Wie kommt der Preis für ein antiquarisches Buch zustande? Dieser Artikel nennt einige wichtige Faktoren, die jeder Sammler kennen sollte.
Auch auf dem Antiquariatsmarkt herrscht zunächst einmal das Gesetz von Angebot und Nachfrage. Gibt es keinen Käufer, der bereit ist, den geforderten Preis zu zahlen, dann ist der Preis schlicht zu hoch angesetzt. Und tatsächlich gibt es auch Bücher, die nicht einmal als Geschenk einen Abnehmer finden. Woran das liegt? Das will dieser Artikel aufzeigen.
1. Kriterium: Der Verfasser eines Buches
Schriften eines berühmten Dichters oder Wissenschaftlers haben einen höheren Wert als Bücher eines unbekannten Autors. Eine früh erschienene Gedichtsammlung von Johann Wolfgang von Goethe findet immer mehr Interessenten als die Gedichte von Wilhelm Niemand. Und die biografischen Ergüsse heutiger Stars und Sternchen mögen zwar momentan gefragt sein, sind aber auf dem Büchermarkt in einigen Jahren kaum noch etwas wert.
2. Kriterium: Das Thema des Buches
Viele Büchersammler haben sich auf ein Thema spezialisiert und suchen ausschließlich Bücher beispielsweise über Eisenbahnen oder über ihre Heimat. Besonders beliebte Sammelgebiete sind derzeit Reisebeschreibungen, Bücher über Automobile und Science-Fiction-Literatur. Auch hier gibt es Modeströmungen, die sehr stark die Buchpreise beeinflussen.
3. Kriterium: Das Erscheinungsjahr des Buches
Je älter ein Buch, desto teurer. Diese so häufig genannte Aussage trifft allerdings nicht immer zu. Das Erscheinungsjahr ist immer auch im Zusammenhang mit allen anderen Kriterien zu beurteilen. Ein Buch von Johannes Mario Simmel wird auch in hundert Jahren kaum wertvoller sein als heute – es gibt einfach zu viele Exemplare, die Ausstattung der Bücher ist meist nicht der Rede wert und das Interesse der Leser heute kaum noch vorhanden.
4. Kriterium: Die Auflage des Buches
Die Erstauflage eines berühmten Buches eines ebenso berühmten Dichters ist in der Regel besonders teuer. Aber auch von dieser Regel gibt es Ausnahmen: es gibt spätere Auflagen, die durch ihre besondere künstlerische Ausstattung (wie Illustrationen durch einen bekannten Künstler) gesuchter sind als die Erstauflage. Bei der Mehrheit aller erschienenen Bücher spielt die Auflage allerdings keine Rolle, da es nur eine Auflage gab. Oder es gibt keine Qualitätsunterschiede zwischen den einzelnen Auflagen.
5. Kriterium: Die Seltenheit des Buches
Wann ist ein Buch selten? Nicht alle alten Bücher sind auch selten, da sie in extrem hohen Stückzahlen gedruckt wurden. So sind heute Bibeln, auch wenn sie über 200 Jahre alt sind, weder selten noch besonders wertvoll – außer es handelt sich um Bibeln mit besonderer Ausstattung. Kurz gesagt ist ein Buch immer dann selten, wenn es mehr potentielle Käufer als verfügbare Exemplare gibt.
6. Kriterium: Die Ausstattung des Buches
Schon die ersten Bücher wurden teilweise mit wunderbarem Buchschmuck versehen: schön gestaltete Initialen, Ornamente und religiöse Szenen. Später kamen dann immer realistischere Abbildungen und Illustrationen hinzu. Wer einmal die Bilder Maria Sibylla Merians gesehen hat, kann sich vorstellen, weshalb die Originalausgaben ihrer Bücher heute astronomische Preis erzielen. Und auch heute kosten Bildbände ja häufig mehr als Bücher ohne Abbildungen. Dies hängt natürlich auch mit den sehr viel höheren Herstellungskosten zusammen.
7. Kriterium: Einband und Papier des Buches
Taschenbuch oder Leineneinband, holzfreies Papier oder holzhaltiges – Einband und Papierart schlagen sich ebenfalls im Wert eines Buches nieder. Früher wurden Bücher übrigens immer ohne Einband verkauft, also nur der reine Buchblock. Es war üblich, das Buch dann individuell einbinden zu lassen. Ein Leder- oder Leineneinband steigert den Wert, Taschenbücher werden meist wesentlich geringer honoriert. Stark holzhaltiges Papier wurde nach dem zweiten Weltkrieg häufig verwendet. Es hat den Nachteil, dass es schnell brüchig wird und die Seiten heute stark gebräunt sind.
8. Kriterium: Der Erhaltungszustand des Buches
Jeder Sammler legt Wert darauf, ein besonders gut erhaltenes Exemplar eines Buches in seiner Bibliothek zu haben. Bestoßene Ecken (die entstehen häufig, wenn ein Buch zu Boden fällt und mit einer Ecke aufschlägt), Einrisse, Flecken, Textanstreichungen, Notizen im Text (außer von einer berühmten Person) Verfärbungen oder sogar fehlende Seiten mindern den Wert. Besonders fehlende Seiten machen ein Buch fast unverkäuflich, sofern es sich nicht um eine absolute Rarität handelt.
9. Kriterium: Bücher mit Signaturen
Unter Signatur versteht man die Unterschrift des Autors oder des Illustrators eines Buches. Eine solche Unterschrift – meist auf dem Titelblatt oder dem Vortitel des Buches – kann den Wert beträchtlich steigern. Die Widmung des Autors an eine bestimmte Person erhöht ebenfalls den Preis, nicht aber eine private Widmung wie „Meinem lieben Neffen Hans von Tante Hilde“. Diese wirkt sich in der Regel wertmindernd aus.
10. Kriterium: Vorbesitzer und Exlibris
Für den Vorbesitzer eines Buches gelten die gleichen Kriterien, wie schon bei den Signaturen: hat sich ein berühmter Zeitgenossen mit einem Eintrag verewigt, dann steigert das den Wert. Der Name von Hans Müller schmälert ihn leider. Der Besitznachweis mittels eines eingeklebten Exlibris erhöht den Wert eines Buches, wenn es ein besonders schön gestaltetes ist. Und wenn der Entwurf von einem bekannten Künstler stammt, dann kann der Wert dieses Buchzeichens auch schon mal den Wert des Buches übersteigen. Nicht umsonst gibt es spezielle Exlibris-Sammler.
Empfehlenswerte Internetadressen zur Wertermittlung eines Buches
Erste Adresse für alle Sammler ist das Zentrale Verzeichnis antiquarischer Bücher (ZVAB). Im größte Online-Antiquariat für deutschsprachige Titel bieten über 3.000 professionelle Antiquare aus 27 Ländern ihre Schätze an.
Die Buch-Suchmaschine Eurobuch durchsucht die Bestände von etwa 60.000 Antiquariaten und Neubuchhändlern, darunter auch Amazon, ebay und Abebooks.de, und vergleicht deren Preise direkt. Leider fehlen hier die Bestände des ZVAB.