Wortwiederholungen endlose Schleifen bilden, so etwa: “Schuld, Schuld, Schuld,… schlecht, schlecht, schlecht…”.

Derartige Grübelzwänge haben ängstigende und verunsichernde Wirkung. Der Betroffene schafft es oft nicht mehr, diese Endlosschleifen mit gegensätzlichen Gedanken zu neutralisieren (“Unschuld” gegen “Schuld“, “gut” gegen “schlecht” denken oder sprechen).

Inhaltliche Aspekte

Zwangsgedanken können die Gesundheit betreffen, beispielsweise einen möglichen Hirntumor, eine Krebsdiagnose oder einen bevorstehenden Herzinfarkt suggestiv beinhalten. Auch die vermutete Unsauberkeit von Räumen, das Vorhandensein gefährlicher Viren kann Gegenstand zwanghaften Denkens sein und Zwangshandlungen wie Waschritualen, andauerndem Händewaschen, Duschen oder Putzen vorausgehen.

Dann gibt es die nagenden Zweifel. So die zwanghafte Überzeugung, dass jede Person nur lügt oder jeder dem Zwangserkrankten geringschätzig begegnet. Oft haben Zwangsgedanken auch aggressive Inhalte, suggerieren einen möglichen Angriff, Verletzungsvisionen. Morde, Tötung oder Selbsttötung können Zwangsgedanken dominieren. Betroffene denken beispielsweise ständig zwanghaft, sich mit einem Messer zu verletzen, obwohl sie es real nicht beabsichtigen.

Ordnung und Sauberkeit

Zwanghaftes Denken kann von einem übertriebenen Ordnungsbedürfnis geprägt sein. Der Betroffene denkt zwanghaft, dass alles in seinem Umfeld symmetrisch und genau geordnet sein muss. So kann ein Gedankeninhalt die ständige Wiederholung von “ …alles im rechten Winkel..“ bedeuten.

Geraten diese Menschen in ein ungeordnetes Umfeld, schießen diese Gedankenschleifen zunehmend nachdrücklich durch den Kopf und können in die Zwangshandlung übergehen, fortlaufend sortieren, in Muster legen oder katalogisieren zu müssen.

Der Gegensatz ist ihr Wesen

Inhaltlich stehen Zwangsgedanken meist im Widerspruch zum individuellen Wertesystem. So plagen sehr gläubige Menschen oft gotteslästernde Gedanken, prüde Menschen werden von sie befremdenden sexuellen Phantasiegedanken betroffen, Vegetarier leiden an Tötungsimpulsen gegenüber Tieren, friedliebende Menschen werden durch Gedankenzwänge voller Gewalt gequält.

Zwangsgedanken, wie “Ich werde die Fensterscheibe zertrümmern.” werden durch je nach Bedarf wechselnde Gegengedanken “Ich darf die Fensterscheibe nicht zertrümmern.” zu bewältigen versucht. Oft misslingt diese doppelt gesetzte Gegensätzlichkeit und Zwangsgedanken verursachen ausweichende Rituale wie z.B. das fortlaufende Zählen von Gardinenringen (Zwangshandlung).

Zwangsgedanken verunsichern und bedingen eine extreme Anspannung. Mit ihnen verknüpfte rituelle Zwangshandlungen entlasten kurzzeitig. Betroffene können inhaltlich verschiedene Zwangsgedanken haben, die nicht immer in Handlungen münden.

Zwangsgedanken sind eine ernstzunehmende Beeinträchtigung

Noch vor etwa 20 Jahren galten Zwangsgedanken als sehr selten, chronisch und in vielen Fällen “unheilbar”. Mittlerweile weiß man, das viel mehr Menschen als bislang angenommen darunter leiden. Zunehmend wurden in den letzten Jahren gute Behandlungsmöglichkeiten für Zwangsgedanken entwickelt.

Zwangsgedanken sind Betroffenen oft extrem peinlich und werden gern verschwiegen. Doch da sie das alltägliche Leben immer mehr einschränken, ist die Inanspruchnahme therapeutischer Hilfe sinnvoll und notwendig.

Da nicht jeder Therapeut auf die Behandlung von Zwangsgedanken spezialisiert ist, wäre Betroffenen anzuraten, im Vorfeld gründlich zu recherchieren, wer wirklich empfehlenswert helfen kann. Auch sollte man sich nicht scheuen, die Qualifikation und Erfahrung mit der Behandlung von Zwangsgedanken bei Therapeuten im Vorfeld zu erfragen.